Eines der bestehenden 13 Atomkraftwerke in China.
Peking – Noch am Montag hatte Chinas Volkskongress beschlossen, bis 2015 den Bau von Atomkraftwerken mit 40 Gigawatt Leistung zu beginnen. Doch am Mittwoch warf Peking das Ruder herum. Die Regierung legte alle Atomprojekte auf Eis.
Nach den AKW-Explosionen in Japan müssten zunächst die Sicherheitsbestimmungen überarbeitet werden, erklärte das Kabinett laut der Nachrichtenagentur Xinhua. Auf allen Reaktorbaustellen werde die Sicherheit überprüft.
Schweiz: Bewilligungsverfahren ausgesetzt
Die Regierung versicherte, die radioaktive Belastung durch das havarierte japanische Kernkraftwerk Fukushima werde «die Gesundheit der Menschen in China nicht beeinträchtigen». China setzt für die künftige Energieversorgung stark auf Atomkraft. Bisher sind 13 Reaktoren mit 10,8 Gigawatt Leistung im Betrieb und 25 im Bau. Viele Regierungen auf der Welt haben ihre Atompolitik nach dem Unglück in Japan auf den Prüfstand gestellt. Deutschland schaltet beispielsweise sieben Reaktoren vorübergehend ab. In der Schweiz setzte die Regierung die Bewilligung für neue Atomkraftwerke vorerst aus.
Viele setzen weiterhin auf Atomstrom
Allerdings haben auch viele Staaten bereits einen Ausstieg aus der Atomtechnologie ausgeschlossen. Finnland hält am massiven Ausbau der Atomenergie im eigenen Land fest. Staatspräsidentin Tarja Halonen sagte, auf lange Sicht müsse Finnland auf grüne Technologien setzen. Das ändere aber nichts an den bereits vom Parlament verabschiedeten Plänen zum Bau von neuen Reaktoren. Diese seien als Übergangs-Technologie unverzichtbar. Auch Italien will sich nicht vom geplanten Wiedereinstieg in die Atomkraft abbringen lassen, bekräftigte Umweltministerin Stefania Prestigiacomo. 2009 beschloss die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, bis 2030 13 Atomkraftwerke zu errichten.
Necas: «Medialen Hysterie»
Auch Spanien, Polen, Tschechien, Bulgarien, Slowenien oder die Slowakei wollen weiterhin auf Atomkraft setzen. Spanien lässt seine Atomkraftwerke zusätzlichen Sicherheitstests unterziehen. «Ich sehe keinen Grund, einer medialen Hysterie zu verfallen», sagte der tschechische Ministerpräsident Petr Necas. Der polnische Regierungschef Donald Tusk forderte eine sachliche Debatte, der gesunde Menschenverstand dürfe nicht ausgeschaltet werden. Auch in Ungarn und Rumänien ist die Atomkraft kein politisch-emotionales Thema wie in Westeuropa. (awp/mc/ps)
id=5]