Christoph Rubeli, Co-CEO Partners Group, im Interview

Christoph Rubeli, Co-CEO Partners Group. (Foto: Partners Group)

Interview von Robert Jakob

Moneycab: Herr Rubeli, mit AuM von rund 50 Milliarden Euro, gehört Partners Group mittlerweile zu den ganz Grossen in der Vermögensverwaltung. In wie weit beeinflusst Sie das Negativzinsumfeld?

Christoph Rubeli: Es gibt einen strukturellen Trend bei Anlegern, der unabhängig von den Zinsen zu einer erhöhten Diversifizierung und einer steigenden Allokation hin zu Privatmärkten führt. Das derzeitige Niedrigzinsumfeld beschleunigt diesen Trend natürlich. Da diese Faktoren auch zu höheren Bewertungen führen, braucht es ein hohes Mass an Investitionsdisziplin, um auch langfristig attraktive Renditen zu erzielen.

Nach dem gerade beeindruckenden Semesterausweiss dürften Sie wohl in diesem Jahr 10 Milliarden Neugelder schaffen, oder?

Dank einer anhaltenden soliden Pipeline an Investmentopportunitäten haben wir im Juli die antizipierte Bandbreite für Neugelder des Geschäftsjahrs 2016 auf EUR 8-9 Mrd. von ursprünglich EUR 7-9 Mrd. angepasst. Die EUR 8-9 Mrd. spiegeln entsprechend unsere Erwartungen für das Gesamtjahr wider.

Kaufen, verbessern und dann verkaufen. Das ist Ihr Ansatz bei nichtkotierten Immobilienanlagen. Welche Länder bieten da zurzeit die lohnendsten Objekte?

Generell verfolgen wir auch bei Immobilien einen globalen Investitionsansatz und suchen weltweit nach attraktiven Immobilienanlagen. Hierbei stehen vor allem die Identifizierung von Nachfragetrends und die dazugehörigen Immobilien im Vordergrund, als weniger bestimmte Länder. Aber lassen Sie mich zwei aktuelle Beispiele nennen, die unsere derzeitigen Einschätzungen aus meiner Sicht gut widerspiegeln: in Austin, Texas, entwickeln wir Wohnimmobilien für Familien, da die Stadt derzeit ein enormes Wachstum als attraktiver IT-Standort verzeichnet und Mietwohnungen für junge Familien entsprechend stark gefragt sind. In Australien errichten wir in der Nähe des Hafens von Brisbane ein modernes Logistikzentrum, da das starke Wachstum des e-commerce dazu führt, dass Unternehmen in diesem Segment dreimal mehr Lagerfläche benötigen als herkömmliche Einzelhändler. Von diesem Trend versuchen wir mit unseren Logistikzentren zu profitieren. Darüber hinaus versuchen wir generell die überteuerten Renditeobjekte in den Grossstadtzentren der wichtigsten Immobilienmärkte zu meiden.

«Die drei Faktoren Anzahl Mitarbeiter, Investitionskapazität und Neugelder hängen direkt zusammen und müssen entsprechend auch mittelfristig im Einklang wachsen.»
Christoph Rubeli, Co-CEO Partners Group

Besteht aus Ihrer Sicht die Gefahr einer weltweiten Vermögenswerteblase bei Immobilien?

Die Gefahr einer globalen Immobilienblase kann so nicht pauschalisiert werden. Zum einen muss man zwischen Wohn- und Geschäftsimmobilien differenzieren, zum anderen ist der Immobilienmarkt sehr regional und entsprechend stark fragmentiert. Da wir global in Immobilien investieren, können wir die Portfolios unserer Kunden breit diversifizieren und das Risiko entsprechend minimieren. Der Brexit hat gezeigt, dass einzelne Immobilienmärkte durchaus von unvorhergesehenen Verwerfungen betroffen sein können und eine globale Diversifikation ein zentrales Instrument zum Portfolioaufbau ist.

Welche Mehrrendite erwarten Sie für Ihre Private Equity Fonds im Vergleich zu klassischen Aktienfonds, die nur in kotierte Titel investieren?

Im Bereich Private Equity werden Überrenditen vor allem durch die strategische und operationelle Einflussnahme auf die Unternehmen erwirtschaftet. Seit dem Jahr 2000 haben wir eine Überrendite von knapp 7% pro Jahr im Vergleich zum MSCI World Aktienindex erzielt. Sollten sich die Marktbedingungen nicht grundsätzlich ändern, erwarten wir für die Zukunft, dass die Private Equity Branche eine Überrendite von 5-7% gegenüber dem Aktienmarkt erzielen wird.

Ihr beeindruckendes Volumenwachstum führt natürlich zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Wann schätzen Sie, steht der 1000ste Mitarbeiter auf Ihrer Lohnliste?

Wenn wir mehr Investitionen prüfen und umsetzen wollen, benötigen wir mehr Mitarbeiter. Mit einer höheren Investitionskapazität können wir entsprechend auch mehr Kundengelder akzeptieren. Die drei Faktoren, also Anzahl Mitarbeiter, Investitionskapazität und Neugelder, hängen also direkt zusammen und müssen entsprechend auch mittelfristig im Einklang wachsen, so wie es in der Vergangenheit der Fall war. Zum Ende diesen Jahres wird unsere Plattform auf etwa 900 Mitarbeiter anwachsen. Damit kommen wir der 1‘000 Mitarbeiter-Marke näher. So lange wir eine wachsende Anzahl an Investitionsmöglichkeiten sehen, wird auch die Zahl der Mitarbeiter steigen.

«Da wir global in Immobilien investieren, können wir die Portfolios unserer Kunden breit diversifizieren und das Risiko entsprechend minimieren.»

Der Kanton Zug hat sich zu einer Art Private Equity Valley in der Schweiz gemausert. Tauschen Sie sich eigentlich auch mit der Konkurrenz aus?

Grundsätzlich pflegen wir einen partnerschaftlichen Austausch mit unseren Mitbewerbern. Das machen wir aber nicht nur in Zug, sondern weltweit. Unsere Investition in VAT Vakuumventile zusammen mit Capvis ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Capvis ist in Zug quasi unser Nachbar, und wir tätigten die Akquisition von VAT gemeinsam, da wir davon überzeugt waren, durch diese Transaktion zusammen einen grösseren Mehrwert für das Unternehmen und damit auch für unsere Kunden zu erzielen. Solche Kooperationen sind in unserer Industrie keine Seltenheit.

Der Schlüssel zum Erfolg ist es, spezifische Trends ausfindig zu machen, die Industrien und das Konsumentenverhalten nachhaltig verändern. Benutzen Sie dazu neben Ihrer eigenen Research-Abteilung im Hauptsitz an der Stadtgrenze zwischen Baar und Zug auch so etwas wie Trendscouts?

Da wir weltweit investieren, beobachten wir auch weltweit die Trends und Entwicklungen, und hier leisten alle 19 Niederlassungen der Partners Group ihren Beitrag. Wir glauben daran, dass man die Trends in verschiedenen Regionen nur dann wirklich erkennen kann, wenn man vor Ort ist. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Nähe zu unseren Investitionen und lokalen Märkten ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns ist. Wir kombinieren dabei unser eigenes Research mit externem, um Trends frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu investieren. Eine entscheidende Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch unser Team aus Industrie- und Sektorspezialisten, unser Industry Value Creation Team, das bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten einen elementaren Beitrag leistet und für die Umsetzung der Wertschöpfungsinitiativen verantwortlich ist, nachdem die Investitionsentscheidung getroffen wurde. Dieses Team arbeitet eng mit unseren Researchabteilungen, unter anderem in unserem Research Hub in Singapur, zusammen.

Sie haben 100 Millionen Dollar in das US-Solarunternehmen Silicon Ranch investiert. Finden sich in Europa in der Solarbranche keine vergleichbaren Objekte?

Silicon Ranch ist ein amerikanischer Entwickler und Betreiber von Solaranlagen und ist eines der am schnellsten wachsenden Solarunternehmen der USA. Derzeit werden Anlagen mit einer geplanten Gesamtleistung von über 600 MW in verschiedenen US-Bundesstaaten von Silicon Ranch betrieben, die jeweils über 20-30 jährige Abnahmevereinbarungen verfügen. Wir finden diesen Ansatz sehr interessant und suchen ähnliche Anlagen auch auf globaler Ebene. So haben wir 2014 mit Japan Solar beispielsweise in die Entwicklung einer Plattform aus Solaranlagen in Japan investiert. In Europa sind solche Projekte tendenziell teurer, aber es gibt auch hier durchaus attraktive Opportunitäten, wie etwa unser Offshore-Windparkprojekt Merkur in der Nordsee vor der deutschen Küste, in welches wir im August dieses Jahres investiert haben. Infrastrukturinvestitionen können grundsätzlich von länderspezifischen regulatorischen Änderungen betroffen sein. Daher ist es auch im Bereich Infrastruktur entscheidend, das Portfolio global auszurichten, um diese regulatorischen Risiken einzelner Länder zu diversifizieren.

«Aufgrund der Fragmentierung eines grossen Marktes mit hoher Transaktionsbereitschaft sind die USA ein attraktives Investitionsland.»

Ist es einfacher in den USA in privat gehaltene Unternehmen zu investieren?

Ja, das kann man so sagen. Aufgrund der Fragmentierung eines grossen Marktes mit hoher Transaktionsbereitschaft sind die USA ein attraktives Investitionsland. In Europa ist die Bereitschaft weniger stark ausgeprägt, so dass Transaktionen oft über einen längeren Zeitraum verhandelt werden.

Einnahmen, Bruttogewinn, Aktienkurs – das alles wuchs seit Ihrem Börsengang in den letzten zehn Jahren um zwanzig Prozent. Jahr für Jahr wohlgemerkt. Gerade wurde die 500 CHF-Marke beim Aktienkurs geknackt. Wo könnte ein Schwarzer Schwan drohen, in dieser besten aller Welten?

Unsere Kunden vertrauen uns typischerweise Kapital über einen langfristigen Zeitraum von zehn Jahren oder länger an, um so über Zyklen hinweg zu investieren. Zusätzlich ist unsere Plattform sehr breit über alle Anlageklassen der Privatmärkte aufgestellt, so dass wir in nahezu jedem Marktumfeld Investitionen tätigen können. Sollte es aber zu einem globalen Zusammenbruch der Finanzmärkte kommen, so würde sich dies auch in unserer Branche auf Investitions- und Verkaufsaktivitäten sowie unsere Portfoliounternehmen auswirken.

Zur Person:
Christoph Rubeli ist seit 2013 als Co-CEO der Partners Group tätig. Zusammen mit dem Co-CEO André Frei leitet er das Executive Committee und das Global Executive Board. Christoph Rubeli arbeitet seit 1998 bei Partners Group und verfügt über eine 30-jährige Berufserfahrung. Vor seiner Zeit bei Partners Group war er für UBS tätig. Christoph Rubeli besitzt einen MBA der INSEAD Paris in Frankreich.

Zum Unternehmen:
Partners Group ist ein globaler Private Markets Investment Manager mit über 850 institutionellen Investoren weltweit und mehr als 850 Mitarbeitern in 19 Niederlassungen. Der Hauptsitz ist in Baar-Zug. Gelder werden in Privatmärkten durch die Finanzierung und Entwicklung von Unternehmen, Immobilien und benötigter Infrastruktur angelegt (Private Equity und Private Debt, Private Real Estate, Private Infrastructure). Das 1996 gegründete Unternehmen ist seit 2006 börsenkotiert (SIX).

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