«CS Gender 3000»-Bericht: Ein Fünftel aller weltweiten Verwaltungsratspositionen ist mit Frauen besetzt
London / Zürich – Das Credit Suisse Research Institute (CSRI) hat heute seinen dritten «CS Gender 3000»-Bericht veröffentlicht. Dieser zeigt unter anderem Folgendes:
- Der Frauenanteil in Verwaltungsräten hat sich im letzten Jahrzehnt weltweit verdoppelt
- Der Frauenanteil im Management in den USA und in der Region Asien Pazifik (ausser Japan) ist grösser als in Europa
- Die Erkenntnisse der Berichte aus den Vorjahren werden bekräftigt: Es gibt eine signifikante Korrelation zwischen einem grösseren Anteil von Frauen in Entscheidungspositionen in Unternehmen und ihrer Börsen- und Unternehmensleistung
Der Frauenanteil in Verwaltungsräten liegt neu weltweit bei 20,6 %. Dieser Anteil hat sich seit Beginn des laufenden Jahrzehnts in etwa verdoppelt und seit dem letzten Bericht im Jahr 2016 einen Anstieg von rund 15,3 % verzeichnet.
- Die verschiedenen Regionen unterscheiden sich jedoch erheblich: In Japan beträgt der Anteil nur 5,7 %, in Europa hingegen liegt er bei fast 29,7 %. In Europa hält der Rückenwind durch eine Reihe von Regulatorien und Initiativen, welche die Geschlechtervielfalt in Verwaltungsräten fördern, weiter an.
- In Nordamerika wurden die deutlichsten Verbesserungen ohne formellen regulatorischen Druck erzielt: Der Anteil von Frauen in Verwaltungsräten stieg von 17,3 % im Jahr 2015 auf 24,7 % an.
- Der starke Aufwärtstrend in Nordamerika hat sich in Südamerika nicht gezeigt, wo nur eine leichte Verbesserung auf 7,8 % zu beobachten war.
- Die Region Asien Pazifik verzeichnet ebenfalls einen schwachen Aufwärtstrend – allerdings schwankt die Bandbreite von Land zu Land beträchtlich, mit Werten zwischen 3 % bis zu 30 %. Obwohl der absolute Frauenanteil in Verwaltungsräten in Japan tief ist, bleibt festzuhalten, dass der Anteil zu Beginn des Jahrzehnts bei unter 1 % lag und regulatorische Massnahmen getroffen wurden, um die Vertretung von Frauen in Verwaltungsräten zu verbessern.
- Den grössten Frauenanteil weisen Länder auf, in denen es Quoten oder ähnliche Ziele gibt, wie etwa Norwegen, Frankreich, Schweden und Italien. Die Länder mit dem grössten proportionalen Anstieg in den letzten fünf Jahren waren Malaysia, Frankreich, Australien, Deutschland und Österreich (zwischen 9,4 % und 12,8 %).
Frauenanteil im Management: USA und APAC schwingen oben auf
Seit der letzten Studie in 2016 ist der Frauenanteil im Management von 14 % auf 17 % angestiegen. Regional gibt es in den USA (21 %) und APAC (19 %) eine grössere Vielfalt im Management als in Europa (17 %). In vielen europäischen Ländern existiert ein regulatorischer und politischer Fokus auf Quoten in den Chefetagen. Der Anstieg von Frauen im Management war in den USA und APAC hingegen eher organischer Natur.
Die Auswirkungen dieses Trends auf die obersten Geschäftsführungspositionen sind begrenzt. Knapp 5 % der im Rahmen von «CS Gender 3000» befragten Unternehmen haben weibliche CEOs und weniger als 15 % weisen weibliche CFOs auf. Die Positionen von Frauen liegen weiterhin meist ausserhalb von Bereichen mit operativer Entscheidungsbefugnis. Ein Drittel aller «Shared Services»Funktionen werden von Frauen ausgeübt. 80 % aller IT-Verantwortlichen sind Männer.
Die Unterschiede in der sogenannten «Power Line» sind in der Region Asien Pazifik weniger deutlich als in anderen Regionen. Diese Region verfügt über die grösste Anzahl an weiblichen CEOs (5,6 %) und CFOs (18,9 %). Die Vergleichswerte für Europa und Nordamerika sind 4,1 % bzw. 4,5 % für CEOs und 13,3 % bzw. 13,6 % für CFOs.
Der Bericht zeigt, dass sich der Anteil von Frauen im Management erhöht, wenn auch der Frauenanteil in Verwaltungsräten ansteigt. Dies deutet darauf hin, dass der Einfluss von grösserer Vielfalt in Führungsetagen zu einer besseren Geschlechterverteilung in geschäftsführenden Funktionen führt. Wenn der Anteil von Frauen im Verwaltungsrat bei 50 % liegt, dann liegt der Anteil von Frauen in der Geschäftsführung bei fast 30 %.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob es einen so grossen Ausstrahlungseffekt vom Verwaltungsrat zum Management gibt, wie er zu erwarten wäre. Trotz der bestehenden Quoten und zugehörigen Massnahmen widerspiegelt sich der Anteil von Frauen in Verwaltungsräten in europäischen Ländern im Vergleich zu anderen Ländern, beispielsweise in der Region Asien Pazifik und auch im Vergleich zu den USA, nicht in einem aussergewöhnlichen Frauenanteil im Management, wie aus den CEO- und CFO-Daten ersichtlich ist.
Unternehmen mit grösserem Frauenanteil im Senior Management haben höhere CashflowRendite auf investiertem Kapital
- Obschon keine klare Beziehung zwischen Ursache und Wirkung auszumachen ist, hatte bereits der letzte Bericht des CSRI aufgezeigt, dass starke Zusammenhänge zwischen der Vielfalt in Verwaltungsräten und der Outperformance der Aktienkurse bestehen. Zudem ist auch der Effekt erkennbar, dass die Rentabilität höher ist, wenn die Unternehmen innerhalb der eigenen Branche analysiert werden.
- Der Fokus des aktuellen Berichts analysiert die Geschlechtervielfalt und Unternehmensperformance unter dem Blickwinkel des Managements und nicht nur unter demjenigen des Verwaltungsrats. Mit knapp 4 % ist das «Alpha» bei der Analyse unterschiedlicher Diversitätsniveaus bei Managementteams um mehr als das Dreifache höher, als wenn nur die Vielfalt in Verwaltungsräten betrachtet wird.
- Auf branchenbereinigter Basis zeigt der Bericht, dass die Spanne zwischen den EBITDA-Margen von Unternehmen mit mehr Vielfalt und denen mit weniger Vielfalt 229 Basispunkte beträgt. In Bezug auf HOLT®, dem Bewertungsrahmen der Credit Suisse für die Unternehmensleistung, wurde festgestellt, dass bei Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen im Senior Management die Cashflow-Rendite auf das investierte Kapital um 2,04 % höher war und dass es im Zeitverlauf weniger Volatilität gab. HOLT® weist den Unternehmen, die sich durch mehr Vielfalt auszeichnen, statistisch ein höheres Qualitätsmerkmal zu.
Weibliche Führungskräfte fokussieren stärker auf Nachhaltigkeit und ESG
Grundsätzlich neigen Unternehmen in Familienbesitz dazu, in Bezug auf Aktienkursrenditen die Leistung von nicht familiengeführten Unternehmen zu übertreffen. Die Unternehmen mit der besten Performance haben jedoch in der Regel eine Führungsebene mit einem beträchtlichen Frauenanteil. Deren EBITDA-Margen sind tendenziell höher und ihre Abhängigkeit von Schulden ist tendenziell geringer, während die Cashflow-Renditen in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt um mehr als 400 Basispunkte höher waren. Anhand einer proprietären Umfrage unter 120 Familienunternehmen haben die Analysten festgestellt, dass ein höherer Anteil von weiblichen Führungskräften auch mit grösserem Fokus auf Nachhaltigkeit, ESG und den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen korreliert.
Der weibliche Arbeitsmarkt und die berufliche Entwicklung aus Makrosicht
Der Bericht beinhaltet zudem eine Makrobewertung der Dynamik der weiblichen Partizipation am Arbeitsmarkt und der Spannungen am Arbeitsplatz, die möglicherweise die berufliche Entwicklung von Frauen beeinträchtigen. Dies insbesondere auch in Bezug auf Managementfunktionen. Zu den Ansätzen, mit denen man sich zur Verbesserung von Mobilität und Flexibilität befassen müsste, gehört das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern. Bei den im Rahmen von «Gender 3000» befragten Unternehmen zeigte sich interessanterweise, dass eine geringere Vielfalt auch ein höheres Lohngefälle bedeutet.
Patsy Doerr, globale Leiterin Diversity & Inclusion, sagt: «Es ist ermutigend zu sehen, dass in den meisten Teilen der Welt Fortschritte zur Sicherstellung des Aufstiegs und der Beförderung von Frauen in Führungspositionen gemacht werden. Obwohl der Business Case hierfür schon lange vorliegt, bedeuten Studien wie «CS Gender 3000» und unser entsprechender Research in diesem Bereich, dass wir in der Lage sind, immer deutlichere Schlüsse zu ziehen, wie wir eine gleichwertige und inklusive Belegschaft erreichen können.»
«Allerdings ist die Unternehmenswelt noch weit davon entfernt, eine Gleichstellung am Arbeitsplatz zu erreichen. Deshalb sind wir bestrebt, die Probleme, die weltweit weiter bestehen, zu beleuchten und Teil des Dialogs zu sein, der wesentliche Verbesserungen des Geschlechterverhältnis und der Unternehmensperformance bewirken kann.»
Richard Kersley, Leiter Global Thematic Research, kommentiert: «Dank unserem Bewertungsrahmen HOLT und unseren weltweit verteilten Unternehmensanalysten, die ein umfassendes Bild der Geschlechterzusammensetzung des Unternehmenssektors erstellt haben, konnten wir erneut einen aussagekräftigen Bericht aufbereiten. Unserer Ansicht nach ist das Verständnis von Vielfalt auf Geschäftsführungsebene von entscheidender Bedeutung, wenn man die Auswirkungen von grösserer Vielfalt am Arbeitsplatz und ihrer spezifischen Relevanz für Aktionäre wirklich beurteilen will. Wir sprechen in unserer Untersuchung nicht von Ursache und Wirkung, sondern lassen die Daten für sich sprechen. Es zeigt sich, dass eine erhebliche Korrelation zwischen der Geschlechtervielfalt und der Unternehmensperformance besteht.» (Credit Suisse/mc/ps)
Der «CS Gender 3000»-Bericht ist verfügbar unter:
https://www.credit-suisse.com/ch/en/about-us/research/research-institute.html