Von Julien Stähli, Direktor Vermögensverwaltung (CIO), Privatbank Bonhôte
Die Schweizerische Nationalbank beschloss, den Leitzins wie erwartet bei 1,75% zu belassen. Wir rechnen nicht mit einer Zinssenkung vor der zweiten Hälfte 2024. Der nachlassende internationale Preisdruck und die gedämpften weltwirtschaftlichen Aussichten haben die Zentralbanken der Industrieländer dazu veranlasst, eine Pause in ihrer restriktiven Geldpolitik einzulegen.
Trotz einer weiterhin robusten Binnennachfrage litt die Schweizer Wirtschaft unter der schwachen Weltkonjunktur. Die Inflation in den Nachbarländern wirkte sich nur begrenzt auf die Preise in der Schweiz aus, da die Aufwertung des Frankens den Grossteil der Teuerung ausglich.
Wir gehen davon aus, dass der Anstieg bei den Verbraucherpreisen im nächsten Jahr unter 2% bleiben wird, aber sekundäre Effekte wie der Druck auf die Mieten, steigende Strompreise und Steueranpassungen dürften den Rückgang bremsen. Für 2024 erwarten wir ein unterdurchschnittliches BIP-Wachstum von rund 1,2%.
Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die SNB den Leitzins aufgrund der Konjunkturrisiken in den nächsten Quartalen bei 1,75% belassen und ihn in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich senken wird, sobald sichergestellt ist, dass die Konjunkturabschwächung die Kerninflation nachhaltig bremst.
Wir erwarten, dass die Leitzinsen bis Ende 2024 bei einem schwächeren Wachstum und einer kontrollierten Inflation von unter 2% in der Spanne von 1,25-1,5% liegen werden.
Die reale Aufwertung des Schweizer Franken hat den Punkt erreicht, an dem die SNB normalerweise vorsichtiger wird und Massnahmen ergreift, um den Devisenmarkt zu beruhigen. Wir befürchten jedoch keine starke Abwertung des Schweizer Franken. Der Wille der SNB, ihre Bilanz weiter zu konsolidieren und die Geldmenge auf einen langfristig stabilen Pfad zu bringen, setzt einer Abschwächung ihrer Währung Grenzen.