Banque Heritage: Der Mar-a-Lago-Plan – Finanzmanöver hinter den Kulissen

Von Jean-Christophe Rochat, CIO Banque Heritage
Die Gerüchte um einen «Mar-a-Lago-Plan» schüren die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit. Die erwarteten Umwälzungen könnten die Märkte und Währungen neu definieren.
Die neue Trump-Administration hat seit ihrem Amtsantritt Ende Januar die Kontrolle fest in der Hand. Beobachter und Märkte erwarteten zwar Veränderungen, blieben aber skeptisch, wie und wann diese umgesetzt werden würden. Jetzt haben wir ein klareres Bild. Das zentrale Thema, das von den Technologieunternehmern angeführt wird, ist eine tief greifende Neuausrichtung der Wirtschaft mit einem Rückzug des öffentlichen Sektors und einem Wiedererstarken des Privatsektors. «Rom wurde nicht an einem Tag erbaut», heisst es. Angesichts der aufkommenden Zweifel wird Geduld der Schlüssel sein.
Der unmittelbare Fokus liegt auf der Geopolitik, den Zöllen und dem Abbau des Staatsapparats – drei Bereiche, in denen sich die Spannungen herauskristallisieren, die sich wahrscheinlich auf das Wirtschaftsklima auswirken werden. Unternehmensfreundliche Reformen, wie Deregulierung, Steuersenkungen und möglicherweise niedrigere Zölle, werden erst später folgen. Die Verschlechterung des Geschäftsklimas signalisiert eine Verlangsamung für 2025. Im Jahr 2026, vor den Zwischenwahlen, dürfte sich die Konjunkturerholung jedoch beschleunigen.
Klare historische Lehren
Niall Ferguson ist ein anglo-amerikanischer Historiker, der für seine Arbeiten zur internationalen Wirtschaftsgeschichte bekannt ist. Er warnt: «Schulden waren schon immer der Ruin der Grossmächte. Sind die USA die nächsten?» Vom Spanien der Habsburger bis zu Donald Trumps Amerika, über die Niederländische Republik, Frankreich unter dem Ancien Régime, das hannoversche Grossbritannien, das Osmanische Reich, Österreich-Ungarn und das zaristische Russland bis hin zum Vereinigten Königreich seit 1919 hat keine Grossmacht überlebt, bei der der Schuldendienst die Ausgaben für die Landesverteidigung dauerhaft überstieg. Zunächst versuchten die Staats- und Regierungschefs jedoch, die Situation durch beispiellose wirtschaftliche Massnahmen zu bereinigen.
Nach Angaben des Congressional Budget Office (CBO) wird die Nettozinsbelastung der USA bereits im Jahr 2025 voraussichtlich vier Prozent des BIP übersteigen, während die Militärausgaben im Verhältnis zum BIP ebenfalls bei etwa vier Prozent liegen werden. Das letzte Mal, dass sich die USA in einer ähnlichen Situation befanden, war in den 1960er Jahren, einer Zeit, die durch die Anhäufung von Schulden aus dem Zweiten Weltkrieg, hohe Zinssätze und andere wirtschaftliche Herausforderungen gekennzeichnet war.
Es besteht jedoch kein unmittelbarer Druck oder eine kurzfristige Frist. Zumal die USA wiederholt ihre Kompetenz im Finanz-Engineering unter Beweis gestellt haben. Beispiele hierfür sind die TARP- und Covid-Pläne, die Mobilisierung der Bilanz der Federal Reserve (quantitative Lockerung) und die Rettung von Regionalbanken. Die derzeitige Regierung scheint jedoch weniger Angst vor atypischen wirtschaftlichen Manövern zu haben als ihre Vorgänger. Warnt sie nicht bereits offiziell die Länder des globalen Südens vor einem möglichen Niedergang des Dollars als dominierende Reserve- und Transaktionswährung?
Kein Rauch ohne Feuer
In den letzten Wochen haben sich die Gerüchte über die Umsetzung eines grossen Plans verdichtet, der als «Mar-a-Lago-Plan» bekannt ist. Dieser sieht eine umfassende Neuordnung der Geldpolitik vor, einschliesslich einer Umstrukturierung der Staatsverschuldung, begleitet von der Einrichtung eines Staatsfonds, der mit beschlagnahmten Bitcoins und neu bewertetem Gold aus Fort Knox gespeist wird. Mehrere Versionen dieses Plans werden derzeit geprüft. Kurz gesagt, würde er darauf abzielen, massive und produktive Investitionen in den Vereinigten Staaten zu fördern. Diese Förderung würde mit der Möglichkeit einhergehen, die von ausländischen Zentralbanken gehaltenen Staatsanleihen gegen neue unbefristete Schuldtitel einzutauschen, die keine Zinseinnahmen generieren. Eine Form der verdeckten Umstrukturierung… Im Gegenzug würden grosszügige Teilnehmer in den Genuss einer Befreiung von Zöllen und/oder des militärischen Schutzes der USA kommen.
Das Hauptziel dieser Manöver wäre es, den Wert des Dollars zu senken und die gesamte Staatsverschuldung zu reduzieren. Einige Experten sehen den jüngsten Anstieg des Goldpreises, die Ankündigung kolossaler Investitionen in die Halbleitertechnologie (TSCM) und Dekrete im Zusammenhang mit Kryptowährungen als Anzeichen für dieses Vorhaben. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Spekulationen bewahrheiten werden.
Eines der charakteristischen Merkmale von Donald Trump ist seine Fähigkeit, die globale Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg zu stören und die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit in Frage zu stellen. Wir sollten daher vorsichtig sein und seine Fähigkeit nicht unterschätzen, die wirtschaftlichen und geopolitischen Manöver noch weiter zu treiben. Die Bestätigung des Mar-a-Lago-Projekts könnte weitreichende Folgen für alle Währungen, Märkte und Rohstoffe haben. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir mehr denn je, die Vermögensportfolios breit zu diversifizieren, die Allokationen flexibel zu steuern und einen hohen Anteil an dekorrelierten Vermögenswerten zu halten – insbesondere zum Schutz vor Marktrisiken.
