Graz – Forscher des Austrian Centre of Industrial Biotechnology in Graz entwickeln Methoden, um aus Stroh und Holzabfällen eine neue Art von Biotreibstoff herzustellen. Statt mit Benzin oder Biosprit aus Mais könnten in Zukunft Autos mit nachhaltigem Biosprit 2.0 betankt werden. Das Dilemma «Treibstoff statt Essen» wäre gelöst.
Biotreibstoffe werden aus Pflanzen gewonnen und sind im Gegensatz zu Benzin oder Diesel eine erneuerbare Energiequelle. Herkömmlicher Biosprit, der aus Mais oder Zuckerrohr hergestellt wird, steht jedoch im Verdacht, das Lebensmittelangebot zu verknappen und Preise zu erhöhen. Das Dilemma «Treibstoff oder Essen», das derzeit mit der Gewinnung von Biosprit verbunden ist, soll bald gelöst sein. Österreichische Forscher des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) in Graz arbeiten mit einem Industriepartner am sogenannten Biosprit 2.0.
Enzyme wirken als Häcksler
Aus landwirtschaftlichen Abfällen – Stroh, Holzschnitzeln, Spänen – wird mit dem Einsatz von Enzymen die Grundlage für den nachhaltigen Treibstoff hergestellt. Die verwendeten Enzyme – sogenannte Cellulasen – wandeln die Cellulose und die Hemicellulose im Stroh und im Holz in kleine Zuckermoleküle um. «Die Enzyme funktionieren ähnlich wie ein Häcksler», erklärt Anton Glieder, wissenschaftlicher Leiter des acib, «das Enzym spaltet von der vergleichsweise riesigen Cellulosekette kleine Zuckermoleküle ab, bis die ganze Cellulose zu Zucker gespalten ist.»
Die Zuckermoleküle wiederum werden – ähnlich der alkoholischen Gärung beim Wein – von Hefepilzen zu Bioethanol umgesetzt, aus dem schliesslich Biosprit hergestellt werden kann. Die besten Enzyme für den Prozess stellen die Biotechnologen zum Beispiel mit dem Schimmelpilz Trichoderma reesei her, der auf verfaulenden Holzresten wächst. «Ziel der Forscher ist es, die Pilzenzyme weiter zu verbessern», so Anton Glieder. Damit soll die industrielle Produktion von Biosprit 2.0 möglich werden. (ABA/mc/pg)