Die Pensionskassenstatistik zeigt es schonungslos: Die Gesamtzahl der Pensionskassen nimmt kontinuierlich ab. Im Jahr 2020 reduzierten sich die Pensionskassen um rund 4% auf 1’434. Im Gegenzug dazu, stieg die durchschnittliche Anzahl Versicherte pro Pensionskasse an. Denn nicht etwa der Versichertenbestand nimmt ab, sondern die Anzahl der eigenständig geführten Pensionskassen reduziert sich. Der Trend dabei geht in Richtung Anschluss an eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung.
von Michael Schmidt, Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Pensionskassen-Beratung, Assurinvest AG
Immer weniger Arbeitgeber sind bereit, den Aufwand für die Führung einer eigenen Pensionskasse auf sich zu nehmen. Die heutigen Geschäftsleitungen fokussieren sich auf ihr Kerngeschäft und dessen Auslastung. Die Führung einer eigenen Pensionskasse wird vermehrt als grösser werdendes Risiko mit hohem Aufwand gesehen. Auch belastet eine internationale Rechnungslegung die eigene Bilanz, da für Pensionskassenguthaben zusätzliche Rückstellungen gebildet werden müssen.
Deshalb fokussieren sich die Führungsgremien von Firmen je länger je mehr darauf, ihre bestehende Pensionskasse einer Sammeleinrichtung anzuschliessen. Leider führt der Anschluss an eine gemeinschaftliche Vorsorgeeinrichtung auch häufig zur weitgehenden Aufgabe der eigenen Identität in der beruflichen Vorsorge. Damit ist gemeint, dass die Vorsorgepläne immer weniger auf die spezifischen Bedürfnisse des Versichertenbestandes ausgerichtet sind und auch die Vermögens-anlagen nicht mehr aufgrund der in der Arbeitgeberfirma gelebten Werte und Ideale umgesetzt werden.
Der Anschluss an eine Sammeleinrichtung führt zudem häufig dazu, dass nicht mehr die Leistung im Fokus steht, sondern vielmehr der Preis das ausschlaggebende Kriterium ist. Natürlich ist es auch bei einer Sammeleinrichtung möglich, ein hohes Leistungsniveau aufrecht zu erhalten. Leider führt jedoch der Umstand, dass verschiedene Marktteilnehmer im Kleingedruckten unterschiedliche Parameter anwenden dazu, dass die Leistungen bei jedem Anschlusswechsel schleichend abgebaut werden. Zudem wird bei Offert-Vergleichen oftmals dem günstigeren Anbieter der Zuschlag erteilt, auch wenn damit Leistungseinbussen verbunden sind.
Eine Lösung dieses Dilemmas ermöglicht das sogenannte «White Label» Sammelstiftungsmodell. Dieses ermöglicht es den angeschlossenen Betrieben, einen von der restlichen Sammeleinrichtung weitestgehend unabhängigen Vorsorgepool zu gründen und diesen mit grösstmöglicher Autonomie zu betreiben.
Der Vorsorgepool kann so weiterhin unter dem eigenen Label gegenüber den Versicherten auftreten und praktisch die komplette Anlage- und Vorsorgeplanstruktur, bis hin zu allfälligen direkten Liegenschaftsanlagen, weiterführen und innerhalb der gesetzlichen Vorgaben an den Bedürfnissen des eigenen Versichertenbestandes ausrichten.
Insbesondere die Umsetzung der Anlagestrategie, die Wahl der Vermögensverwalter oder auch die Gewährleistung einer nachhaltigen Vermögensanlage sind wichtige Kriterien, welche sehr stark vom fachlichen Hintergrund und der sozialpolitischen Einstellung der verantwortlichen Personen abhängen und somit die Philosophie eines Vorsorgekollektivs widerspiegeln.
Gleichzeitig profitiert der Versichertenbestand von Skaleneffekten einer Sammeleinrichtung. Die Verwaltungskosten können gesenkt, Rückversicherungsprämien optimiert und Revisions- und Expertenkosten auf mehrere Vorsorgepools verteilt werden. Ausserdem profitiert jedes einzelne Vorsorgewerk von der professionellen Infrastruktur und Geschäftsführung einer Sammeleinrichtung. Regulatorische Entwicklungen fliessen automatisch ein und müssen nicht selber erarbeitet werden.
Fazit: Das White Label Sammelstiftungsmodell ist eine effiziente Alternative zu den herkömmlichen Stiftungsmodellen. (Assurinvest AG/mc)