Christof Klöpper, CEO Basel Area Business & Innovation, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Klöpper, Ende Oktober ist in Allschwil der Main Campus Switzerland Innovation Park Basel Area eröffnet worden. Was bedeutet dieser Schritt für Basel Area Business & Innovation als Betreiber?
Christof Klöpper: Für uns war die Eröffnung des Main Campus des Switzerland Innovation Park Basel Area das wichtigste Ziel des Jahres. Dass wir das Ziel erreicht haben und dies trotz der Corona-Pandemie erst noch termingerecht, macht uns stolz. Die Eröffnungsfeier, für die wir erfreulicherweise Bundesrat Guy Parmelin als Gastredner gewinnen konnten, war ein voller Erfolg.
Welche Bedeutung hat der Innovationspark für die Region?
Für die Basel Area kann der neue Innovationspark einen gewaltigen Schub für die Innovationskraft bedeuten. Im Innovationspark werden sich innovative Köpfe untereinander austauschen und nach innovativen Lösungen suchen. Ausserdem können aus dem Main Campus heraus Kooperationen mit Firmen und Institutionen ausserhalb des Innovationsparks entstehen. Ich denke, dass der Main Campus das Potenzial hat, zu einem internationalen Leuchtturm für innovative Projekte in den Bereichen Gesundheit und Life Sciences zu werden.
«Der Main Campus Switzerland Innovation hat das Potenzial, zu einem internationalen Leuchtturm für innovative Projekte in den Bereichen Gesundheit und Life Sciences zu werden.»
Christof Klöpper, CEO Basel Area Business & Innovation
Welche wichtigen Unternehmen haben sich innerhalb des Main Campus eingemietet oder planen, dies zu tun?
Die grossen Ankermieter sind die Pharmaunternehmen Johnson & Johnson und Basilea Pharmaceutica sowie das Department of Biomedical Engineering der Universität Basel. Welche Startups sich zu einem wichtigen Unternehmen entwickeln werden, wird die Zukunft weisen. Auf jeden Fall haben diverse Startups im Innovationspark das Potential, Grosses zu schaffen.
Wie sieht es zum aktuellen Zeitpunkt mit der Auslastung aus?
Momentan sind rund 70 Prozent der Flächen vermietet und zwar sowohl an grosse Firmen wie auch an zahlreiche Startups. Aktuell haben 34 Firmen und Institutionen einen Mietvertrag unterschrieben, einige sind bereits im Innovationspark eingezogen, andere folgen später.
Der Ökosystem-Gedanke hat das Projekt von Anfang an begleitet. Wie wird der Austausch über die reine Präsenz verschiedener Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Startups etc. gefördert?
Die Architektur des Main Campus fördert den Austausch enorm. Die rund 2000 Personen, die dort arbeiten werden, können sich über eine durchgehende Terrasse auf der Innen- und der Aussenseite des Gebäudes begegnen. Auch im begrünten Innenhof von der Grösse eines Fussballfeldes, wo Erholungs- und Verpflegungsmöglichkeiten bestehen, sind zufällige Begegnungen möglich. Hinzu kommen diverse Veranstaltungen zum Beispiel in der Aula, an denen sich die Mieter treffen können. All dies kann sich befruchtend auf den Ideenaustausch auswirken und das Innovations-Ökosystem beleben.
Mit der Universität Basel oder dem Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut ist die Forschung gut integriert. Was erhoffen Sie sich in der Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft?
In erster Linie Innovationen. Im Bereich Life Sciences haben Forschung und Wirtschaft das gleiche Ziel: Durch Innovationen die Gesundheit der Menschheit zu verbessern. Die Forschung ist in der Regel für die Bereitstellung der Grundlagen zuständig, während die Wirtschaft bestrebt ist, die Grundlagenforschung in marktreife Produkte umzusetzen.
«Die Architektur des Main Campus fördert den Austausch enorm.»
Insgesamt verfügt der Switzerland Innovation Park Basel Area in Basel-Landschaft und Basel-Stadt sowie im Jura nun über vier Standorte. Welche Schwerpunkte werden an den verschiedenen Orten gesetzt?
Am Hauptstandort in Allschwil liegt der Fokus auf Biotechnologie und Medizintechnik, in Basel und im Innovationspark auf dem Novartis Campus auf digitaler Gesundheit und im Jura auf Medizintechnik, digitaler Gesundheit, Gesundheitstechnologie und industrieller Transformation.
Der Bereich Life Sciences dominiert bei den Ansiedlungen ausländischer Unternehmen in der Region. Wenn sich Unternehmen nach einem Standort umsehen – wofür interessieren sie sich über den Cluster Life Sciences hinaus? Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein?
Viele der Firmen, die auf uns zukommen, wollen international expandieren und suchen dafür einen Standort in Europa, der ihnen einen guten Zugang zu Talenten und zum europäischen Markt bietet. Dafür brauchen sie ein Umfeld, das wirtschaftlich und politisch stabil ist und in dem sie geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Natürlich spielen die Kosten für den Standort ebenfalls eine Rolle: Was kosten Personal, Flächen, Büros oder Labors; wie hoch ist die Steuerlast? Es ist auch wichtig, ob die passenden Büros oder Labors vorhanden sind und wie leicht eine Firma gegründet werden kann. Ausschlaggebend ist am Ende immer, ob eine Firma hier die Partnerinnen und Kundinnen findet, die sie für ihre Entwicklung braucht. In der Basel Area haben wir in allen Bereichen sehr gute Karten.
Gibt es andere Sektoren, für die Basel und Umgebung interessant sind?
Ja. In erster Linie gilt es, den Cluster Handel und Logistik zu erwähnen. In den Bereichen Mikrotechnologie und neue Produktionstechnologien sind wir heute klar stärker als noch vor ein paar Jahren und stehen mittlerweile gut da. Wir von Basel Area Business & Innovation wollen insbesondere auch die Bereiche Medtech, Künstliche Intelligenz und Digital Health noch mehr fördern.
«Wir von Basel Area Business & Innovation wollen insbesondere auch die Bereiche Medtech, Künstliche Intelligenz und Digital Health noch mehr fördern.»
Mit neuen Unternehmen und neuen Mitarbeitenden muss auch die gesamte Infrastruktur wachsen, vor allem die Mobilitätsbedürfnisse steigen – oder verändern sich. Wie setzt sich Basel Area für eine leistungsfähige Mobilität in der Region ein?
Wir tun, was wir können, indem wir auf mögliche Defizite hinweisen. Doch als politisch neutrale Organisation sind unsere Einflussmöglichkeiten beschränkt. Hier ist primär die Politik gefordert.
Wo heute der Main Campus steht, war vor drei Jahren noch mehrheitlich Brachland. Welche Areale stehen in Basel zur Weiterentwicklung noch zur Verfügung? Und in welchen Zeithorizonten lassen sich diese erschliessen?
Es gibt einige Orte, an denen Infrastrukturprojekte gedeihen, welche die Innovation befördern. Zum Beispiel in Arlesheim, wo uptownBasel, das internationale Kompetenzzentrum für Industrie 4.0 immer mehr Gestalt annimmt. Oder in der Nähe von Delémont, wo der Industriepark Innodel erweitert wird und sich bereits einige Unternehmen für eine Ansiedlung interessieren. Oder auch in Basel, wo nicht nur der Stücki Park stark ausgebaut wird, sondern sich auch das ehemalige Werkareal Rosental vom reinen Forschungsstandort zum vollwertigen Stadtteil entwickelt und sich für Firmen öffnet. Grosses Entwicklungspotential haben auch die Areale Klybeck und Volta Nord. Einige dieser Projekte sind schon weit fortgeschritten, andere werden erst in fünf bis zehn Jahren realisiert sein.
Herr Klöpper, wir bedanken uns für das Interview.