Basel – Was ein Partner in einer Zweierbeziehung vermeidet, möchte der andere auf Dauer ebenfalls vermeiden – und was eine Seite erreichen will, das will die andere auch. Solche Effekte lassen sich fast unabhängig von Geschlecht, Alter und Beziehungsdauer beobachten, wie Forschende der Universität Basel in einer Studie mit über 450 Paaren berichten.
Das Forschungsteam der Fakultät für Psychologie der Universität Basel wollte prüfen, ob die zu vermeidenden und anzustrebenden Ziele innerhalb eines Paars kurz- und langfristig zusammenpassen. Die Probandinnen und Probanden hatten sich dazu zu äussern, ob sie heute versucht haben, Konflikte mit dem Partner zu vermeiden oder aber sinnvolle Erfahrungen gemeinsam zu teilen. Darauf folgte eine Analyse, wie sich die Angaben auf die Ziele des jeweiligen Partners oder der Partnerin auswirken.
Die Ziele wurden bei den Einzelnen täglich während zwei 14-tägigen Messungen erhoben, welche bei 456 weiblich-männlichen Paaren im Abstand von zehn bis zwölf Monaten durchgeführt wurden. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei fast 34 Jahren, die Dauer der Zweierbeziehungen im Schnitt bei knapp zehn Jahren. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts «The Journals of Gerontology» erschienen.
Zeitlich verzögerte Wirkungen
Ergebnis der Studie: Wenn innerhalb einer Partnerschaft der eine zum Beispiel Verletzungen und Konflikte vermeidet, so versucht der andere das auch. Und umgekehrt: Wenn das Gegenüber etwa Wachstum und sinnvolle Erfahrungen anstrebt, möchte man dasselbe erreichen. Das Psychologie-Team um Erstautorin Prof. Dr. Jana Nikitin fand dabei vor allem zeitlich verzögerte Effekte zwischen den beiden Partnern. Diese traten weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter oder der Beziehungsdauer auf.
Bemerkenswert war, dass die täglichen Ziele eines Partners – die sich verändern können – vor allem mit den mittel- und längerfristigen Zieltendenzen des anderen Partners zusammenpassten. Es braucht also mehrere Tage bis Monate, bis sich die langfristigen Beziehungsziele eines Partners auf die Ziele des andern auswirken. «Dies könnte ein adaptiver Mechanismus sein, um die Zweierbeziehung stabil zu halten», kommentiert Nikitin, «indem man sich nicht von jeder momentanen Schwankung des Partners beeinflussen lässt». (Universität Basel/mc/ps)
Originalbeitrag
Jana Nikitin, Jenna Wünsche, Janina L. Bühler, Rebekka Weidmann, Robert P. Burriss, Alexander Grob
Interdependence of Approach and Avoidance Goals in Romantic Couples Over Days and Months
The Journals of Gerontology, Series B (2020), doi: 10.1093/geronb/gbaa149
Universität Basel