Bern – Die Schweiz weist eine hohe Artenvielfalt aus. Doch sie ist unter Druck: 17 Prozent aller Arten sind «vom Aussterben bedroht» oder «stark gefährdet». Weitere 16 Prozent gelten als «verletzlich» – ihr Bestand ist in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent geschrumpft. Viele ökologisch wertvolle Lebensräume sind in den letzten Jahrzehnten kleiner geworden und schlechter vernetzt. Dies zeigen zwei Berichte, die das Bundesamt für Umwelt (BAFU) am internationalen Tag der biologischen Vielfalt veröffentlicht hat.
«Die beiden Berichte zeigen ein eindeutiges Bild: Um die Biodiversität zu fördern und zu schützen gibt es noch viel zu tun. Aber es gibt auch Erfolgsgeschichten, beispielweise der Weissstorch, der dank gezielten Massnahmen nicht mehr auf der Roten Liste ist», sagte BAFU-Direktorin Katrin Schneeberger an einer Medienkonferenz anlässlich des Internationalen Tags der Biodiversität.
Den Studien «Biodiversität in der Schweiz» und «Rote Listen – Gefährdete Arten und Lebensräume in der Schweiz» zufolge hat sich die Gefährdung vieler Fisch-, Reptilien- und Vogelarten erhöht. Und der Zustand von ökologisch wertvollen Lebensräumen hat sich verschlechtert, zudem sind sie zu wenig vernetzt. «Diese kleinen Flächen sind zwar für die Erhaltung der Artenvielfalt wichtig, sie sind aber oft isoliert. Das ist für wandernde Arten und für den Erhalt der genetischen Vielfalt ein Problem», erklärte BAFU-Vizedirektorin Franziska Schwarz.
Einige Erfolge erzielt, aber nicht genug
Eine grosse Arten- und genetische Vielfalt erhöht die Chance, dass die Natur sich an Extremereignisse wie Trockenheits- und Hitzestress anpassen kann. Das ist heute wichtiger denn je: «Eine reiche Biodiversität dient auch dem Klimaschutz. In den letzten Jahren wurden einige Fortschritte erzielt, die jedoch noch nicht ausreichen, um den Trend umzukehren. Wir brauchen die Zusammenarbeit aller Akteure», sagte Katrin Schneeberger.
Die Landwirtschaft hat in den letzten Jahren den Anteil der Flächen zugunsten der Biodiversität erhöht. Das hilft der Artenvielfalt, aber es braucht weitere Anstrengungen. Auch ein grosses Potenzial ortet der Bundesrat in den Siedlungsgebieten.
Deshalb reagiert der Bund mit verschiedenen Massnahmen. So will der Bundesrat mit seinem indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative die Qualität und die Vernetzung von Lebensräumen fördern sowie die Natur im Siedlungsraum voranbringen. Konkret heisst das, dass schon in der Raumplanung mehr naturnah gestaltete Grün- und Gewässerräume, Stadtwälder, Wasserflächen oder begrünte Dächer und Fassaden vorgesehen werden sollen. Denn mehr Naturnähe in den Städten ist für die biologische Vielfalt und die Bevölkerung wertvoll.
Bei der Förderung der erneuerbaren Energien ist eine Interessenabwägung zwischen Schutz und Nutzung nötig. Der Bundesrat will den Zubau auf so genannte «Eignungsgebiete» fokussieren. Das sind Gebiete, die sowohl aus Produktions- wie auch aus Schutzsicht besonders für den Zubau geeignet ist. (mc/pg)