Stuttgart – Nach Milliardenverlusten zieht der Technikkonzern Bosch die Reissleine und steigt aus dem Solargeschäft aus. «Aufgrund der veränderten Marktbedingungen haben wir keine Chance auf eine dauerhafte Verbesserung gesehen», sagte Konzernchef Volkmar Denner am Freitag in Stuttgart. «Den massiven Preisdruck in einem immer schwieriger werdenden Markt konnten wir nicht auffangen.» Von der Entscheidung sind den Angaben zufolge insgesamt rund 3.000 Beschäftigte betroffen.
«Wir sind uns bewusst, dass den Mitarbeitern nun eine schwierige Zeit bevorsteht», sagte er. Den Angaben zufolge sollen die Fertigung von kristallinen Solarzellen am Hauptsitz in thüringischen Arnstadt Anfang 2014 eingestellt und sämtliche Entwicklung- und Vertriebsaktivitäten beendet werden. Sein Werk in Frankreich will Bosch verkaufen, ebenso wie die Anteile an der Tochter Aleo Solar. Den Solar-Standort in Erfurt hatte Bosch bereits Ende 2012 geschlossen. Einzig das Werk in Brandenburg an der Havel soll zunächst weitergeführt werden. Über dessen Zukunft werde später entschieden, hiess es.
Bilanz um gut 1 Mrd Euro gedrückt
Nach den vorläufigen Zahlen hatte die Sparte allein 2012 die Konzern-Bilanz um gut eine Milliarde gedrückt. Neben einem operativen Verlust von etwa 450 Millionen Euro brachte die Solartochter abermals ungeplante Sonderabschreibungen von rund 600 Millionen Euro.
Verluste langfristig nicht tragbar
«Derartige Verluste sind langfristig für Bosch nicht tragbar», betonte Denner. Über die Jahre habe sich insgesamt ein Verlust von fast zweieinhalb Milliarden Euro angehäuft. Die Kosten für den Ausstieg kämen noch hinzu. Eine Grössenordnung nannte er jedoch nicht.
Ende Januar hatte Bosch berichtet, dass seine Solaraktivitäten keinen buchhalterischen Restwert mehr besässen. In den Büchern stünden praktisch nur noch die Grundstückswerte – Chancen zum Geldverdienen sah man mit dem Geschäftsmodell absehbar keine. Das Bild der Solartochter ist allerdings nur ein kleiner Ausschnitt der Bosch-Welt in ganz Deutschland, wo der Konzern rund 119.000 Menschen Arbeit gibt.
Ruinöser Preiswettbewerb
Nach einem ruinösen Preiswettbewerb durch Billigkonkurrenz aus China steht die gesamte Branche derzeit enorm unter Druck – seit Ende 2011 häufen sich in Deutschland die Pleiten von Solarunternehmen. Als Auslöser gelten neben dem Preisverfall auch sinkende Subventionen für die Branche. (awp/mc/pg)