Australische Speerblume in voller Blüte (Bild: Botanischer Garten UZH)
Zürich – Ein rares Ereignis: Erst das fünfte Mal – seit 1967, 2001, 2006 und 2012 – entfaltet die australische Speerblume diesen Sommer ihre Blütenpracht. Ihre grossen scharlachroten Blüten sind in den nächsten sechs Wochen im Botanischen Garten der Universität Zürich zu betrachten. Auch die indische Lotosblume, die Königin der Seerosen sowie die Kleine Teichrose präsentieren jetzt ihren bezaubernden Blütenreichtum in den Wasserbecken.
Sie wächst langsam, beansprucht für ihre Kultur viel Geduld, aber sie ist langlebig und widersteht sogar Waldbränden: die australische Speerblume. Sie blüht nur alle fünf bis sechs Jahre und zur Freude des Botanischen Gartens der UZH auch diesen Sommer. Häufiger würde die Pflanze nach einem Buschfeuer blühen, wie es in ihrer Heimat Australien gelegentlich vorkommt. Die unterirdische Knolle kann in der Regel ein Feuer unbeschadet überstehen.
Reicher und kräftiger Blütenstand
Der Botanische Garten der Universität Zürich hat die Speerblume seit 1967 in Kultur. Sie gehört einer eigenen Familie an, den «Doryanthaceen», die durch die einzige Gattung «Doryanthes» vertreten wird. Besucherinnen und Besucher entdecken sie im Bereich der Kübelpflanzen vor den Schauhäusern, wo sie während rund sechs Wochen blühen wird. Seit Oktober des vergangenen Jahres hat die Pflanze einen kräftigen Blütenstand geschoben, der hoch über die rund zwei Meter langen, lederigen Blätter hinausragt. «Wir haben dieses Mal einen besonderen Blütenreichtum», sagt Peter Enz, Leiter des Botanischen Gartens der Universität Zürich. Mithilfe einer speziell angebrachten Holztreppe gelangt man auf die Höhe der Blüte und kann ihre Schönheit von Nahem betrachten. Die stabilen Blüten mit attraktiven Staubfäden und blauen Pollen produzieren grosse Mengen an Nektar und werden von nektarfressenden Vögeln, Bienen und Fliegen bestäubt.
Lotosblume und Seerosen in voller Blüte
Auch die Wasserbecken warten mit anziehender Blütenpracht auf. Besucherinnen und Besucher entdecken im Teich neben dem Institut für Systematische Botanik die blühende indische Lotosblume – eine Ausläufer bildende, krautige Wasserpflanze mit rosafarbenen oder weissen Blütenhüllblättern. Aufgrund ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit mit den Seerosengewächsen wurde sie früher dieser Familie zugeordnet. Neuere molekulare Untersuchungen widerlegen diese Annahme. Als nächste Verwandte werden die südhemisphärisch verbreiteten Protea- und die Platanengewächse angesehen. Heute wird die Lotosblume weltweit in den Tropen und Subtropen kultiviert. Da sie im Schlamm wurzelt, Blätter und Blüte aber niemals verschmutzen, ist sie ein Symbol der Reinheit im Hinduismus und Buddhismus. In China gilt die Lotosblüte als Sinnbild einer guten Ehe.
Den ganzen Sommer über blühen auch die Riesenseerosen der Gattung «Victoria cruziana». Ihre in der Dämmerung süss duftenden weissen Blüten setzen sich aus mehreren hundert Blüten-, Staub- und Fruchtblättern zusammen und werden von vier kräftigen Kelchblättern umgeben. Nicht minder spektakulär sind ihre auf dem Wasser schwimmenden Blätter, die – abhängig vom Pflanzenstandort –bis zu drei Meter umfassen können. Die Königin der Seerosen gehört damit zu den grössten Schwimmblattpflanzen. Tausende, winzige Poren auf der Blattunterseite verhindern ein Untergehen der Blätter. Die Kerben in den Blatträndern verhelfen dem Blatt, dass sich das Wasser entleeren kann – selbst bei starkem Regenfall.
Eine ebenfalls ausdauernde Schwimmblattpflanze ist die Kleine Teichrose («Nuphar pumila»). Auch sie gehört zur Familie der Seerosen und blüht zurzeit. Gesamtschweizerisch ist ihr Vorkommen um 60 Prozent zurückgegangen, weshalb sie als bedrohte Pflanzenart gilt. Im Kanton Zürich kommt sie lediglich in einem Weiher im Zürcher Oberland vor. Die Kleine Teichrose lässt sich gut kultivieren und der Botanische Garten der Universität Zürich ist bestrebt, sie zu vermehren. (Universität Zürich/mc/ps)