Bern – Im Jahr 2050 soll die Schweizer Wärmeversorgung CO2-neutral sein. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat dazu die Wärmestrategie 2050 vorgelegt. Weniger Verbrauch und eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien sollen zum Ziel führen.
Das am Donnerstag veröffentlichte Strategiepapier beschreibt Massnahmen für zehn Bereiche: Darunter sind Sanierungen von Gebäuden, der Ersatz von Heizungen, der Bau von Fernwärmenetzen, Energiespeicher, erneuerbare Gase und synthetische Brennstoffe, aber auch die Ausbildung der für den Umbau nötigen Fachleute.
Hindernisse für Sanierungen und den Ersatz von Heizungen – ob finanzieller oder nichtfinanzieller Art – müssten abgebaut werden, heisst es in der Strategie. Baubewilligungsverfahren und Denkmalschutz-Anforderungen müssten vereinfacht werden. Vermietende müssten mehr Anreiz haben, Liegenschaften zu sanieren.
Mehr Strom nötig
Die Strategie pocht – wegen des durch die Dekarbonisierung zusätzlich benötigten Stroms – auf einen verstärkten und raschen Ausbau der inländischen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, vor allem im Winter. Das Parlament beschloss dazu eine Offensive für den schnelleren Bau von Solar-Grossanlagen in den nebelfreien Bergen.
Nur wenige Kantone hätten eine eigene Strategie zur Erreichung des Netto-Null-Ziels 2050, heisst es im Strategiepapier weiter. Die «Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich» (MuKEn) setzten nicht alle um. Heterogene und komplexe Vorschriften seien ein grosses Hemmnis für Investitionen in den Umbau des Energiesystems.
Könnten die Kantone die Reduktion der CO2-Emissionen im Bereich Wärme mit Gesetzen und freiwilligen Massnahmen nicht sicherstellen, soll gemäss der Strategie der Bund durchgreifen. Die MuKEn sollen in allen Kantonen angewendet und im Wärmebereich auf das Netto-Null-Ziel ausgerichtet werden.
Ab 2030 keine fossilen Heizungen mehr
Wegen der langen Lebensdauer sollten ab 2030 keine fossilen Heizungen mehr eingebaut werden. Noch heute würden alte Öl- und Gasheizungen durch neue fossile Heizungen ersetzt, heisst es in der Strategie dazu. «Die Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 wird dadurch gefährdet.»
Bis 2050 müssen rund 900’000 fossile Heizungen ausgewechselt und Liegenschaften energetisch saniert werden. Die für diese Arbeiten benötigten Fachleute fehlten aber in einigen Berufsfeldern, und vorhandene Berufsleute hätten die nötigen fachlichen Kompetenzen nicht. Auch Aus- und Weiterbildung gehören daher zur Strategie.
Das BFE plädiert beim Umbau des Energiesystems für vorausschauendes Vorgehen. Werde eine Technologie eingesetzt, könne sie Alternativen unrentabel machen. Ein Beispiel sei ein Fernwärmesystem an einem Ort mit bereits vielen individuellen Systemen mit erneuerbaren Energien.
Die Strategie will das Bundesamt als Leitfaden für die Dekarbonisierung der Energieversorgung verstanden wissen. Rund sechzig Organisationen wurden zur Strategie konsultiert, darunter Kantone, Gemeinden, Energieunternehmen, die Baubranche, Wirtschafts- und Umweltverbände. Rund 70 Prozent der Befragten hielten die Strategie für «realistisch oder eher realistisch», wie das BFE schreibt. (awp/mc/ps)