Boni-Systeme sind in der Schweiz eher unbeliebt

Boni-Systeme sind in der Schweiz eher unbeliebt

Neuenburg – Bei der Lohnzufriedenheit in der Schweiz existieren Unterschiede zwischen den Regionen und den Generationen, nicht aber bei den Geschlechtern. Ausserdem stehen die Arbeitnehmer hierzulande variablen Lohnanteilen eher skeptisch gegenüber, wünschen sich aber mehrheitlich bei den Überstunden leistungsgerechtere und flexiblere Lösungen. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Kelly Global Workforce Index (KGWI), die sich mit dem Thema Veränderungen am Arbeitsplatz beschäftigt.

In der Schweiz empfinden 38 Prozent der Beschäftigten das eigene Gehalt als angemessen. Damit liegen die hiesigen Angestellten gleichauf mit dem internationalen Wert. Hingegen gibt es regionale Unterschiede: So sind die Arbeitnehmer in der Deutschschweiz im Schnitt zufriedenerer mit ihrem Lohn als ihre welschen Kollegen, das Verhältnis beläuft sich auf 42 gegenüber 34 Prozent.

Auch nimmt die Zufriedenheit mit dem eigenen Gehalt von Generation zu Generation ab: Beurteilen bei den Babyboomers (Jahrgänge 1944-1965) noch 43 Prozent aller Befragten ihre Entlohnung als mehrheitlich positiv, so sind es bei den Repräsentanten der Generation X (1966-1980) beziehungsweise der Generation Y (1981 und jünger) noch 38 respektive 35 Prozent. Keine grossen Unterschiede bei dieser Fragestellung gibt es hingegen zwischen den Geschlechtern.

Unbeliebte Boni, flexiblere Lösungen bei Überstunden
Die Schweizer Arbeitnehmer sind im internationalen Vergleich weniger überzeugt vom Modell des variablen Lohnanteils: Während global gesehen beinahe die Hälfte aller Befragten der Meinung sind, Boni können ein wirksamer Anreiz zur Steigerung der Arbeitsleistung sein, sind in der Schweiz im Schnitt nur gerade 27 Prozent dieser Ansicht. Zwar zeigt sich eine stetig steigend Akzeptanz beim Generationentrend, dennoch glaubt auch bei der Generation Y nur 30 Prozent an die positiven Effekte von Boni. Mit mangelnder Verbreitung dieses Modells kann diese Skepsis nichts zu tun haben, schliesslich erhalten schon heute 40 Prozent der Schweizer Arbeitnehmer leistungsbasierte Extra-Zahlungen, die Mehrheit davon sind Männer.

So geht aus der Studie hervor, dass 46 Prozent aller männlichen Angestellten Boni erhalten. Bei ihren weiblichen Kollegen sind es deren 33 Prozent. In Bezug auf die Sprachregionen gibt es nur einen leichten Unterschied: 38 Prozent aller Arbeitnehmer in der Deutschschweiz beziehen einen variablen Lohnanteil gegenüber 40 Prozent in der Romandie, wo auch der Glaube an einen positiven Effekt mit 29 Prozent um 2 Prozentpunkte höher ausfällt.

Bezahlung nach Arbeitsergebnis statt nach geleisteten Stunden
Bezahlte Überstunden als Standardentgelt für Mehrarbeit? Dieses Modell stösst bei Schweizer Arbeitnehmern zunehmend auf Skepsis. Jeder Zweite möchte lieber nach Arbeitsergebnis als nach abgeleisteten (Über-)Stunden bezahlt werden. Ein Drittel der von Kelly Befragten bevorzugen bezahlte Überstunden. Hier fällt auf, dass Frauen noch eher Bezahlung als Kompensation für Überstunden akzeptieren als Männer. Bevorzugen bei den Frauen noch 38 Prozent dieses Modell, sind es bei ihren männlichen Kollegen nur gerade 29 Prozent.

Zur von den Arbeitnehmern verstärkt postulierten Eigenverantwortung gehört dementsprechend, dass das Ergebnis zählt – und nicht der Aufwand. Auch das Management verspricht sich positive Effekte von einem erfolgsabhängigen Gehaltsmodell: Hängt ein Teil des Gehalts davon ab, ob bestimmte Ziele erreicht werden, wird sich das in Umsatz- oder Ertrags-Steigerungen widerspiegeln.

Mehr Geld gleich mehr Leistung?
Die Mehrheit der Befragten scheint also für eine leistungs- und ergebnisorientierte Bezahlung zu votieren. Dennoch sind auch hier Grenzen gesetzt: Obwohl in der Schweiz schon viele Arbeitnehmer mit Boni und Gratifikationen entlohnt werden, glaubt die Mehrheit nicht an eine unbegrenzte Steigerungsfähigkeit ihrer Leistung. Diese eher skeptische Haltung lässt darauf schliessen, dass viele Arbeitnehmer ihrem eigenen Empfinden nach ihr Leistungspotenzial weitgehend ausgeschöpft haben.

Mehr Geld darf es aber trotzdem sein: Deutlich weniger als die Hälfte der Angestellten halten ihre derzeitige Entlohnung für angemessen. (Kelly Services/mc/pg)

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