Branchen mit grossem Stellenabbau schaffen besonders viele neue Jobs
Zürich – Trotz tiefer Arbeitslosigkeit hat die Angst der Schweizerinnen und Schweizer, ihre Stelle zu verlieren, in den letzten Jahren zugenommen. Es besteht eine grosse Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des Arbeitsmarkts und den realen Zuständen, wie economiesuisse in einem neuen Dossierpolitik darlegt. Zwar gehen in der Schweiz durchschnittlich 1200 Stellen pro Tag verloren – gleichzeitig werden aber auch 1300 neue Jobs geschaffen. Die mediale Berichterstattung legt den Fokus allerdings einseitig auf den Stellenabbau.
Die Schweiz zeichnet sich durch einen sehr dynamischen Arbeitsmarkt aus. Pro Jahr werden rund 10 Prozent aller hiesigen Arbeitsplätze abgebaut, aber eine noch grössere Zahl wird neu geschaffen. Dabei zeigt sich, dass neue Jobs insbesondere in jenen Branchen entstehen, die von überdurchschnittlich vielen Firmenschliessungen betroffen sind.
Der Wirtschaftsdachverband economiesuisse hat die Statistiken der letzten 25 Jahre analysiert: Seit 1993 hat die Zahl der Arbeitsstellen (in Vollzeit-Äquivalenten) in der Schweiz um 22 Prozent zugenommen, von 3,2 auf etwa 3,9 Millionen. Und trotzdem zeigt die vom Bundesamt für Statistik (BFS) alle fünf Jahre durchgeführte Gesundheitsbefragung in der Schweizer Bevölkerung eine zunehmende Angst vor Arbeitsplatzverlust. Häufig wird diese Angst mit dem technologischen Fortschritt verbunden, der den Menschen als Arbeitskraft zunehmend überflüssig mache.
Stellenabbau sorgt häufiger für Schlagzeilen
Diese Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität spiegelt sich in der medialen Berichterstattung. Eine entsprechende Medienanalyse ergibt, dass nicht nur dreimal so häufig über Stellenabbau berichtet wird wie über Stellenaufbau – die negativen Meldungen zum Arbeitsmarkt werden im Durchschnitt auch wesentlich prominenter platziert. Die naheliegendste Erklärung dafür liegt gemäss Ensar Can, Co-Autor der Analyse, im Arbeitsmarkt selbst begründet: «Während eine überraschende Firmenschliessung mit grossem Stellenabbau Betroffenheit auslöst, wird der stetige Stellenaufbau übers Jahr kaum je kommuniziert. Darum überrascht es nicht, dass die Erwerbslosigkeitsquote in der Bevölkerung mehr als doppelt so hoch geschätzt wird, als sie tatsächlich liegt.»
Der liberale und sehr dynamische Arbeitsmarkt ist einer der grossen Standortvorteile der Schweiz, den es laut economiesuisse unbedingt zu bewahren gilt. Technologische Neuerungen wie die Digitalisierung sind vor diesem Hintergrund keine Bedrohung für die arbeitende Bevölkerung. Gerade im IT-Bereich, der sich durch eine besonders hohe Dynamik auszeichnet, werden mehr neue Stellen geschaffen als anderswo. (economiesuisse/mc/ps)