Bern wächst in die Höhe
Muri – Ein Hochhaus beim Kreisel Moosstrasse und eine familienfreundliche Überbauung mit Quartierplatz an der Worbstrasse 183: Für zwei Baufelder des Entwicklungsgebiets Lischenmoos westlich des Bahnhofs Gümligen liegen jetzt konkrete Überbauungsideen vor. Sie sind das Resultat zweier paralleler Verfahren, welche die Firma HRS Real Estate AG gemeinsam mit der Gemeinde Muri b. Bern im letzten Jahr durchführte.
Für das Hochhaus im Baufeld A1 wurde ein Projektwettbewerb nach SIA Norm 142 mit zwölf qualifizierten Planungsteams durchgeführt, für das Baufeld D ein Studienauftrag nach SIA Norm 143 mit fünf beauftragten Planerteams. Insgesamt befassten sich damit im letzten Jahr über hundert Architekten und Fachplaner mit der Frage, wie die Vorgaben aus der Masterplanung der Zentrumsentwicklung Gümligen umgesetzt werden könnten.
Baufeld D: Familienfreundliches Wohnen
An der Worbstrasse 183 befindet sich das Baufeld D, das sich seit längerem im Besitz der Firma HRS Real Estate AG befindet. Es ist quasi das «Herz» des Lischenmoos und soll dem künftigen neuen Quartier als Mitte und Treffpunkt dienen. Der Masterplan sieht eine urbane, familienfreundliche Überbauung vor, die als Vorbild für eine spätere Bebauung der benachbarten Baufelder dienen soll. Das Siegerprojekt des Studienauftragsverfahrens trägt dieser Vorgabe Rechnung. Der «Lischenmoosplatz» soll zum identitätsstiftenden, mit viel Grün gestalteten Begegnungsort im Quartier werden. Die denkmalgeschützte Fabrikantenvilla bleibt bestehen. Sie wird Teil eines neu entstehenden Ensembles mit einem 6-geschossigen Längsgebäude aus Holz hinter und einem 4-geschossigen Punktbau neben der Villa. Die Neuüberbauung ist ressourcenschonend und wirtschaftlich konzipiert. Die vorgesehenen Bauten mit rund 45 Wohnungen fügen sich harmonisch in die vorgegebene bauliche Struktur ein.
Hinter dem Siegerprojekt steckt das Team um das Berner Architekturbüro Suter+Partner AG, das sich bereits andernorts einen Namen für denkmalpflegerisch fundierte Lösungen gemacht hat, u.a. beim BWZ Lyss, beim Casino Theater Burgdorf oder dem Schloss Schadau in Thun. Der Jury imponierte die qualitätsvolle, dem Ort angepasste Gestaltungsidee, die eine hohe Wohnqualität und einen grosszügigen Platz mit viel Freiraum ermögliche.
Baufeld A1: Ein Hochhaus als markantes Zeichen
Das Baufeld A1, direkt neben dem Kreisel Moosstrasse und südlich des Bahnhofs gelegen, nimmt gemäss Masterplan eine Schlüsselstellung ein. Hier ist bereits in der Testplanung ein Hochhaus angedacht worden. Es soll ein markantes Zeichen setzen und zugleich den Auftakt zur Zentrumsentwicklung Gümligen markieren. Der Projektwettbewerb brachte eine Vielzahl von spannenden, teilweise sehr unterschiedlichen Lösungsansätzen hervor. Das Rennen machte schliesslich das Projekt «Triangolo» vom Team um das Zürcher Architekturbüro Michael Meier und Marius Hug. Dieses Büro hat u.a. zwei Wohntürme in Arbon, die Hochhäuser Baden Nord und die Umnutzung einer Textilfabrik in Mels in seinen Referenzen. «Triangolo» sieht ein eingeschossiges Sockelgeschoss vor, auf dem sich zwei unterschiedliche Gebäudeteile erheben: Das 18-geschossige Gebäude am Ostende bildet den räumlichen Abschluss gegen den Zentrumsplatz hin. Der gegenüberliegende 4-geschossige Baukörper schöpft die maximal mögliche Höhe bewusst nicht aus. Er orientiert sich an den bestehenden Bauten der Worbstrasse.
Die Hauptzugänge und die Publikumsnutzungen (Läden, Gastronomie u.a.) liegen entlang der Worbstrasse und am Zentrumsplatz. Ab dem zweiten Obergeschoss soll im Hochhaus ausschliesslich gewohnt werden. Die Rückseite der Gebäude ist gegen die Bahngleise orientiert und umfasst die Zufahrt zur Einstellhalle (inkl. Veloparkierung), Anlieferung, Entsorgungsplatz und Parkfelder. Der Aufgang aus der Bahnhofunterführung ist topografisch gut eingebunden. Der künftige Zentrumsplatz erhält eine klare Kontur und wird mit Bäumen akzentuiert. Dem Preisgericht würdigte die differenzierte Volumetrie des Baukörpers und die intelligente Anordnung der Nutzungen und der Zugänge im Erdgeschoss. Trotz der speziellen Grundstückform, so die Jury, wiesen die Wohnungen und Büroflächen qualitativ besonders gute Grundrisse auf. «Triangolo» wird diesen Ort nachhaltig positiv prägen.
Ideen für den Zentrumsplatz
Wichtig ist das Baufeld A1 nicht nur für das Hochhaus, sondern auch, weil es die Verbindung zum östlich angrenzenden Zentrumsplatz herstellt. Im Rahmen des Projektwettbewerbes waren die Teams angehalten, Ideen zu entwickeln, wie der künftige Zentrumsplatz ausgestaltet werden könnte. Diese Ideen bilden die Grundlage für einen partizipativen Prozess mit der Bevölkerung, der in den nächsten Monaten durch die Gemeinde gestartet werden soll.
Wie geht es weiter?
Die beiden Baufelder A1 und D sind Bestandteil der ZPP «Zentrumsentwicklung Gümligen» (Zone mit Planungspflicht), über welche die Stimmberechtigten von Muri b. Bern in der zweiten Hälfte 2020 abstimmen werden. Die Realisierung derProjekte aus Projektwettbewerb und Studienauftrag sollen – vorbehältlich der Zustimmung der Stimmberechtigten zur ZPP – 2022 starten. Die Bauzeit dauert ca. 2 Jahre. (HRS/mc/pg)