BlackRock Marktausblick: Tech-Rallye – Unternehmensgewinne beflügeln globale Risikostimmung
Im Jahr 2024 liegt – nicht zuletzt angesichts der sportlichen Bewertungsexpansion in Teilbereichen des Weltaktienmarkts im vergangenen Jahr – ein stärkerer Fokus auf der Gewinnentwicklung der Unternehmen. In den letzten Wochen wurden im US-amerikanischen Technologiebereich die Gewinne nicht nur geliefert, sondern die Erwartungen der Analysten grosso modo übertroffen.
Diese günstigen Nachrichten zum fundamentalen Rückgrat der Börsen verlieh der Aufwärtsdynamik über die USA hinaus weiteren Rückenwind. Technologieaktien weltweit kletterten nach oben und zogen den Rest des Globus mit. Leitindizes wie der japanische Nikkei (Index der 225 grössten börsennotierten Unternehmen Japans) und der europäische Stoxx 600 (der Europe Stoxx 600 Index repräsentiert mit 600 europäischen Unternehmen einen breiten Querschnitt der europäischen Aktienmärkte) erreichten Höchststände (Quelle: LSEG Datastream, per 23.02.2024).
Japan: Neues Allzeithoch nur ein Zwischenhoch? März wegweisend
In Japan markierte der Nikkei damit erstmals seit mehreren Jahrzehnten – genau genommen seit Dezember 1989 – ein neues Rekordhoch. Die zweistellige Wertentwicklung des Aktienmarkts seit Jahresbeginn sticht im internationalen Vergleich klar hervor (Quelle: LSEG Datastream, per 23.02.2024). Kann sich die Rally in Japan fortsetzen? Die Argumente scheinen dafür derzeit zu überwiegen. Im Gegensatz zu mehreren missglückten Anläufen in der Vergangenheit erwarten wir weiteren Spielraum für japanische Aktien – angesichts robuster Gewinne, fortgesetzter Unternehmensreformen und einer nur allmählichen Normalisierung der ultra-lockere Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ). Wir bleiben taktisch bei japanischen Aktien übergewichtet.
So drängt die Tokioter Börse darauf, unter anderem mittels Offenlegungen von Kapitalplänen, dass japanische Firmen ihre Rentabilität fortgesetzt verbessern. Fortschritte bei den Corporate-Governance-Reformen sind ein wesentlicher Treiber für die Aktiengewinne. Seit der frühere Premierminister Shinzo Abe vor mehr als einem Jahrzehnt Governance-Reformen einführte, hat sich die Eigenkapitalrendite ausgehend von niedrigen Niveaus merklich erhöht. Seit dem Jahr 2010 ist die Rentabilität von einem negativen Niveau auf 9% gestiegen (Quelle: LSEG Datastream, per 23.02.2024). Das ist zwar nur halb so hoch wie in den USA, aber die Reformimpulse sollten dazu beitragen, den Abstand weiter zu verringern.
Der Frühlingsmonat März könnte sich als wegweisend für die japanische Börse entpuppen. Denn das langjährige Deflationsgespenst ist noch nicht vergessen. Unseres Erachtens benötigt die BoJ daher weitere Beweise für eine nachhaltig wieder anziehende Inflation, bevor sie die Zinsen weiter anhebt. Die Bekanntgabe der Ergebnisse der jährlichen Lohnverhandlungen der Shunto-Gewerkschaft wird ungefähr zeitgleich mit der nächsten Notenbanksitzung der BoJ am 18./19. März erfolgen. Die Lohnverhandlungen werden weitere Hinweise liefern, ob sich die Inflation nicht nur dank des schwachen Yen-Wechselkurses und damit einhergehend höheren Importpreisen verfestigt hat, sondern auch dank eines angespannten Arbeitsmarkts und dem daraus resultierenden Lohnaufwärtsdruck.
Unsere Erwartung: In den kommenden Monaten dürfte die BoJ ihre Negativzinspolitik beenden. Den Lohnanstieg am aktuellen Rand erachten wir jedoch als noch nicht ausreichend, um die Teuerung nachhaltig auf der 2%-Zielmarke der BoJ zu halten – und deshalb glauben wir nicht, dass die BoJ ihre Geldpolitik so stark straffen wird, wie die Märkte es einpreisen.
Rentenmärkte: Inflationsdaten nur bedingt schmackhaft für geldpolitische Tauben
In den USA und in Europa diskutieren die Zentralbanker vielmehr über erste Zinssenkungen als weitere Zinserhöhungen. Der überschäumende Zinssenkungsoptimismus der Märkte hat sich inzwischen gelegt und zu einer Neubewertung am Anleihemarkt geführt. Ein erster Zinsschritt der US-Notenbank Fed ist nun erst für Ende Juli voll eingepreist.
Ganz in diesem Sinne sollten auch die in dieser Woche anstehenden Inflationsdaten nur bedingt schmackhaft für geldpolitische Tauben ausfallen. Am Donnerstag richtet sich das Augenmerk auf die Veröffentlichung des bevorzugten Inflationsmasses der Fed, dem Deflator der Konsumausgaben (PCE). Die jährliche PCE-Kerninflation, bei der Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, liegt im Sechsmonatsschnitt bereits bei „knapp unter 2 Prozent“, wie auch das jüngste Fed-Sitzungsprotokoll verlautbaren liess. Die Januardaten könnten unsere Einschätzung unterstreichen, dass sinkende Güterpreise in die Teuerung nach unten drücken, dieser Effekt aber mit der Zeit nachlässt. Per Saldo sinkt die US-Inflation entsprechend nur allmählich – und dürfte sich letztlich oberhalb des Fed-Ziels einpendeln.
Im Euroraum wiederum rechnet der Konsens im Februar mit einer weiterhin rückläufigen Gesamtinflation von 2,8 % auf 2,5 % und Kerninflation von 3,3% auf 2,9% (am Freitag veröffentlicht). Die Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich auf oder nahe ihres Allzeittiefs von 6,4 % verharren (Freitag). Trotz des nachlassenden Lohnwachstums im vierten Quartal 2023 deuten die Tarifabschlüsse im Euroraum auf einen anhaltend hohen Lohnauftrieb in diesem Jahr und damit hartnäckigen binnenwirtschaftlichen Kostendruck im Euroraum hin. Das letzte Woche veröffentlichte Protokoll der Europäischen Zentralbank (EZB) bekräftigte entsprechend eine behutsame Haltung zur Zinswende. Es bedürfte wohl einer erheblichen Inflationsüberraschung im Februar und März, um die EZB-Leitzinsen bereits im April zu senken. Am Rentenmarkt geht das Tauziehen im Jahr der geldpolitischen Wende weiter. (BlackRock/mc/ps)