Cognizant-Studie: Warum intelligente Prozessautomatisierung die Wirtschaft grüner macht
Von Ulrich Faisst, Chief Technology Officer Central Europe, Cognizant
Weltweit erhöhen Unternehmen ihre Investitionen in Nachhaltigkeit und treiben entsprechende Initiativen voran. Eine aktuelle Studie von Cognizant unter 3.000 Führungskräften bestätigt, dass die Ausgaben in diesem Bereich bis 2025 deutlich steigen werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Zahl der Befragten, die ihre Ausgaben für Nachhaltigkeit in diesem Zeitraum um zehn Prozent oder mehr erhöhen, nahezu verdoppeln wird. Die Frage, die Führungskräfte dabei am meisten beschäftigt: Worauf sollen sich Nachhaltigkeitsmassnahmen am besten konzentrieren?
Prozessoptimierung und -automatisierung als Mittel zu mehr Nachhaltigkeit
Ein probates Mittel für mehr Nachhaltigkeit ist das Optimieren und Automatisieren von Prozessen. Dadurch lässt sich nicht nur die betriebliche Effizienz deutlich steigern, sondern auch der ökologische Fussabdruck interner Abläufe und Prozesse bis hin zur Wertschöpfungskette reduzieren. Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht dies: Integrieren Unternehmen eine automatisierte Gebäudeleittechnik in die Energieverteilung eines so genannten Smart Buildings, lassen sich Energieeinsparungen von 10 bis 15 Prozent erzielen. Erweiterte Funktionen wie eine bedarfsgerechte Lüftung können weitere fünf bis zehn Prozent Energie einsparen.
Auch innerhalb der Lieferkette haben Prozessoptimierung und -automatisierung das Potenzial, Ineffizienzen aufzudecken und zu beseitigen, produktions- und transportbedingte Emissionen zu reduzieren und die Ziele der Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Recycling und Kreislaufwirtschaft sind aufwändige und komplexe Prozesse, die aber im Vergleich zur Neuproduktion von Kunststoffen bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen einsparen.
RPA/IPA-Tools und -Technologien: Wirkungsvoll und dennoch wenig genutzt
Auch die Studie zeigt: Betrachtet man die Wirkung, so zeigen Robotic Process Automation (RPA)- und Intelligent Process Automation (IPA)-Tools und -Technologien deutlich den grössten Einfluss auf die Förderung von Nachhaltigkeit: 79 Prozent der Befragten, die bereits Prozessautomatisierung einsetzen oder eingesetzt haben, bewerten die Prozessoptimierung als wirksam oder sehr wirksam zur Förderung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie – damit gilt die Prozessoptimierung als die wirksamste Technologie in den untersuchten Bereichen.
All diesen Vorteilen zum Trotz haben sich die Herausforderungen, die mit der Implementierung von Automatisierungstechnologien verbunden sind, jedoch bisher oft als abschreckend erwiesen. Die Automatisierung und Optimierung von Prozessen erfordern eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen verschiedenen Funktionen, die häufig unterschiedliche Tools und Systeme verwenden. Nur 42 Prozent der Studienteilnehmer zählen RPA und IPA, zu denen auch Automatisierungs- und KI-Technologien gehören, zu den sechs wichtigsten Technologien zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit.
Prozesse optimieren mit digitalem Zwilling
Neue, KI-basierte Ansätze helfen nun, diesen Herausforderungen den Schrecken zu nehmen. Ein wichtiger Baustein für die Prozessoptimierung beispielsweise sind KI-gestützte digitale Zwillinge. Digitale Zwillinge sind Abbilder physischer Objekte, die über den gesamten Lebenszyklus im Produktionsprozess mit Daten, Informationen und Modellen angereichert werden. Mit Hilfe von Sensordaten werden sie kontinuierlich aktualisiert, optimiert und erweitert. Unternehmen sind so in der Lage, Prozesse in Echtzeit zu überwachen, Herausforderungen schneller zu erkennen und durch Prozessoptimierungen zu adressieren.
Eine Branche, die davon besonders profitieren kann, ist der Batteriesektor, da u.a. durch den Mobilitätswandel und die steigende Popularität von Elektrofahrzeugen die Nachfrage stetig steigt und immer mehr Batteriefabriken entstehen – insbesondere in Europa sind die Anforderungen, Standards und Regularien an Qualität, Nachhaltigkeit und Prozessstabilität hoch. Ein digitaler Zwilling kann hier beispielsweise helfen, die Qualität zu erhöhen, indem er Schwachstellen in der Produktion aufdeckt und gleichzeitig die Prozessoptimierung beschleunigt.
KI als Katalysator der Prozessautomatisierung und -optimierung
Auch über den digitalen Zwilling hinaus ermöglicht KI ein neues Mass an Kreativität, Problemlösungs- und Anpassungsfähigkeit im Bereich der intelligenten Automatisierung. Dadurch werden die Auswirkungen der intelligenten Automatisierung weiter verstärkt. Durch den Übergang zu KI-gestützten Geschäftsmodellen können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen durch Innovation und eine dynamischere Ressourcenoptimierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette beschleunigen.
Solche Fortschritte werden insbesondere in Bereichen wie Materialerkennung und Produktdesign erkennbar sein – diese können im Hinblick auf minimale Umweltauswirkungen, Langlebigkeit sowie Wiederverwendung oder Recycling optimiert werden. Auch die vorausschauende Wartung und die proaktive Optimierung der Lieferkette werden von diesen Entwicklungen profitieren. Als Katalysator der Prozessautomatisierung und -optimierung ermöglicht KI somit nicht nur Effizienzgewinne, sondern ebnet auch den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft. (Cognizant/mc/ps)
Über Dr. Ulrich Faisst
Dr. Ulrich Faisst ist Chief Technology Officer (CTO) für die Region Central Europe bei . Dort ist er verantwortlich für die Wachstumsstrategie und stärkt gleichzeitig die Kund:innenorientierung und Technologieführerschaft des Unternehmens in der Region. Ulrich verfügt unter anderem über Expertise in Transformationsstrategien und -umsetzung, Automatisierung und KI, IoT, Cloud, Digital Engineering, SAP und Salesforce. Vor seiner Zeit bei Cognizant war er unter anderem bei Trumpf und Carl Zeiss in leitenden Funktionen tätig, mit einem Schwerpunkt auf der digitalen Transformation. Darüber hinaus arbeitete er als Program Manager für Bain & Company und die Fraunhofer Forschungsgruppe.