Cognizant: Der Wandel des globalen Zahlungsverkehrs: ein Blick in die Zukunft
Von Ashish Bhatnagar, Head of Cards & Payments, Cognizant
Der internationale Zahlungsverkehr wandelt sich. Und das sehr schnell. Die grössten Veränderungen betreffen vor allem den Kern der Zahlungsverkehrsinfrastruktur: Geschwindigkeit, Open Access und Standardisierung sind die Ziele. Gut möglich also, dass wir es in Zukunft mit einem völlig veränderten Zahlungsverkehrsnetz zu tun haben werden.
Der Zahlungsverkehr ist traditionell ein Community-Geschäft. Das bedeutet, dass mehrere Teilnehmer:innen gleichzeitig miteinander kooperieren, aber auch konkurrieren. Die Community wächst dabei stetig: Immer mehr neue Unternehmen drängen auf den Markt, die sich von den klassischen Banken unterscheiden. Diese Unternehmen sind technologiegetrieben und haben das Ziel, Zahlungen nahezu in Echtzeit zu ermöglichen – und damit die Branche zu revolutionieren.
Wie Daten den Zahlungsmarkt verändern
Technologische Entwicklungen wie das Smartphone oder die digitale Geldbörse haben in den letzten Jahren eine Art Modernisierungswelle im Zahlungsverkehr ausgelöst. Das Ergebnis sind schnellere, offenere und stärker standardisierte Zahlungen sowie zusätzliche Mehrwertdienste. Den Banken stehen dadurch immer mehr Daten über ihre Kunden zur Verfügung. Diese Daten erleichtern auch die Kreditvergabe an Menschen, die bisher keinen Zugang zu Krediten hatten.
Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Umsetzung der Verordnung ISO 20022 vorangetrieben. Mit dieser neuen Regelung wurde ein globaler Standard für die Strukturierung der Daten geschaffen, die bei Finanztransaktionen verwendet werden. Damit wird sichergestellt, dass Daten immer auf die gleiche Art und Weise ausgetauscht und gespeichert werden. Dadurch werden die generierten und gesammelten Daten reichhaltiger und bieten den Finanzinstituten mehr und bessere Einblicke als bisher. In Kombination mit verbesserten Analysewerkzeugen, die beispielsweise auf neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) basieren, können Unternehmen Forderungen und Abgleiche effizienter bearbeiten, Aktivitäten auf kriminelle Machenschaften überprüfen und Risiken managen. Der Markt entwickelt sich ständig weiter. Unternehmen, die auch in Zukunft wettbewerbsfähig und relevant bleiben wollen, sollten das Potenzial dieser zusätzlichen Mehrwertdienste voll ausschöpfen.
Wie Fintechs und länderübergreifende Zahlungen den Wandel vorantreiben
Darüber hinaus entstehen Zahlungsnetzwerke, die darauf abzielen, Reibungsverluste bei länderübergreifenden Zahlungen zu verringern und so ein offeneres und integrativeres Umfeld zu schaffen. Ein Beispiel: Das indische United Payments Interface (UPI), ein von der National Payments Corporation of India entwickeltes Sofortzahlungssystem, wurde mit dem Schnellzahlungssystem Singapurs vernetzt. So können Verbraucher:innen in beiden Ländern im jeweils anderen Land über ihre nationale Plattform bezahlen. Ein weiteres grenzüberschreitendes Zahlungssystem, das häufig mit UPI verglichen wird, ist das Real-Time Gross Settlement (RTGS) System. Beide Systeme weisen Ähnlichkeiten auf, verfolgen jedoch unterschiedliche Ziele und werden in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt. RippleNet ist ein globales Zahlungsnetzwerk, das Blockchain-Technologie und digitale Vermögenswerte wie XRP nutzt, um Echtzeit-Abwicklung und Liquiditätsmanagement für grenzüberschreitende Zahlungen zu ermöglichen. Seit Gründung im Jahr 2012 hat RippleNet 30 Milliarden US-Dollar in bis zu 20 Millionen Transaktionen verarbeitet.
Darüber hinaus bieten FinTech-Anbieter den Verbraucher:innen einfachere und schnellere Möglichkeiten, Geld zu überweisen. So bieten Unternehmen wie Bolt, AeroPay und Stripe Einzelhändlern mehr Möglichkeiten, Zahlungen entgegenzunehmen, und dringen damit in Bereiche vor, die bisher traditionellen Banken vorbehalten waren.
Wie Banken reagieren sollten
Um den signifikanten Veränderungen im Zahlungsverkehr gerecht zu werden und mit den agilen Wettbewerbern Schritt zu halten, stehen traditionelle Banken vor einer Mammutaufgabe: Sie müssen ihre Zahlungssysteme modernisieren und dabei die Veränderungen im Markt berücksichtigen. Die Verbraucher:innen erwarten ein schnelles, transparentes, kostengünstiges und reibungsloses Zahlungserlebnis – wer dies nicht bieten kann, wird unweigerlich Kund:innen verlieren.
Traditionelle Banken sollten den Wandel jedoch nicht als Kampf gegen neue Marktteilnehmer verstehen. Vielmehr sollten Partnerschaften angestrebt werden, um das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. So kooperieren in mehreren Ländern lokale Zentralbanken mit Technologieunternehmen, um neue digitale Währungen zu entwickeln – auf diese Weise profitieren sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen vom direkten Zugang zu den Ressourcen der Zentralbank und von schnelleren Transaktionen. Durch diese Kooperationen holen sich die Banken die technologische Expertise ins Haus, die ihnen selbst fehlt, und verschaffen sich so entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Darüber hinaus sollten sich Finanzinstitute darauf konzentrieren, Zahlungen für die Nutzer:innen unsichtbarer, d.h. zu einem intuitiven und unauffälligen Teil des Prozesses, zu machen. Unternehmen wie beispielsweise Uber oder Amazon integrieren Zahlungen nativ in ihr Angebot, so dass es für die Nutzer:innen nicht wie ein zusätzlicher Schritt in einem vorgeschriebenen Prozess aussieht. Banken können dies unterstützen, indem sie Einzelhändlern und anderen Unternehmen Programmierschnittstellen (APIs) zur Verfügung stellen, die eine nahtlose Customer Journey ermöglichen.
Wie geht es weiter?
Die Modernisierung des Zahlungsverkehrsmarktes ist in vollem Gange und wird sich weiter fortsetzen. Banken müssen darauf reagieren und sich bestmöglich positionieren, um das Potenzial dieser Veränderungen voll auszuschöpfen. Die aktive Zusammenarbeit mit Technologieanbietern und anderen FinTech-Unternehmen ermöglicht es Finanzinstituten, ihren Kund:innen eine bessere und nahtlosere Erfahrung zu bieten. Darüber hinaus helfen sie den Unternehmen, Kosten und Zeit beim Kauf von Produkten zu sparen. Der Einsatz neuer Technologien wie KI stellt auch sicher, dass Banken globale Vorschriften einhalten, und hilft bei der Bekämpfung illegaler Zahlungen. Wer diese Fortschritte nicht nutzt, läuft Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. (Cognizant/mc/ps)
Über Ashish Bhatnagar
Ashish Bhatnagar leitet das Cards and Payments-Geschäft von Cognizant in den Global Growth Markets. In dieser Funktion ist er für die Entwicklung und Umsetzung der Go-to-Market-Strategie verantwortlich. Ziel dieser Strategie ist es, Finanzinstitute und Unternehmen bei der Bewältigung der sich verändernden Zahlungslandschaft zu unterstützen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Bhatnagar verfügt über eine nachgewiesene Erfolgsbilanz bei der unternehmensweiten Transformation der Wertschöpfungskette im Karten- und Zahlungsverkehr durch zielgerichtete Umsetzung. Vor seinem Wechsel zu Cognizant war Bhatnagar 14 Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen bei TCS tätig, zuletzt als Partner für Banking and Payments.