Berner Forscher entwickeln neues Frühwarnsystem für Alzheimer

Alzheimer

Mit Berner Software berechnet: die Konzentration an veränderten Proteinen im Gehirn. Bei Gruppe 1 wurden viele solche Proteine festgestellt, bei Gruppe 2 nur wenige. (Bild: Universitätsinstitut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Inselspital Bern)

Bern – Forscher des Inselspitals und der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern haben als Erste in der Schweiz ein Verfahren entwickelt, mit dem sie anhand einer Magnetresonanztomografie frühe Hinweise auf Alzheimer im Gehirn feststellen können.

Sie sehen den Alzheimer nicht, sie messen ihn. Einem Forscherteam des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern ist es gelungen, Eiweissablagerungen im Gehirn anhand eines MRTs (Magnetresonanztomografie) nachzuweisen. Wie die in der Fachzeitschrift American Journal of Neuroradiology veröffentlichte Studie zeigt, erzielen sie mit dem von ihnen entwickelten Verfahren eine Trefferquote von 92 Prozent. Die Berner Ärzte haben in der Studie 54 Personen untersucht. Ein Drittel hatte nur leichte Gedächtnisstörungen, ein Drittel wies Alzheimer-Symptome auf und 18 Personen waren Teil der Kontrollgruppe.

Frühdiagnose ermöglichen
„Wir möchten Alzheimer feststellen, bevor er ausbricht“, sagt Claus Kiefer, Magnetresonanz-Physiker am Universitätsinstitut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des Inselspitals Bern. Mit dem von ihm gemeinsam mit Neuroradiologen und Psychologen des Inselspitals und Psychiatern der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern entwickelten Modell kommt er diesem Ziel ein Stück näher. Die interdisziplinäre Memory Clinic des Inselspitals ist auf die Frühdiagnose von Demenz spezialisiert.

Die Ärzte stellen die Veränderungen im Hirngewebe durch die Messung und Auswertung von Daten aus dem MRT fest. „Wir erkennen, ob es bestimmte krankhaft veränderte Proteine hat und wie viele von ihnen“, sagt Claus Kiefer.

Versteckte Alzheimer-Hinweise
Patienten mit Alzheimer haben viele Ablagerungen von veränderten Proteinen im Gehirn. Diese Proteine lagern sich vor dem Auftreten der Alzheimer-Symptome ab und können so einen Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch der Krankheit liefern. „Wenn sie da sind, wissen wir, da beginnt etwas“, sagt Prof. Roland Wiest, Leitender Arzt am Universitätsinstitut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie und Leiter der Studie.

Das Problem bisher: Diese Molekül-Ablagerungen sind mit einem Routine-MRT nicht sichtbar. Mit dem von Claus Kiefer entwickelten physikalischen Modell kann die Konzentration der vorhandenen Proteine berechnet werden. „Je früher man Alzheimer erkennt, desto eher kann man mit der Behandlung beginnen“, sagt Roland Wiest.

Noch gibt es allerdings keine Medikamente, die man zu Beginn der Krankheit einsetzen könnte. Zurzeit wird weltweit nach Methoden zur Früherkennung und zur Frühbehandlung von Alzheimer geforscht. Vor einem Einsatz als „Alzheimer-Test“ werden beim neuen Berner Verfahren jetzt noch mehr Daten gesammelt und ausgewertet. (Inselspital/mc/pg)

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