Chevron zu Milliarden-Entschädigung verurteilt
Chevron-CEO John Watson.
Quito – Der US-Ölmulti Chevron soll im südamerikanischen Ecuador Schadensersatz in Höhe von rund acht Milliarden Dollar für massive Umweltschäden im Amazonasgebiet bezahlen. Das habe der Richter Nicolas Zambrano im Ort Lago Agrio am Montag (Ortszeit) entschieden, teilte der Klägeranwalt Pablo Fajardo mit.
«Endlich nimmt die Geschichte einen anderen Lauf», lobte der Vertreter der klagenden Gemeinden aus den Amazonas-Regionen Ecuadors die Entscheidung. Seit Jahren sickern grosse Mengen Öl aus einer alten Förderstätte in den Boden und verseuchen die Region.
Chevron kündigt Widerstand an
Chevron fühlt sich jedoch nicht zuständig und kündigte Widerstand an. Das Urteil sei «unrechtmässig und nicht durchsetzbar», teilte der Konzern am Firmensitz im kalifornischen San Ramon mit. Nach Angaben des «Wall Street Journals», das Einblick in das noch unveröffentlichte Urteil hatte, soll Chevron sogar mehr als 8,6 Milliarden Dollar zahlen. Sollte sich der Konzern in Zeitungsanzeigen in Ecuador und den USA nicht binnen 15 Tagen entschuldigen, drohte der Richter demnach damit, die Strafe zu verdoppeln.
Jahrzehntealter Prozess
Ursprünglich hatten die Kläger 27 Milliarden Dollar gefordert und erwägen deshalb ebenfalls, das Urteil anzufechten. Der Prozess hatte 1993 zunächst gegen den US-Ölkonzern Texaco vor einem Gericht in New York begonnen. Später übernahm Chevron Texaco. Die Kläger, die für etwa 30.000 Menschen, darunter viele Ureinwohner, auftreten, riefen daraufhin die Justiz in Ecuador an. Sie machen geltend, dass Texaco in den 1970er und 1980er Jahren giftige Abwässer in die Amazonasregenwälder im Norden des Landes abgeleitet habe.
Urwälder vielerorts stark mit Ölresten verschmutzt
Chevron argumentiert, dass Texaco mögliche Umweltschäden beseitigt habe. Anfang der 1990er Jahre hatte sich der Ölmulti aus Ecuador zurückgezogen. Texacos früherer nationaler Partner, das staatliche Ölunternehmen Petroecoador, habe hingegen auch später noch die Umwelt verschmutzt. Tatsächlich sind die Urwälder, in denen Öl gefördert wird, vielerorts stark mit Ölresten verschmutzt. Auch das Trinkwasser und die Fische in vielen Flüssen sind mit giftigen Rückständen belastet. Die Kläger sehen Chevron in der Pflicht. Doch der US-Konzern steht auf dem Standpunkt, dass die Ölfelder wie vereinbart übergeben wurden und die Verantwortung nun bei Ecuador liege. (awp/mc/ps)