Brexit: Brüssel offen für zusätzliche Verhandlungsrunden
Brüssel / London – Die überaus zähen Verhandlungen über den britischen EU-Austritt könnten bald enger getaktet werden – in der Hoffnung auf einen ersten Durchbruch bis Ende Oktober. Brüssel sei bereit, zusätzliche Gesprächsrunden anzusetzen, bekräftigte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag nach entsprechenden Forderungen der britischen Regierung. Neue Termine wurden aber noch nicht veröffentlicht. Regulär geht es am 18. September weiter.
Verhandelt wird derzeit jeweils eine Woche pro Monat. Brüssel und London haben in drei Runden seit Ende Juni in den wichtigsten Streitfragen noch keine entscheidenden Fortschritte erreicht. Dabei drängt die Zeit. Die EU-Mitgliedschaft Grossbritanniens endet im März 2019, und ohne ein Austrittsabkommen drohen Verwerfungen für Millionen Bürger und für die Wirtschaft.
Festhalten an Positionen
Im Verhandlungspoker beharren beide Seiten bislang auf ihren Positionen. Die britische Regierung will so schnell wie möglich über die künftigen Beziehungen mit der EU nach dem Brexit verhandeln, vor allem über ein Handelsabkommen. Vorher werde man sich nicht auf die Summe finanzieller Verpflichtungen Grossbritanniens gegenüber der EU festlegen, sagte eine Sprecherin von Premierministerin Theresa May am Montag.
Brüssel besteht jedoch darauf, die umstrittene Schlussrechnung zuerst zu klären. Erst wenn die EU hier «ausreichenden Fortschritt» feststellt, will sie über künftige Beziehungen reden. Beide Seiten glaubten ursprünglich, die erste Phase bis zum EU-Gipfel Ende Oktober abschliessen zu können. Inzwischen äussern EU-Beamte Skepsis. Ob eine engere Taktung nützt, wird ebenfalls angezweifelt. Es fehle nicht an Verhandlungszeit, sondern an Substanz, hiess es jüngst.
Beim Streit ums Geld geht es um gemeinsam eingegangene EU-Finanzverpflichtungen für Haushalt, Fördertöpfe oder Pensionslasten. Nach EU-Schätzungen soll London bis zu 100 Milliarden Euro zahlen, und zwar noch Jahre nach dem Brexit, bis etwa 2023, wie EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger jüngst sagte. (awp/mc/ps)