Hinter der Glitzerfassade brodelt es: das Bahrain World Trade Center in Manama.
Manama – Die jüngsten Demonstrationen in Bahrain haben das Land in die Gruppe der arabischen Unruheherde Ägypten, Tunesien und Jemen eingereiht. Dabei sind soziale Proteste und gewaltsame Auseinandersetzungen in Bahrain nichts Unübliches.
Schon seit Jahren liefern sich marodierende Arbeiter, die monetalang auf ihren Lohn warten, sporadische Strassenschlachten mit der Polizei. Dass die Demonstrationen der letzten Tage, die Todesopfer forderten, von den Medien plötzlich aufgegriffen werden, liegt in erster Linie an der Revolte in Ägypten, die Präsident Mubarak aus dem Amt jagte. Bis zu den turnusgemässen Präsidentschaftswahlen am Nil im September wird das Land von einer Militärregierung verwaltet.
Im Schatten von Dubai
Unter Schweizer Geschäftsreisenden gilt Bahrain, in etwas so gross wie der Kanton Schwyz, als eher trostlose Orient-Metropole. Die Infrastruktur in Bahrains Hauptstadt Manama ist veraltet, die touristischen Attraktionen halten sich in Grenzen, vom jährlichen Formel-1 Grand Prix einmal abgesehen.
Die Finanzkrise hat zu Bankenpleiten und Milliarden-Verlusten beim Staatsfond Mumtalakat und der staatlichen Fluggesellschaft Gulf Air geführt, und diese Krise ist jetzt mir voller Wucht im Volk angekommen. Der Zusammenbruch der saudiarabischen Bankengruppen Saad und Al Gosaibi nahm im Frühjahr 2009 in Bahrain ihren Anfang, am Ende fielen zwischen 10 und 20 Mrd. Dollar Verluste bei kreditgebenden Drittbanken an. Seitdem meiden die Investoren Manama, setzen dafür umso mehr auf Abu Dhabi und Doha. Die 2009 weltweit lancierte Kampagne Business-friendly Bahrain trug die internen Probleme in den letzten Winkel der Finanzwelt.
Trümmer der Finanzkrise wiegen schwer
Die über 400 ansässigen Banken, Fonds-Gesellschaften und Vermögensverwalter investieren wenig im Inland, sondern nutzen das Königreich Bahrain eher als Offshore-Domizil, dessen Fonds-Regulierung mit jenen der liberalen EU-Finanzplätzen Luxemburg und Irland vergleichbar ist. Der Golfstaat verfügt über wenig Ölvorräte und ist auch kein OPEC-Mitglied. Der Start der kurzlich eröffneten, neuen Börse BFX musste mehrfach verschoben werden.
Den Iran im Nacken
Der Zwist zwischen Volk und Regierung ist auch religiöser Natur. Während die Herrscherfamilie um König Hamad al-Khalifah dem sunnitischen Islam angehört, sind drei Viertel der 750,000 Bahrani Schiiten. Die Schiiten berufen sich neben dem Propheten Mohammed auch auf dessen Vetter und Schwiegersohn Ali. Die Schiiten stellen ausser in Bahrain auch die Mehrheit im Iran, Irak, Aserbaidschan, im Libanon und an der ölreichen Ostküste von Saudiarabien. Mehrfach haben iranische Politiker, aber auch das Schah-Regime vor der Islamischen Revolution von 1979, territoriale Ansprüche auf Bahrain erhoben.
Bahrain ist auch ein Freizeithafen für gelangweilte US-Soldaten der 5. US-Flotte im Persischen Golf, die ihr Heimweh mit Bar- und Nachtclub-Besuchen bekämpfen.