C2NM Dr. Michael Neubert: Kommentar zu Export und Währung
Dr. Michael Neubert, company2newmarket GmbH. (Foto: C2NM)
Zürich – Die aktuellen Aussenhandelszahlen zeigen die ersten Auswertungen der Frankenaufwertung und bestätigt einen Trend der letzten Jahre. Exporte verschieben sich von traditionellen, aber stagnierenden Absatzmärkte Europas in attraktive globale Wachstumsmärkte. Dieser Wandel vollzieht sich unterschiedlich schnell in Abhängigkeit der Besonderheit der unterschiedlichen (Teil-) Branchen.
Rückläufiger Handel mit EU-Nachbarländern
Währungsschwankungen sind etwas Normales für jeden Exporteur. Sie reflektieren die unterschiedliche Leistungsfähigkeit verschiedener Währungsräume. Aussergewöhnlich sind sie nur, wenn staatliche Eingriffe erfolgen wie zum Beispiel bei der Aufhebung des Mindestkurses des CHF zum EUR im Januar diesen Jahres.
Unternehmen, welche die „gekauften“ Zeiten des Mindestkurses nicht genutzt haben, um sich auf dessen Beendigung vorzubereiten, müssen mit Einbrüchen ihrer Exporte in die EU rechnen. So sanken die Schweizer Exporte im April zum dritten Mal hintereinander, diesmal um 5,1 Prozent auf 16,3 Milliarden CHF. Im Einzelnen reduzierten sich die Exporte in die EU Nachbarländer deutlich wie die Zahlen der wichtigsten EU-Exportmärkte Deutschland (-13%), Italien (-17%) und Frankreich (-4%) zeigen.
Währungsschwankungen und Anpassungsfähigkeit
Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist sicherlich die Aufwertung des Schweizer Frankens. Allerdings stagniert die Wirtschaft unserer Nachbarländer seit Jahren, sodass hier realistisch kaum nachhaltige Wachstumsimpulse für unsere Exporteure zu erwarten sind.
Die Entwicklung in den einzelnen Branchen ist jedoch sehr unterschiedlich. Einzelne (Teil-) Branchen und einzelne Unternehmen stellen sich schneller auf die neue Währungsrealität ein als andere. So sanken die Exporte bei Textilmaschinen, während sie bei den Werkzeugmaschinen fast genauso deutlich anstiegen.
Entscheidend ist die Flexibilität, Stärke und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen. Gerade kleinere Länder müssen sich mit der Realität der Weltwirtschaft abfinden. Ihre einzige Chance ist die schnelle Anpassung an neue Situationen. Länder, die sich dieser Realität verweigern, bezahlen dies mit ihrem Wohlstand wie das seit Jahren aktuelle Beispiel Griechenland zeigt.
Dies haben viele Exporteure erkannt. Sie konzentrieren sich mittlerweile auf attraktive Wachstumsmärkte ausserhalb der EU. So wuchs im gleichen Zeitraum der Export nach Asien (+4%) und nach Lateinamerika (+5%). Auch Nordamerika bleibt mit einem kleinen Minus von 4% weiterhin ein wichtiger Absatzmarkt.
Eine gute Bestätigung der Schweizer Wirtschaftspolitik ist die Steigerung der Exporte nach China (+22%), die zu einem guten Teil auf das neue Freihandelsabkommen zurück zu führen ist.
Lösungsstrategien und Tipps für Schweizer Unternehmen
Neben den meistens nicht zielführenden „Dauer-Ratschlägen“ wie den Hinweisen auf notwendige Qualitätssteigerungen, das Hervorheben der Standortvorteile, die (aufgrund niedriger Volumen kaum umsetzbare) Absicherung von Währungsrisiken über Derivate sowie der Druck auf Produktivitätssteigerung und Kostenreduktionen konzentrieren sich erfolgreiche Exporteure unter anderem auf die folgenden Strategien:
- Strategie 1 –Diversifikation des Einkaufs: Einkäufer diversifizieren. Sie suchen sich Zulieferer aus unterschiedlichen Ländern und Währungsräumen, um politische und finanzielle Risiken zu verteilen, die Liefersicherheit und attraktive Preise zu garantieren. Ausserdem streben sie eine Währungskongruenz zwischen Ein- und Verkauf an.
- Strategie 2 –Management der Wertschöpfungsketten: Unternehmen verlagern heute flexibel ihre Wertschöpfungsketten. So können in einem wichtigen Absatzmarkt relativ schnell neben Vertrieb auch Marketing, Kundenbetreuung, Reparaturservice, Lagerhaltung, Anwendungsentwicklung und Montag verlagert werden. Neben sinkenden Risiken und oftmals niedrigeren Kosten gewinnt ein Unternehmen auch noch Marktnähe.
- Strategie 3 – Verlagerung der Vertriebsaktivitäten: Unternehmen suchen attraktive Absatzmärkte. Sinkende Währungen und fehlende Wettbewerbsfähigkeit steigern nicht die Attraktivität eines Auslandsmarktes. So steigen die Exporte und Investitionen in attraktive Absatzmärkte wie im Moment Nordamerika und Asien, während sie nach Europa stagnieren.
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C2NM – das Unternehmen
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