Brexit drückt Hypo-Zinsen auf neue Rekord-Tiefstwerte

Brexit drückt Hypo-Zinsen auf neue Rekord-Tiefstwerte
(Bild: Fotolia, #105282329)

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Zürich – Mit dem Votum Grossbritanniens für einen Austritt aus der EU haben viele Schweizer Anbieter von Hypotheken ihre Zinssätze gesenkt. Die Zinsen für mittlere und lange Laufzeiten sind auf neue Rekord-Tiefstwerte gesunken, wie Moneypark, die technologiebasierte Beratungsplattform für Finanzprodukte, ermittelt hat.

Per diese Woche haben mehrere Schweizer Banken und Versicherungen ihre Richtzinsen für Hypotheken weiter gesenkt. Vor dem Hintergrund des Brexit-Entscheids von Freitag gab es insbesondere bei den langen bis sehr langen Laufzeiten Abschläge – oft in der Grössenordnung 5 bis 15 Basispunkte –, bei den kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten gab es dagegen kaum Bewegung.

Die durchschnittlichen Hypothekarzinsen befinden sich aktuell über alle Laufzeiten auf absoluten Rekord-Tiefstständen:

  • Libor-Hypotheken gibt es aktuell zu Ø 1% Jahreszins
  • 2-jährige Festhypotheken gibt es zu Ø 1,1% Jahreszins
  • 5-jährige Festhypotheken gibt es zu Ø 1,14% Jahreszins
  • 7-jährige Festhypotheken gibt es zu Ø 1,23% Jahreszins (letzte Woche 1,24%)
  • 10-jährige Festhypotheken gibt es zu Ø 1,46% Jahreszins (letzte Woche 1,47%)
  • 15-jährige Festhypotheken gibt es zu Ø 1,77% Jahreszins (letzte Woche 1,8%)

Zinsen sinken seit Anfang Jahr fast ununterbrochen
Die durchschnittlichen Hypothekarzinsen sind nicht erst seit dem Brexit-Entscheid zusammengebrochen; die Preise für Immobilienkredite schmelzen vielmehr seit über sechs Monaten dahin. Zum Vergleich: Am 4. Januar zahlte man für eine 10-Jährige Festhypothek z.B. durchschnittlich 1,9% Jahreszins. Nun sind es noch gerade 1,46%. Wer eine 10-jährige Festhypothek über 500‘000 Franken aufnimmt, zahlt heute also durchschnittlich 2‘200 Franken weniger pro Jahr – bzw. 22‘000 Franken weniger über die gesamte Laufzeit.

Hauptursache für die aktuell rekordtiefen Zinsen ist das wirtschaftliche Umfeld: Angesichts der schwachen Konjunktur und deflationärer Tendenzen haben die Zentralbanken ihre Leitzinsen auf nie zuvor gesehene Werte gesenkt – so auch die SNB. „Eine weitere Senkung der bereits jetzt weltweit tiefsten (Negativ-) Zinsen zur Stützung der Exportwirtschaft seitens SNB halte ich mit der jetzigen Brexit-Entscheidung für gut möglich“, sagt Stefan Heitmann, CEO von MoneyPark. „Besonders auch langlaufende Hypotheken dürften über die nächsten zwei bis drei Jahre also extrem günstig bleiben.“

Doch Vorsicht: Möglich ist auch eine ähnliche Entwicklung wie nach der Aufgabe des Euro-Franken-Mindestkurses Anfang 2015. Damals kam es zu einem beispiellosen Einbruch der Hypo-Zinsen, der aber nur wenige Wochen andauerte, bis die Banken und Versicherungen wieder ihre Margen ausbauten. „Wer klug ist, schliesst seine Hypothek in diesem hochvolatilen Markt also lieber heute als morgen ab“, so Heitmann.

Zinskurve war noch nie so flach wie jetzt
Mit dem Brexit-Entscheid ist es übrigens noch einmal deutlich günstiger geworden, sich die Zinsen über viele Jahre hinaus abzusichern. Im Fachjargon spricht man von einer flachen Zinskurve. So kostet der Aufschlag für ein zusätzliches Jahr hypothekarische Budgetsicherheit so wenig wie nie zuvor. Die Zinsen für eine 10-jährige Hypothek sind z.B. nur noch 36 Basispunkte bzw. 25% höher als diejenigen für eine durchschnittliche 2-jährige Hypothek. Anfang Jahr lag der Unterschied bei 75 Basispunkten bzw. 39%.

Fazit: Brexit zementiert die Tief(st)zinsphase für Hypothekarnehmer. Nach dem Austritt der Briten aus der Europäischen Union geht Moneypark davon aus, dass die aktuelle Tiefstzins-Phase auf dem hiesigen Hypothekarmarkt noch länger Bestand haben wird – auch wenn wir in den nächsten Wochen Ausschläge nach oben wie auch nach unten sehen dürften. Haus- und Wohnungskäufer sowie Refinanzierer profitieren noch Jahre von Traumkonditionen. (mc/pg)

Moneypark

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