CS: Ein Drittel der Unternehmen verzichtet auf Absicherung von Währungsrisiken
Zürich – Die Credit Suisse hat rund 760 Schweizer KMU und Grossunternehmen zu ihren Konjunktur- und Wechselkurserwartungen sowie ihrem Umgang mit Währungsrisiken befragt. Sie erwarten eine tendenzielle Abschwächung des Schweizer Wirtschaftswachstums. Knapp die Hälfte geht von einem Zinsanstieg der SNB bis spätestens im 4. Quartal 2019 aus. Bezüglich der Entwicklung des Euro bleiben sie kritisch und erwarten bis Ende 2019 einen EUR/CHF-Kurs von 1.15. Die grössten politischen Risiken erwarten sie daher auch innerhalb von Europa – namentlich aus Italien.
Das dritte Jahr in Folge hat die Credit Suisse bei Schweizer Unternehmen eine Umfrage bezüglich ihrer Einschätzung zu ausgewählten Themen, welche die globale Wirtschaft, die Politik der Notenbanken und damit auch die Entwicklung der Wechselkurse beeinflussen könnten, durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 760 Unternehmen teil, welche vom Einzelunternehmen bis zum Grosskonzern reichen. Während mit 58 % die meisten Umfrageteilnehmer davon ausgehen, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Schweiz im Rahmen des Vorjahres bewegen wird, rechnet ein Drittel (32 %) der Unternehmen eher mit einer Wachstumsabkühlung als mit einer -beschleunigung (10 %). Dies deckt sich weitgehend mit der Einschätzung der Ökonomen der Credit Suisse. Zudem dürfte gemäss rund der Hälfte der befragten Firmenkunden die Schweizerische Nationalbank bis spätestens Ende 2019 erstmals seit dem Herbst 2007 die Zinsschraube anziehen.
Unternehmen gehen nicht von Wiedererstarkung des Euro aus
Bereits die Umfrageresultate der Vorjahre haben zum Vorschein gebracht, dass die Unternehmen von keinem starken Aufschwung in Europa und entsprechend von keiner Wiedererstarkung des EUR ausgehen. Für Ende 2019 erwarten sie im Durchschnitt einen EUR/CHF-Kurs von 1.15, während die Prognose der Credit Suisse bei 1.20 liegt. Für die Wechselkurspaare USD/CHF und GBP/CHF liegen die Prognosen der Umfrageteilnehmer bei 0.99 und 1.26 (CS-Prognosen: 1.00 und 1.40). Die Wechselkursprognosen der befragten Unternehmen unterscheiden sich im Übrigen kaum bei der Betrachtung der Branche, der Aussenhandelsaktivität (Export vs. Import) oder der Unternehmensgrösse. Anders sieht es bei denjenigen Wechselkursen aus, welche für die Jahresbudgetierung in Betracht gezogen werden. Dort budgetieren Exporteure mit einem deutlich stärkeren Franken als importorientierte Unternehmen. Die meisten Umfrageteilnehmer scheinen demnach – wie bereits in den Vorjahren – eine gewisse Sicherheitsmarge einzukalkulieren.
Geldpolitische Entscheide ausländischer Zentralbanken als bedeutendstes Risiko für Schweizer Franken
Als «sicherer Hafen» erhält der Schweizer Franken insbesondere in Zeiten politischer oder wirtschaftlicher Unsicherheiten enormen Aufwertungsdruck. Gemäss den befragten Unternehmen dürften sich die geldpolitischen Entscheide ausländischer Zentralbanken wie der EZB und der USFED mitunter am stärksten auf die Entwicklung des Frankens auswirken. Als bedeutendstes nichtgeldpolitisches Risiko stufen sie die Haushaltsverschuldung in Italien ein. Am geringsten schätzen sie den Einfluss der aktuellen Brexit-Verhandlungen sowie einer sich abzeichnenden Wachstumsverlangsamung in China ein.
Importeure wickeln Kaufverträge vorwiegend in Fremdwährungen ab
Für die befragten Unternehmen stehen Ein- und Verkauf von Waren und Dienstleistungen in Fremdwährungen an der Tagesordnung. Naturgemäss liegen die Währungsrisiken bei Importeuren in erster Linie bei Kaufverträgen, welche bei 71 % in Fremdwährungen abgewickelt werden. Verkäufe werden grösstenteils in CHF abgerechnet. Bei den Exporteuren werden neben den Verkäufen (72 %) auch mehrheitlich Einkäufe (57 %) in ausländischen Währungen – vorwiegend in EUR und USD – abgerechnet. Dies dürfte den Umstand widerspiegeln, dass deren Inputgüter in erster Linie aus dem Ausland stammen. Damit ist der Anteil der «natürlichen Absicherung von Währungsrisiken» bei Exporteuren deutlich höher.
Unternehmen mit USD-Exposure sichern Währungsrisiken häufiger ab
Von den Unternehmen mit einem EUR-Anteil von mindestens 20 % (Einkauf- oder Verkaufswährung) sichern sich 27 % mit Finanzinstrumenten gegen Währungsrisiken ab, während knapp ein Drittel komplett darauf verzichtet. Bei Unternehmen mit USD-Exposure liegt der Hedging-Anteil deutlich höher. Dies ist in vielen Fällen darauf zurückzuführen, dass diese Unternehmen nicht in derselben Währung Waren oder Dienstleistungen einkaufen wie sie sie verkaufen und somit nicht von einer «natürlichen Währungsabsicherung» profitieren. (Credit Suisse/mc/ps)
Über die Umfrage
An der Umfrage, die zwischen dem 15. Oktober und 30. November 2018 online durchgeführt wurde, haben sich 766 Firmenkunden der Credit Suisse beteiligt, die vom Einzelunternehmen mit einigen Hunderttausend Franken Jahresumsatz bis zum Grosskonzern mit über 1000 Mitarbeitern und mehr als einer Milliarde Franken Umsatz reichen. Die grosse Mehrheit ist wirtschaftlich stark mit dem Ausland verknüpft – nur ein Sechstel ist ausschliesslich in der Schweiz tätig. Rund die Hälfte der Teilnehmer stammen aus der Industrie, die restlichen aus dem Dienstleistungssektor oder aus beiden Bereichen.