Zürich – Nachhaltige und verantwortungsbewusste Anlagen sind im Trend. Auf Nachhaltigkeit setzt auch das neue Tracker-Zertifikat «Swiss Reputation Selection AMC». Anders als gängige ESG-Produkte orientiert sich dieses erste reputationsbasierte Anlageprodukt der Schweiz nicht an globalen Standards, sondern belohnt Unternehmen, welche als besonders vertrauenswürdig und nachhaltig für den Standort Schweiz angesehen werden. Dies notabene mit einer völlig eigenständigen, von der Marktkapitalisierung unabhängigen Gewichtungsstrategie.
Man kann den Anbietern von Anlagelösungen wahrlich nicht vorwerfen die Zeichen der Zeit verkannt zu haben: ESG, Impact Investing oder Sustainability sind Begrifflichkeiten, die in den letzten Jahren fester Bestandteil des Standardvokabulars im Banking geworden sind. Die Bestrebungen, die eigenen Angebote an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten bzw. mit den entsprechenden Labels zu versehen sind offensichtlich. Hier ein paar – nicht abschliessende – Beispiele: Die UBS versieht seit September ihre Vitainvest-Anlagefonds (Swiss und Global) mit dem Zusatz „Sustainable“, J. Safra Sarasin bietet das Produkt „JSS Sustainable Equity – Switzerland“ an, Swisscanto führt den Fond „Swisscanto (CH) Equity Fund Responsible Switzerland AA CHF“ und Vontobel nennt eines seiner Produkte „Vontobel Fund (CH) – Sustainable Swiss Equity A“.
ESG – Etikette oder Etikettenschwindel?
Die vier genannten Beispiele verbindet aber nicht nur das gemeinsame Bekenntnis zu Verantwortung („responisble“) und Nachhaltigkeit („sustainable“), sondern noch etwas anderes: Raten Sie mal, welche drei Unternehmen jeweils die mit Abstand grössten Positionen bilden? Richtig: Nestle, Novartis und Roche.
Erwarten aber Kunden von einem Produkt, welches das Label „Sustainable“ trägt, tatsächlich, dass es wie ein klassischer Indexfonds auf SMI und SPI zu 30 Prozent und mehr in die drei Schweizer Schwergewichte investiert? Wohl eher nicht. Damit sei in keiner Weise in Frage gestellt, dass Nestle, Novartis und Roche ihre Verantwortung entlang der ESG-Kriterien nicht erfüllen würden.
Der Punkt ist aber folgender: Wird mit einem Nachhaltigkeitszusatz, wie in den obigen Beispielen, nicht etwas suggeriert, was letztlich nicht eingelöst wird? Was taugt eine „Sustainability“-Etikette, wenn sich die Unterschiede zu den klassischen Produkten in sehr überschaubaren Grenzen halten?
Erwartbar wäre eigentlich eine deutlich stärkere Gewichtung entlang dem Erfüllungsgrad der ESG-Kriterien, anstatt nur die bisherige Gewichtung entlang der Marktkapitalisierung mit homöopathischen ESG-Dosen anzureichern. Natürlich würde dies Auswirkungen haben auf die Rendite und Volatilität des Produkts; aber zumindest könnten damit die mit dem Nachhaltigkeitslabel versehenen Versprechen konsequenter eingelöst werden.
Ein neuer Ansatz: Reputationsbasierte Gewichtungsstrategie
Einen solch alternativen Weg beschreitet nun ein für die Schweiz erstmals applizierter Anlageansatz. Und zwar in Form des von der Finanzboutique Brevalia zusammen mit dem Beratungsunternehmen commsLAB lancierten «ZKB Tracker-Zertifikat Dynamisch auf Swiss Reputation Selection Basket».
Das Zertifikat verfolgt dabei einen ganz eigenen Ansatz: Es wählt aus einem Anlageuniversum von rund 100 Schweizer SPI-Titel monatlich die 20 Unternehmen mit der besten Reputation aus und bildet diese reputationsgewichtet (und nicht nach Marktkapitalisierung) ab. Das heisst, beim monatlichen Rebalancing erhält jeweils das best-reputierte Unternehmen im Zertifikat das grösste, das auf Rang 20 geführte Unternehmen das geringste Gewicht. Unternehmen, die es nicht in den Basket der 20 best-reputierten Unternehmen der Schweiz schaffen, werden gar nicht berücksichtigt.
Reputation erlaubt differenzierte Titelselektion
Eine gute Reputation indiziert, dass ein Unternehmen nicht nur den ‚sozialen‘ Ansprüchen zu genügen vermag (z.B. Umweltschutz, Klima, Gleichstellung, Diversität), sondern es auch ‚funktionale‘ Erwartungen (bzgl. finanzieller Performance oder strategischer Orientierung) bedient. Eine gute Reputation entsteht nämlich dann, wenn in der Summe die Bedürfnisse und Erwartungen der zentralen Stakeholdergruppen erfüllt werden. Reputation erlaubt damit also eine Differenzierung zwischen Unternehmen, welche die öffentlich geäusserten Erwartungen dauerhaft erfüllen und solchen mit negativer Erwartungserfüllung.
Was unterscheidet nun den reputationsbasierte Ansatz von den oben genannten ESG-Ansätzen:
- Reputations- statt kapitalbasiert: Im Basket spielt die Marktkapitalisierung der in Frage kommenden Unternehmen für die Gewichtung keine Rolle. Anders als die aufgeführten Sustainability-Beispiele, erfolgt die Gewichtung konsequent reputationsbasiert.
- Fokus auf Schweizer Standort: Während sich die ESG-Kriterien an globalen Standards orientieren, belohnt die reputationsbasierte Anlagelösung Unternehmen, welche in der Schweizer Öffentlichkeit als besonders vertrauenswürdig und nachhaltig für den eigenen Standort angesehen werden.
- Inklusiv statt exklusiv: Es werden nicht wie bei ESG-Produkten üblich negative Themen explizit ausgeschlossen (wie zum Beispiel Waffen, Zigaretten, Kohle), sondern langfristig positive Narrative explizit belohnt. Diese beinhalten nicht zuletzt auch diejenigen Nachhaltigkeitsfaktoren, wie sie bei ESG-Produkten im Vordergrund stehen.
Folge ist eine in dieser Form einzigartige und komplett eigenständige Gewichtungsstrategie, welche langfristig positive Reputationseffekte von Unternehmen in Form von Übergewichtungen in der aktiven Anlagestrategie abbildet. So waren die drei grössten Positionen im Zertifikat per Ende Oktober nicht Nestle, Novartis und Roche, sondern Logitech, Galenica und Emmi. Der Ansatz ist also auch deshalb interessant, weil damit eine zusätzliche Diversifikation für ein bestehendes klassisches Portfolio erzielt werden kann.
Alle relevanten Informationen zum Zertifikat finden sich hier.