Das DIFC lässt die Krise hinter sich
Das 2004 gegründete DIFC steuert pro Jahr 2,9 Mrd. Dollar oder 3,6% zum Dubaier BIP bei. (gaf)
Das gab es noch nie. Zum Ende der Halbjahres-Medienkonferenz am Montag bat Abdulla Al-Awar, CEO der Dubai International Financial Center (DIFC) Authority, die Journalisten um ein Feedback. «Wie denken Sie, kann das DIFC noch besser werden? Haben Sie irgend welche Ideen?» Demokratie auf Emiratisch? Mitnichten. Der CEO hat alle Grund zur Offenheit und zur Gelassenheit. Seit Ausbruch des Arabischen Frühlings, sprich der Unruhen und Staatsstreiche in Mittelost und Nordafrika, zieht das politische stabile Emirat Dubai Firmen aus aller Welt wie ein Magnet an.
Das Leben kehrt zurück ins DIFC
Ein «Random Walk» innerhalb des Zentrums erklärt Al-Awars Zuversicht. Parkplätze in der Tiefgarage gibt es nicht mehr wie Sand am Meer. Zur Mittagspause füllen sich die Restaurants rund um das Hauptgebäude The Gate schnell. Rund 12,000 Menschen arbeiten in dem aufgrund seiner neutral gehaltenen Architektur kühl wirkenden Komplex.
64 neue Firmen liessen sich im ersten Halbjahr 2011 im 110 Morgen grossen DIFC District nieder. 813 sind es insgesamt, Banken, Versicherer Asset Manager und Service-Firmen (wie Restaurants und Copy-Shops) inklusive. «Immer mehr Unternehmen aus den aufstrebenden Märkten interessieren sich für einen Sitz bei uns» weiss Dr. Nasser Saidi, der DIFC-Chefökonom und Head of External Relations. Aus dem MENA-Raum und aus Asien waren 44% unter den «neuen Nachbarn» im DIFC, die Hälfte kam aus Europa und den USA. Nach DIFC-Angaben sind 95 Prozent der Bürofläche vermietet.
Hat allen Grund zur Freude: DIFC Authority CEO Abdulla Mohammed Al-Awar. (gaf)
Im Herzen von Dubai gelegen, untersteht das DIFC der Onshore-Finanzaufsicht DFSA, die ihr Regelwerk fast eins zu eins von der britischen FSA übernommen hat. Alle Emirate-Gesetze, mit Ausnahme des zivilen Strafrechts, sind im DIFC ausser Kraft gesetzt. Wegen des vertrauten rechtlichen Umfelds haben sich 18 der weltweit 25 Top-Banken und sechs der zehn grössten Versicherer angesiedelt. CS, UBS und die führenden Schweizer Privatbanken sind auch vor Ort.
Mit dem Ritz Carlton DIFC hat das Zentrum sein erstes Luxhotel erhalten. «Wir untersuchen derzeit, wie wir das wachsende Areal verbinden können, etwa mit einer eigenen Metro,» sagt Al-Awar gegenüber Moneycab.
Konflikte hinter den Kulissen
Im DIFC wird aber auch vermehrt gestritten. Der seperate Gerichtshof DIFC Courts wird seit den Krisenjahren 2009/2010 mit Streitfällen überhäuft. Zuletzt traf am 19. Juli 2011 vor dem Berufungsgericht die Bank Sarasin (im DIFC in einem Jointventure mit Alpen Capital ansässig) erneut auf die Familie Khorafi aus Kuwait. Die Khorafis, ehemals Sarasin-Kunden, werfen der Privatbank aus Basel Falschberatung vor, die angeblich zum Verlust eines zweistelligen Millionen-Dollarbetrages geführt hätte. Sarasin bezweifelt aber, dass die Familie überhaupt das Recht hat, im DIFC Schadenersatzansprüche gelten zu machen. Ein Gerichtsurteil steht noch aus.
Das DIFC hat seit heute auch einen neuen Gouverneur. Der Karrierebanker Abdulla Saleh folgt auf Humaid Al-Tayer. Al-Tayer wirkte zuletzt gesundheitlich angeschlagen, nachdem sein Sohn bei einem Autounfall in Dubai tödlich verunglückte.
Dubais Finanzzentrum begrüsst 64 neue Firmen. Al-Saleh neuer DIFC-Gouverneur.