Barings: Wie Covid-19 regionale Wachstumsaussichten verändert hat

Barings: Wie Covid-19 regionale Wachstumsaussichten verändert hat
Von Veronique Fournier, Co-Head DACH, Frankreich und Südeuropa, Business Development, Barings (links) und Agnès Belaisch, Chefstrategin Europa, Barings Investment Institute. (Bild: Barings)

Asien ist für gewöhnlich die Weltregion, die inspiriert. Nun könnte es jedoch an der Zeit sein, dass Europa glänzen kann. China war das erste Land, das sich von der Pandemie erholte. Dabei zog es die Nachbarländer durch seinen Importdrang mit sich und so weckte die Region in der ersten Jahreshälfte grosses Interesse bei den Anlegern. Das chinesische BIP-Wachstum wird in diesem Jahr wahrscheinlich bei 9% liegen. Auch wenn wir die langfristigen strukturellen Wachstumstrends in Asien in Bezug auf die digitale Wirtschaft und die technologische Konnektivität, wie 5G und die Cloud, weiterhin als günstig erachten, scheint die Dynamik in naher Zukunft ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Unterdessen wird die politische Unterstützung langsam abgebaut. Dies ist in den USA und in Europa nicht der Fall – die Pandemie hat ihnen die Gelegenheit gegeben, das Wirtschaftsmodell komplett zu ändern.

Wie wird die Modernisierung der Wirtschaftssysteme vorangetrieben?
Sowohl die USA als auch Europa haben eine massive Modernisierung ihrer Wirtschaftssysteme eingeleitet. Zwar werden die Pläne in den USA noch diskutiert, beinhalten aber offenbar umfangreiche Sozialausgaben für Bildung, Wohnen und das Gesundheitswesen – und das in einem Land, das bislang seine Vorliebe für eine dahingehend zurückhaltende Rolle der Regierung und wirtschaftlichen Liberalismus beteuert hat. Es wird Jahre dauern, bis diese Bemühungen Früchte tragen, aber es wird sich lohnen, die Entwicklungen zu beobachten. Europa, das bereits von einem grosszügigen Sozialstaat profitiert, hat beschlossen, seine Wirtschaft auf das nächste Jahrhundert vorzubereiten. Nur selten wurde in dieser Region eine solche fiskalische Macht ausgeübt. Die koordinierten Ausgaben für grüne und digitale Investitionen, die von den europäischen Institutionen finanziert werden, deuten auf den Anbruch neuer Zeiten für die Wirtschaftsunion hin. Die Chancen stehen gut, dass auf diese Weise die beim europäischen Wachstum herrschenden Schwerkräfte überwunden werden.

Profitieren von europäischer Investitionstätigkeit
Infolgedessen rückt Europa und seine grosse Bandbreite an Unternehmen – von grossen Weltmarktführern bis hin zu kleineren Nischenunternehmen – wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses. Auch wenn viele Firmen ihre Gewinne aus dem Auslandsgeschäft erzielen, ist Europa nach wie vor auch ein ergiebiger Markt für Unternehmen, die von der europäischen Investitionstätigkeit profitieren. Der europäische grüne Deal, welcher darauf abzielt, die Region in eine kohlenstoffarme Wirtschaft umzuwandeln, ist bemüht, einige neue, weniger bekannte Unternehmen in den Vordergrund zu rücken.

Spannende Nischen
Europa bietet eine Vielzahl kleiner, innovativer Unternehmen, die in grünen Nischenbereichen operieren und zu klein sind, um grosses Interesse bei neuen Marktteilnehmern zu wecken. Tomra Systems beispielsweise ist ein Unternehmen, das Lösungen für die Abfallsammlung bereitstellt. Es bietet den Kunden gegen den Umtausch gebrauchter Getränkeflaschen Bargeld an und wird somit vom Staat profitieren, der die Erfassung von Einwegplastik der Lebensmitteleinzelhändler unterstützt. Diese spannenden Nischen sind genau das, was die Anlageklasse der Small Caps so interessant macht. Kleine Unternehmen sind in der Regel agil, was ihnen die nötige Flexibilität verleiht, schnell auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Selbst in Branchen, die in der Vergangenheit stärker den globalen Wirtschaftstrends ausgesetzt waren, bietet das breite Spektrum der kleineren Unternehmen eine umfassende Auswahl an Aktien und potenziellen Wachstumschancen. (Barings/mc/ps)

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