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Die Flüchtlinge am Rande Europas lassen uns fast ausnahmslos und zu Recht schlecht aussehen und uns mies fühlen. Zu lange haben die Europäer und auch wir Schweizer die Augen vor dem Elend vor unserer Haustüre verschlossen. Diese Erkenntnis hilft den Flüchtlingen zwar nicht sofort, könnte aber zu einem langsamen Umdenken führen.
Kommentar von Helmuth Fuchs
Wegschauen und so tun, als habe man es nicht gewusst geht schlicht nicht mehr. Praktisch alle Medien beschäftigen sich mit den Flüchtlingen. Nach der ersten Welle der polarisierenden und prollenden Stimmungsmachern wächst die Erkenntnis, dass es keine schnelle und einfache Lösung gibt.
Wer in Seenot gerät muss gerettet werden, ohne Wenn und Aber und Fragen
Die Geretteten müssen so schnell wie möglich innerhalb Europas eine Lebensperspektive bekommen, oder in das Ursprungsland zurück transportiert werden. Für diejenigen, die den Weg auf einen der schäbigen Seelenverkäufer noch nicht gefunden haben muss es eine Möglichkeit geben, einer entscheidungsbefugten Behörde des potentiellen Einwanderungslandes ihr Anliegen vortragen zu können und zwar wenn möglich im Ursprungsland. Dabei muss unterschieden werden zwischen Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten (aktuell zum Beispiel Syrien), die direkt um ihr Überleben und ihre Gesundheit fürchten müssen und Migranten, die sich eine wirtschaftlich bessere Zukunft erhoffen in einem europäischen Land. Die Schweiz und alle europäischen Staaten müssen in die Pflicht genommern werden, gemäss ihrer Wirtschafts- und Integrationskraft Flüchtlinge aufzunehmen.
Lenkung der Migrantenströme
Die Lenkung der Migrantenströme muss Gegenstand aller politischen Verhandlungen und wirtschaftlichen Abkommen zwischen Europa und den wichtigsten Herkunftsländern der Migranten werden. Es muss möglichen Migranten klar sein, welche Chancen sie auf eine Aufnahme in Europa haben. Zudem müssen die reichen arabischen Staaten und entwickelten afrikanischen Länder vermehrt Migranten des eigenen Kontinentes eine Perspektive bieten. Dasselbe gilt für Länder, welche Entwicklungshilfe bekommen. Hier müssen Anstrengungen unternommen werden, dass Entwicklungsgelder die Perspektiven der Bevölkerung verbessern (Bildung, Handwerk).
Von akuten Hilfsmassnahme zu einer Migrations- und Flüchtlings-Strategie
Die jetzt von der EU beschlossenen Gelder für den Ausbau der Seerettung sind eine akute Hilfsmassnahme, adressieren das ursprüngliche Problem aber in keiner Weise. Jetzt muss eine Strategie folgen, welche über gezielte Investitionen Flüchtlingen den Weg nach Europa schnell eröffnet, den Migranten in ihren Ursprungsländern eine Zukunft und ihnen klare Bedingungen für eine erfolgreiche Aufnahme in Europa bietet. Das ist durchaus auch im wirtschaftlichen Interesse Europas. Das Wohlergehen und die wirtschaftliche Zukunft der “alten Welt” wird massgeblich davon abhängen, ob sich Afrika zu einem leistungsfähigen Kontinent oder einer unerschöpflichen Quelle menschlichen Elends entwickelt.