Axpo will ältestes Schweizer AKW noch bis 2033 laufen lassen

Axpo will ältestes Schweizer AKW noch bis 2033 laufen lassen
AKW Beznau. (Foto: Axpo)

Baden – Die Schweiz wird länger als gedacht von Strom aus Atomkraft profitieren. Der Reaktor in Beznau – das älteste AKW der Welt, das noch am Netz ist – soll bis 2033 und damit 64 Jahre lang laufen. Das setzt Massstäbe für die anderen drei Schweizer Kernkraftwerke.

Am Morgen gab der grösste Schweizer Energiekonzern Axpo überraschend bekannt, dass Block 2 des Kernkraftwerks noch bis 2032 und Block 1 noch bis 2033 laufen werden. Beznau 1 ist seit 1969 am Netz und Beznau 2 seit 1971. Zuvor hatte es für die beiden Meiler kein konkretes Abschaltdatum gegeben.

Nach heutigem Stand soll das Kernkraftwerk Gösgen, an dem Alpiq 40 Prozent hält und damit die Geschäftsführung hat, mindestens 60 Jahre lang laufen. Gösgen nahm 1979 den kommerziellen Betrieb auf und dürfte somit also noch bis mindestens 2039 Strom produzieren.

Und das jüngste und grösste Atomkraftwerk der Schweiz in Leibstadt, das seit 1984 in Betrieb ist, soll bis mindestens 2045 Strom produzieren. Am AKW Leibstadt sind neben der Axpo unter anderem auch die Stromkonzerne Alpiq und BKW beteiligt.

Mit dem Segen des Ensi
Der Langzeitbetrieb der Kernkraftwerke bis circa 2050 gehöre zu den technologischen Optionen, die genügend Produktionskapazität hätten, bezahlbar und gleichzeitig CO2-neutral seien, sagte Axpo-Chef Christoph Brand am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz. Beim Entscheid wurden externe Spezialisten hinzugezogen und nicht zuletzt auch mit der Aufsichtsbehörde Ensi – welche die Betriebsbewilligungen erteilt – gesprochen.

Zur Frage, ob der Entscheid zur Laufzeit von Beznau nun auch bedeute, dass Leibstadt ebenfalls noch bis 2050 laufen könnte, sagte er: «Da gibt es noch keinen Entscheid.» Diese Diskussion müsse man zuerst über Gösgen führen und irgendwann komme dann auch der Zeitpunkt bei Leibstadt.

Derzeit sei die Abschaltung für das jüngste AKW aber noch kein Thema, und es seien hohe Investitionen geplant. Die Aktionäre haben seit 1984 bereits über 1,5 Milliarden Franken für Instandhaltung und Erneuerung reingesteckt. Bis 2032 sind weitere Investitionen von rund 1 Milliarde Franken geplant.

70 Jahre undenkbar
Mit einer Laufzeit von 64 Jahren scheint das Axpo-Management das Längstmögliche herausgeholt zu haben. Dass Beznau noch länger und gar 70 Jahre lang betrieben werden könnte, sei ausgeschlossen, sagte Brand. Ursprünglich waren einmal von 50 Jahren als mögliche Lebensdauer der Schweizer Atommeiler die Rede. Zuletzt hiess es innerhalb der Branche dann mindestens 60 Jahre.

Das AKW Beznau produziert pro Jahr rund 6 Terawattstunden Strom, was einem Verbrauch von 1,3 Millionen Vierpersonenhaushalten entspricht. Nach der Wasserkraft sind die vier Kernkraftwerke der Schweiz der grösste Pfeiler für die Stromproduktion. 2023 produzierten sie zusammen ein Drittel des Schweizer Stroms.

Nach 2050 seien dann theoretisch neue Kernkraftwerke und/oder CO2-neutral betriebene Gastkraftwerke vorstellbar, sagte Brand weiter. In dem Zusammenhang freut sich der Axpo-CEO auch über die Pläne von Energieminister Albert Rösti, das AKW-Neubauverbot aufzuheben. Er begrüsse den Entscheid, weil sich daraus Optionen für die Schweizer Energieversorgung ergeben würden.

Bau eines AKW für Axpo zu teuer
Am Ende werde sowieso die Schweizer Bevölkerung entscheiden, sagte Brand. Und selbst wenn sich die Schweizer für neue AKW aussprächen, sei immer noch nicht klar, wie mit den finanziellen Risiken für einen möglichen Bau und einen Betrieb umgegangen werden könnte.

«Der Bau eines Kernkraftwerks der bestehenden Generation ist betriebswirtschaftlich für ein Unternemen nicht darstellbar», sagte Brand im Interview mit AWP Video: «Das kann nur der Staat machen.»

Die Laufzeit der Kernkraftwerke ist per Gesetz nicht beschränkt, so lange sie sicher sind. Ein Neubau ist jedoch hierzulande aktuell verboten. Dem stimmte die Bevölkerung 2017 zu, als sie das revidierte Energiegesetz mit 58 Prozent der Stimmen annahm.

Bundesrat Albert Rösti will das AKW-Bauverbot aus dem Gesetz streichen und dazu bis Ende Jahr eine Vorlage zur Anpassung des Kernenergiegesetzes erarbeiten. Laut ihm sollen grundsätzlich moderne Atomkraftwerke gebaut werden können, wenn es nötig ist. Der Ausstieg aus dem Atomausstieg hat im Parlament bisher jedoch keine Mehrheiten gefunden. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar