Amur Leopard (© naturepl.com / Lynn M. Stone / WWF-Canon)
Zürich – Klimawandel, Landwirtschaft oder illegaler Handel bedrohen unzählige Tierarten. Der WWF zieht Bilanz und hat auch 2013 Gewinner und Verlierer ausgemacht: Grösster Verlierer ist das Nashorn, auf dem Gewinnerpodest darf der Amur-Leopard Platz nehmen.
Die Situation ist dramatisch: Gemäss der Weltnaturschutzunion IUCN sind inzwischen nicht weniger als 21’286 Tier- und Pflanzenarten bedroht. Besonders alarmierend sind die Zahlen bei den Wirbeltieren: 41 Prozent aller Amphibien, 25 Prozent aller Säugetiere und 13 Prozent aller Vogelarten stehen auf der Roten Liste! Um die schleichende Abnahme der Artenvielfalt ins Bewusstsein zu rücken, ernennt der WWF jedes Jahr Gewinner und Verlierer des vergangenen Jahres.
Gewinner 2013: Amur-Leopard
Nachdem Russland im Fernen Osten einen neuen Nationalpark eingerichtet hat, stieg der Bestand des Amur-Leoparden in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent. Das ist ein grosser Erfolg, auch wenn der Gesamt-Bestand mit 50 Tieren nach wie vor klein ist. Erfreulich ist, dass nicht nur die Anzahl der Tiere zunimmt, sondern dass sich auch das Verbreitungsgebiet vergrössert hat. Der Amur-Leopard zählt zu den seltensten Säugetieren der Welt. Er lebt in der Grenzregion von Russland, China, und Nordkorea und ist ausser in der Paarungszeit ein Einzelgänger. Hauptgrund für seine Bedrohung sind der Verlust seines Lebensraumes, Mangel an Beutetieren und Wilderei wegen seines auffällig gefleckten Felles. Der WWF unterstützt deshalb Anti-Wildererprogramme und treibt die Errichtung von Schutzgebieten voran.
Verlierer 2013: Nashorn
Ein trauriger Rekord: Dieses Jahr wurden allein in Südafrika 919 Nashörner gewildert. Das sind fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr! Die Zahl bestätigt, dass die Wilderei weltweit ausser Kontrolle geraten ist. Die Wilderer gehören organisierten Verbrechersyndikaten an, die mit Nachtsichtgeräten, Helikoptern und Schnellfeuergewehren ausgerüstet sind. Das erbeutete Horn – Schwarzmarktpreis über 20’000 Franken pro Kilo – gelangt mehrheitlich nach Asien. Um den illegalen Handel zu stoppen, fordert der WWF ein konsequentes Vorgehen entlang der gesamten Handelskette. In den Abnehmerländern braucht es Kampagnen, welche die Konsumenten dazu bringen, keine Nashorn-Produkte mehr zu kaufen. Und in den von Wilderei betroffenen Ländern braucht es härtere Strafen und gesamthaft ein engeres Zusammenspiel von Polizei und Zollbehörden.
Weitere Gewinner:
Lederschildkröte
Eine leichte Entspannung gibt es für die Lederschildkröte. Ihr Bestand wird von der IUCN nur noch als „empfindlich“ eingestuft. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bestimmte Bestände dieser grössten aller Meeresschildkröten noch immer gefährdet sind.
Lachs
Der Lachs gilt in der Schweiz zwar immer noch als ausgestorben. An der Ministerkonferenz in Basel, wo der WWF gemeinsam mit anderen Organisationen eine Petition einreichte, wurden aber erste Schritte in eine bessere Zukunft gemacht: Acht französische Kraftwerke am Rhein sollen fischgängig werden. Das erhöht die Chance, den Lachs bis 2020 wieder in der Schweiz zu haben.
Bartgeier
Hundert Jahre nach seiner Ausrottung leben wieder nahezu 200 Bartgeier im Alpenraum. Der WWF unterstützt die Wiederansiedlung der Stiftung Pro Bartgeier seit Jahrzehnten und freut sich, dass im Jahr 2013 in der Schweiz sechs Paare je ein Junges aufgezogen haben – ein neuer Rekord!
Grauwal
Die geplante neue Ölplattform vor der russischen Insel Sachalin wird vorerst nicht gebaut. Die „Sakhalin Energy Investment Company“ hat ihren Entscheid auf 2017 verschoben. Somit bekommen die letzten 150 nordwestpazifischen Grauwale in diesem Gebiet eine Verschnaufpause – ein schöner Erfolg für die Umweltverbände.
Weitere Verlierer:
Monarchfalter
Der Monarchfalter wandert in Amerika in riesigen Schwärmen über weite Strecken zu seinem Winterquartier in Mexico. Dieses Jahr aber waren es erschreckend wenige: 59 Prozent weniger als letztes Jahr wurden gezählt – ein neues Rekordtief. Schuld daran sind möglicherweise in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide.
Nidwaldner Haarschnecke
Die Nidwaldner Haarschnecke kommt nur in einem kleinen Gebiet rund um Engelberg vor und lebt auf einer Höhe von 2400 bis 2600 Metern. Wie viele andere Tier- und Pflanzenarten weicht die Schnecke als Folge des Temperaturanstiegs durch den Klimawandel in höher gelegene Gegenden aus. Doch das Ausweichmanöver der Nidwaldner Haarschnecke endet bald, weil die Gipfel fast erreicht sind.
Riesenwels
Der riesige Süsswasserfisch lebt im Mekong und wird durch ein geplantes Staudammprojekt bedroht. Dadurch kann der bis zu drei Meter lange Fisch nur noch erschwert in seine Laichgebiete zurückkehren.
Pinguine
Auf der internationalen Antarktis-Konferenz in Australien ist es leider nicht gelungen, Meeresschutzgebiete zu schaffen. Der Druck durch Fischerei, Schifffahrt und Industrie nimmt deshalb zu. Das bringt viele Pinguinarten im Südpolarmeer weiter in Bedrängnis. (WWF/mc/hfu)