Colombus Consulting: IA Act der EU und die abwartende Schweiz – ist das eine riskante Haltung oder eine Chance?
Am 5. Februar hat die Europäische Union mit der einstimmigen Annahme des Künstlichen Intelligenzgesetzes (KI-Gesetz) einen historischen Wendepunkt erreicht. Damit ist die EU der erste Kontinent, der eine spezifische Gesetzgebung für den Einsatz von künstlicher Intelligenz einführt. Dieser bedeutende Fortschritt war nicht ohne Hindernisse, mit zähen Verhandlungen, die den Widerstand einiger Mitglieder beinhalteten, nicht zuletzt von Frankreich und Deutschland. Die erzielte Einigung unterstreicht jedoch das kollektive Engagement für die Regulierung und das Risikomanagement im Zusammenhang mit KI.
von Jean Meneveau, Managing Partner und Gründer von Colombus Consulting in der Schweiz
Der AI Act basiert auf einfachen Grundsätzen des Risikomanagements, die darauf abzielen, Anwendungen mit hohem Risiko zu verbieten. Dieses Regelwerk soll strenge Standards festlegen, um die Anwendung von Systemen der künstlichen Intelligenz zu gewährleisten. Ein gewagter Schritt, der entscheidende Fragen hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Innovation und die Entwicklung von KI aufwirft.
Was die Schweiz betrifft, so hat sie sich entschieden, angesichts dieses europäischen Vorstosses eine abwartende Haltung einzunehmen. Diese Zurückhaltung wirft die grundlegende Frage auf: Ist dies ein Risiko oder eine Chance für Länder, die zögern, sich an diese innovative Gesetzgebung zu halten?
Einige Kritiker argumentieren, dass die strenge Regulierung die Innovation behindern und die Einführung mutiger und innovativer Projekte im Bereich der künstlichen Intelligenz bremsen könnte. Grosse Unternehmen haben sich weitgehend in diesem Sinne geäussert: Airbus, Dassault Systèmes, Orange, Renault… Eine alternative Perspektive betrachtet den KI-Act jedoch als einmalige Chance. KI, die diesen strengen Standards entspricht, würde als sicherer und ethischer wahrgenommen werden und so das Vertrauen der Nutzer und der Märkte stärken.
Es lassen sich Parallelen zur Allgemeinen Datenschutzverordnung (GDPR) ziehen, einer bahnbrechenden europäischen Initiative im Jahr 2018, die die Grundsätze für den Schutz personenbezogener Daten festgelegt hat. Obwohl ihre Umsetzung zunächst Bedenken aufwarf, hat sie die Märkte für die Risiken sensibilisiert, die mit der Vernachlässigung des Datenschutzes einhergehen. In ähnlicher Weise könnte der IA Act eine entscheidende Rolle dabei spielen, das Bewusstsein für die ethischen Herausforderungen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz zu schärfen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die einstimmige Verabschiedung des IA Act in Europa einen grossen Schritt in Richtung einer verantwortungsvollen Regulierung der künstlichen Intelligenz darstellt. Die Schweiz bleibt zwar im Hintergrund, befindet sich aber an einem Scheideweg zwischen den potenziellen Risiken und den Chancen, die sich aus dieser neuen Gesetzgebung ergeben. Die Zukunft wird zeigen, ob diese historische Entscheidung der Europäischen Union der Katalysator für eine neue, ethische und sichere Ära der künstlichen Intelligenz ist. (Columbus Consulting/mc)
Jean Meneveau ist Managing Partner und Gründer von Colombus Consulting in der Schweiz. Er arbeitete über 15 Jahre lang als Berater und Direktor bei Firmen wie Accenture und Cap Gemini in den Bereichen Marketing, Digital, Kundenerfahrung und Daten. Er gehörte zum Gründungsteam der Simalaya-Gruppe in der Schweiz und in Europa und schloss sich 2016 der Columbus Consulting Group an. Jean hat seine Kompetenzen bei grossen B2C- und B2B-Konzernen entwickelt und verfügt insbesondere über eine anerkannte Expertise in Projekten zur digitalen Transformation und Daten. Er spricht Französisch und Englisch.