Uber-CEO Travis Kalanick oder Hollywood-Mogul Harvey Weinstein – die Seximus-Debatte dominiert die Medien und kein Tag vergeht, ohne dass in den USA ein weiteres Opfer an die Öffentlichkeit geht. In Amerika scheint der Bann gebrochen zu sein, in anderen Teilen der Welt verhält es sich noch verdächtig ruhig. Wie lange noch?
Scham und Schande – während für die Opfer von sexuellen Übergriffen endlich die Zeit gekommen ist, sich als solche zu outen, drohen den Tätern nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern – je nach Schwere des Vergehens – auf einen Schlag zudem ein irreparabler Reputationsschaden und damit verbunden das Ende von Karriere, Geld, Glanz und Ruhm. Da spielt es auch keine Rolle, wenn wie bei dem Regisseur Roman Polanski die Vergewaltigungsvorwürfe verjährt sind.
Diese Debatte – wie es derzeit in den Medien noch passiert – auf Einzelpersonen zu reduzieren, ist falsch. Sexismus in Form von Anmache, sexuellen Übergriffen oder Diskriminierung des anderen Geschlechts ist schlussendlich Ausdruck einer fehlgeleiteten Unternehmenskultur. Man rufe sich den Sex-Skandal des deutschen Versicherers Ergo vor 5 Jahren in Erinnerung, wo Mitarbeiter zur Belohnung in den Swingerclub nach Budapest flogen.
Keine Frage – der Zeitgeist hat sich verändert. Definitiv vorbei sind die Zeiten, in denen betriebliche Weihnachtsfeiern in wilden Partys ausarteten. Ein Zuviel an Alkohol geht heute als Entschuldigung für Fehlverhalten nicht mehr durch. Doch wie lässt sich Sexismus in Unternehmen vermeiden? Ein Code of Conduct – unmissverständliche Verhaltensregeln verbunden mit klar definierten Sanktionen – dient hier als Charta. Whistleblowers sollten nicht eingeschüchtert sondern ermutigt werden, über Missstände im Unternehmen zu berichten. Mit einem Dresscode – über die UBS wurde wegen ihrer in 2010 veröffentlichten prüden Kleiderregeln noch gelacht – lässt sich verhindern, dass zwischen den Geschlechtern ungewollt falsche Signale ausgesendet werden.
Mit einer transparenten Kultur und unmissverständlichen Verhaltensregeln lässt sich Sexismus in Unternehmen den Kampf ansagen – selbst wenn dies das Ende der Liebe am Arbeitsplatz bedeutet (wo sie eigentlich auch nicht hingehört).