Wie viele arabische Geldhäuser baut auch die Dubaier Grossbank Emirates NBD das Private Banking aus und fischt zunehmend im Teich der Schweizer Banken. (gaf)
von Gérard Al-Fil
Am Montag berichtete Emirates NBD, auch ENBD genannt, einen um 43 Prozent höheren Halbjahresgewinn von 2,2 Mrd. Dirham oder 599 Mio. US-Dollar. ENBD aus Dubai ist gemessen an ihrem Anlagevermögen die grösste Bank im Mittleren Osten. Fairerweise muss erwähnt werden, dass ein eimaliger Gewinn aus dem ersten Quartal das Ergebnis leuchten lässt. ENBD trat für 1,8 Mrd. Dirham (490 Mio. Dollar) 49% der IT-Tochter Network International an das Private Equity-Unternehmen Abraaj Capital ab.
Neue Disziplin in Nahost
Dennoch: wie ENBD haben die meisten Geldhäuser ihre Bilanzen bereinigt, Kosten gesenkt und bei der Kreditvergabe – für die Ölstaaten ein Novum – eiserne Disziplin walten lassen und neue Geschäftsfelder erschlossen. Insbesondere im Private Banking wollen arabische Banker zwischen Kuwait und Oman nicht länger ihren Konkurrenten aus der Schweiz das Feld überlassen. Selbst in dem von Unruhen erschütterten Bahrain lieferten drei von vier kotierten Banken Gewinnzuwächse. Steigende Erdölpreise federn die Effekte der Langzeitschäden von der letzten (Immobilien-)Krise bei den Banken am Persischen Golf zudem ab.
Dynamische Banken, müde Aktienbörsen
Während in den VAE einige Banken Gewinnrückgänge melden (wie National Bank of Umm Al Qaiwain (minus 21.39%) oder United Arab Bank (5,64% weniger Nettogewinn in H1)) melden saudiarabische Finanzistitute fast durchgehend gute Ergebnisse. Credit Suisse-Analyst Mohammed Hawa erwartet, dass sich dieser Trend fortsetzt. «Im Kreditbereinigungszyklus sind die Banken aus dem Königreich am weitesten fortgeschritten.» Auch die Verabschiedung eines Hypotheken-Gesetzes, die noch im 2011 erwartet wird, dürfte für saudi-arabische Geldhäuser mit starker Retail-Präsenz wie der islamischen Al Rajhi Bank (36% Marktanteil) neue Ertragsquellen eröffnen, glaubt Hawa. Viele Emirate-Banken dagegen, wie eben ENBD, hätten den Tiefpunkt bei zweifelhaften Krediten noch vor sich, sagt Hawa weiter.
Den lokalen Börsen hilft der neue Elan bei Arabiens Banken bislang nicht. Seit Anfang Jahr hat keine einziger Aktienmarkt in Mittelost einen Netto-Indexgewinn erzielt. Zu schwer wiegt die Kapitalflucht wegen der Proteste und Bürgerkriege, zu unsicher sind die Anleger auch aufgrund der Eurozonen-Krise und des US-Schuldenmenetekels. Das Schlusslicht in der Golfregion bildet die Börse in Kuwait mit einem Abschlag von 12,80 Prozent. «Bester Markt» ist die ADX in Abu Dhabi: sie verlor seit Januar nur zwei Prozent.