Credit Suisse Research Institute: Herausforderungen rund um Wasserknappheit benötigen globale Aufmerksamkeit
Zürich – Das Credit Suisse Research Institute (CSRI) veröffentlicht heute eine umfassende Studie zur Wasserknappheit und zu den wichtigsten zukünftigen Herausforderungen. Die Studie zeigt auf, dass konkrete und koordinierte Massnahmen auf globaler Basis nötig sind.
Wasserknappheit ist eines der weltweit grössten Probleme und birgt wesentliche gesellschaftliche Risiken. Mehr als zwei Milliarden Menschen leben in Ländern mit einer angespannten Wassersituation. Vier Milliarden Menschen sind zudem pro Jahr mindestens einen Monat lang von besonders schweren Wasserkrisen betroffen. Die schlechte Wasserqualität verschärft das Problem: Unter anderem wird 80 % des Abwassers weltweit unbehandelt der Umwelt zurückgeführt und 4,5 Milliarden Menschen haben immer noch keinen Zugang zu sicherer Sanitärversorgung.
Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Vorsitzender des Credit Suisse Research Institute, kommentiert: «Es ist deutlich geworden, dass Wasserknappheit ein wesentliches Problem für die Welt ist und auch in den kommenden Jahren bleiben wird. Die Zahlen sind ernüchternd und es sind koordinierte globale Massnahmen erforderlich. Wasserknappheit und Klimawandel sind untrennbar miteinander verbunden, was unter anderem durch Veränderungen von Niederschlagsmustern belegt wird.»
Eugene Klerk, Leiter Global ESG & Thematic Research bei der Credit Suisse, fügt hinzu: «Wasserknappheit ist einer der Schwerpunkte der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen und die Befassung mit den Folgen dieses Problems ist zentraler Bestandteil von sechs dieser SDGs. Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Nutzen liegt auf der Hand, die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele hat jedoch ihren Preis. Sowohl der öffentliche als auch der private Sektor spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der notwendigen Infrastruktur und neuer Technologien.»
Wasserbedarf: eine langfristige Herausforderung
Es wird erwartet, dass der Gesamtwasserverbrauch auch über die kommenden Jahrzehnte hinweg wachsen wird. Die Studie identifiziert dabei die folgenden drei Haupttreiber:
- Bevölkerungswachstum – es wird erwartet, dass die Weltbevölkerung bis 2050 auf 10 Milliarden Menschen anwächst, mit einem Anstieg des globalen Wasserverbrauchs auf voraussichtlich 5,3 Billionen m³ im Jahr 2050 (von derzeit 3,7 Billionen m³).
- Urbanisierung – der langfristige Trend hin zu einer urbaneren Welt dürfte die Qualität der Wasserinfrastruktur verbessern. Von dem jedes Jahr in urbane Gebiete gelieferten Wasser wird der Grossteil in Häusern und Wohnungen und in deren Umgebung verwendet: Die Verwendung von Wasser im Haushalt macht 64 % der gesamten urbanen Nutzung aus.
- Die Auswirkungen des Anstiegs der Mittelschicht in Schwellenländern – steigender Wohlstand in den Schwellenländern dürfte zu einer höheren Nahrungsmittel- und Kalorienzufuhr pro Person führen, da höheres Einkommen höhere Ausgaben für Nahrungsmittel ermöglicht. Hinzu kommt auch eine höhere Nachfrage nach wasserintensiven Non-Food-Produkten.
Wasserversorgung: ein statisches Problem
Die Wasserversorgung, berechnet anhand der erneuerbaren internen Süsswasserressourcen ohne externe Ressourcen, ist in der Regel sehr statisch. Einer der Gründe, warum das Problem der Wasserknappheit bis dato nicht die nötige Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft erhalten hat, könnte sein, dass Wasserknappheit im Vergleich zum Klimawandel eher als lokales Problem angesehen wird. Obwohl Wasserknappheit und angespannte Wassersituationen von Land zu Land unterschiedlich sind, ist ein globaler Ansatz erforderlich.
Angesichts der Tatsache, dass Wasserknappheit ein regionales Problem ist, ist es nicht überraschend, dass es eine Reihe von Ländern mit einer sehr angespannten Wassersituation knapp nördlich über dem Äquator gibt, da aufgrund klimatischer und geografischer Faktoren in diesen Regionen die erneuerbaren Ressourcen gering sind. Insbesondere Länder in Nordafrika und im Nahen Osten sowie einige asiatische Länder wie Indien haben sehr angespannte Wassersituationen.
Klimawandel und Wasserknappheit
- Wasserknappheit und Klimawandel sind untrennbar miteinander verbunden – nicht zuletzt, da Veränderungen der Niederschlagsmuster eine direkte, unwiderlegbare Folge des Klimawandels sind. Auswirkungen davon sind unmittelbar spürbar und zeigen sich in Form von zunehmender Trockenheit, Überschwemmungen und Temperaturen. Gleichzeitig gibt es auch permanentere, systemische Auswirkungen: Durch den Anstieg des Wasserdampfs in der Atmosphäre kommt es zu vermehrten schweren Niederschlägen und letztendlich Bodenerosion.
- Schwellenländer und einkommensschwache OECD-Länder sind besonders stark betroffen, da sie extremen Wetterereignissen stärker ausgesetzt sind.
- Allein im Jahr 2019 gab es eine Reihe extremer Wetterereignisse, von Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen, Zyklonen/Wirbelstürmen/Taifunen bis hin zu Bränden.
- Die prognostizierten Zunahmen künftiger Überschwemmungen und Dürren dürften sich auch auf die tatsächliche Wasserverfügbarkeit auswirken. Vermehrte Überschwemmungen werden bis 2050 bis zu 1,6 Milliarden Menschen gefährden. Im Vergleich zu den sporadischen Auswirkungen von Überschwemmungen sind Dürren ein chronisches, langfristiges Problem und wohl die gefährlichste Folge des Klimawandels.
Wasserknappheit und geopolitische Spannungen
Mit zunehmender Wasserknappheit und steigendem Wasserbedarf wird die gemeinsame Nutzung von Wasserressourcen durch verschiedene Staaten komplexer werden. Die Anzahl der Konflikte, die in der Vergangenheit aus Wasserknappheit entstanden sind, ist zwar gering, aufgrund des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage dürften Spannungen zwischen und innerhalb von Ländern im Zusammenhang mit dem Thema Wassersicherheit jedoch zunehmen.
Anlageanforderungen und Herausforderungen
Beim Thema Wasser besteht ein Missverhältnis zwischen den gewaltigen erforderlichen Infrastrukturinvestitionen und verbundenen Kapitalkosten und der derzeitigen Möglichkeit zur Festlegung von Wasserpreisen, die beträchtlich eingeschränkt und reguliert ist. Schätzungen der erforderlichen Investitionen in die globale Wasser- und Abwasserinfrastruktur bis 2030 variieren erheblich, von USD 7,5 Bio. (McKinsey 2016) bis zu USD 23,1 Bio. (New Climate Economy Report, 2014). Die OECD schätzt, basierend auf verschiedenen Prognosen, einen kumulativen Investitionsbedarf von USD 13,6 Bio. (2015 USD, 2016–2030).
Den vollständigen Bericht finden Sie hier: www.credit-suisse.com/researchinstitute (Credit Suisse/mc/ps)