David Garcia, Gründer und Verwaltungsrat Fundamenta Group, im Interview

David Garcia, Gründer und Verwaltungsrat Fundamenta Group, im Interview
David Garcia und sein Bruder Javier verkaufen ihre Anteile an Belvédère Asset Management.

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Garcia, die Fundamenta Group hat am 29. November die Übernahme der Belvédère Asset Management bekannt gegeben. Dadurch verdoppelt sich das verwaltete Vermögen von neu 7 Milliarden CHF, die Anzahl der Mitarbeitenden steigt von 70 auf über 100, die Anzahl der Standorte von 2 auf 5. Was ist die Strategie hinter der Übernahme, wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo ergeben sich neue Geschäftsfelder?

David Garcia: Als spezialisierter Vermögensverwalter decken wir seit 17 Jahren die Asset Klasse Immobilien vollumfänglich ab. Wir haben mit insgesamt 16 Investment-Gefässen (Fonds, AG‘s, Stiftung, Family-Offices – oder PK-Mandate) Immobilien-Portfolios in Höhe von knapp 4 Milliarden aufgebaut und managen diese im Auftrag der Owner und Investoren. Mittlerweile zählen wir über 350 Vorsorgeeinrichtungen und Institutionnelle, sowie fast 100 vermögende Familien, zu unseren Kunden.

«Eine ganzheitliche Vermögensverwaltung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Erst eine konsolidierte Betrachtung und Umsetzung erzielt die maximale Qualität, Performance und Nachhaltigkeit in einem Familienvermögen.» David Garcia, Gründer und Verwaltungsrat Fundamenta Group

Unsere neue Tochtergesellschaft Belvédère betreut insgesamt 500 vermögende Familien und deckt mit Ihrem Leistungsangebot sämtliche Asset Klassen bis hin zu Kunst ab. Unsere Strategie optimiert sich nun mit 4 wichtigen Elementen.

Element 1: Die Kundenanzahl erhöht sich signifikant und erlaubt uns, schlagkräftiger am Markt zu agieren. Sei dies im Immobilien-Business, Privat Equity, Infrastruktur oder weiteren Investments und Anlage Klassen.

Element 2: Die 500 Kunden der Belvédère erhalten uneingeschränkten Zugang zur erstklassigen Immobilienkompetenz der Fundamenta Group. Sie besitzen teilweise erhebliche Immobilienvermögen und können nun mit dem erweiterten Leistungsangebot zielführende und nachhaltige Mehrwerte erwarten.

Element 3: Eine ganzheitliche Vermögensverwaltung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Erst eine konsolidierte Betrachtung und Umsetzung erzielt die maximale Qualität, Performance und Nachhaltigkeit in einem Familienvermögen. Mit der Erweiterung unseres Leistungsangebotes profitieren nun auch unsere Fundamenta Kunden von der langjährigen Expertise unserer neuen Tochtergesellschaft Belvédère Asset Management (BAM).

Element 4: Die neu geschaffene Grösse mit 7 Milliarden Franken verwalteter Vermögen, die breitere Visibilität und der erweiterte Aktivitäten-Radius, sowie die insgesamt erhöhten Marktchancen, erlauben eine dynamischere und breitere Entwicklung unserer Unternehmung und auch deren Mitarbeiter und Partner.

Wie finanzieren Sie die Übernahme, ab wann wird für Sie ein Börsengang zum Thema?

Zum Preis und zur Deal-Struktur haben wir Stillschweigen vereinbart. Für uns ist es sicherlich die grösste und strategisch wichtigste Transaktion seit Gründung. Wir bleiben aber als Familienbetrieb unserem Credo treu und nehmen kein Fremdkapital auf. Wir bleiben zu 100% selbst finanziert. Ein Börsengang ist aktuell kein Thema.

«Die Angebotserweiterung mit Immobilien aus der Schweiz und Deutschland wird die Attraktivität der Kundenbeziehungen im Ausland sicherlich noch weiter stärken.»

Wie hat die Übernahme die Strategie der Gruppe beeinflusst, welche neuen Ziele ergeben sich eventuell auf strategischer Ebene?

Im Grundsatz hat sich natürlich die Strategie vom reinen Immobilien Asset Manager hin zum ganzheitlichen Vermögensverwalter schon verändert, auch wenn die drei Einheiten spezialisiert bleiben und weiterhin den jeweiligen Kernkompetenzen treu bleiben. Wir möchten Spezialisten mit hohen Qualitätskriterien bleiben und dennoch im Verbund die Breite an Asset Klassen nutzen. Des Weiteren werden wir zu zwei Dritteln organisch wachsen aber auch mit weiteren Zukäufen, sofern sie wirklich passend sind, das Wachstum beschleunigen.

Mit der Übernahme der Belvédère Asset Management verbreitern Sie auch die geografische Kundenbetreuung der Fundament Group in Europa um einen, wenn auch noch kleinen Anteil von Kunden in den USA. Wie sehen Ihre Pläne für weitere geografische Ausweitungen des Geschäftes aus? 

Rund 75% der Belvedere-Kunden haben ihr Domizil in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Aus der Perspektive der Fundamenta Group Holding sind es gar 85%. Sämtliche Auslandsaktivitäten und Kundenbeziehungen werden genau so nachhaltig und ambitioniert weiter geführt wie bisher.

Ausländische Kunden schätzen Schweizer Werte, die politische Stabilität, den Schweizer Franken und eine nachhaltige Ausrichtung der Kundenbeziehung. Die Angebotserweiterung mit Immobilien aus der Schweiz und Deutschland wird die Attraktivität der Kundenbeziehungen im Ausland sicherlich noch weiter stärken.

Die Fundamenta Group hat ihre Kernkompetenz im Erstellen und dem Management von Immobilien als Anlageobjekte. Wie passen die neuen Asset-Klassen der Belvédère in das Portfolio, wie sieht es aus bei der Integration der beiden Unternehmenskulturen?

Es liegt auf der Hand, dass sich die beiden Tochtergesellschaften Fundamenta (Schweiz) AG , sowie die Fundamenta (Deutschland) AG, weiterhin spezialisiert um die die Asset Klasse Immobilien kümmern werden. Die Belvédère Asset Management AG bleibt als eigenständige Marke erhalten und deckt sämtliche anderen Asset Klassen des Leistungsangebotes ab. Alle Einheiten bleiben spezialisiert, aber zielführende Ausbildungskonzepte und angepasste Prozesse werden dafür sorgen, dass sämtliche Anspruchsgruppen ganzheitlich beraten und betreut werden, sofern sie das wünschen.

Wir haben das grosse Glück, zwei Boutiquen zu vereinen, die in den wesentlichen Grundsätzen sehr ähnliche Werte vertreten. Auch wenn es bei solchen Transaktionen immer einiges an Arbeit gibt, sehen wir keine Überraschungen auf uns zukommen. Schliesslich arbeiten beide Firmen schon über 7 Jahre zusammen und kennen einander recht gut.

Sie sind der Gründer und Mehrheitsaktionär der Fundamenta Group, waren deren CEO, VR-Präsident und sind aktuell VR-Mitglied. Welche Rolle werden Sie im neuen Unternehmen einnehmen, wie sehen die neuen Besitzverhältnisse aus?

Meine Aufgabe bleibt die selbe. Aus der Position als VR begleite ich weiterhin unseren VRP, Urs Gauch, der einen hervorragenden Job macht. Weiter unterstütze ich die Geschäftsleitungen in wichtigen Projekten und entwickle zusammen mit dem VR-Gremium und dem VRP die Strategie der Holding. Eine knappe Kapital- und Stimmenmehrheit liegt noch in der Familie. Weitere Aktionäre sind die Luzerner Kantonalbank, die Familie Marxer, sowie das Management aller drei Gesellschaften.

Die Belvédère Asset Management betreut rund 500 vermögende Familien. Was bedeutet die Übernahme für diese Kunden, was bekommen sie neu, was sie zuvor nicht hatten? 

Direkte Immobilien-Investments sind arbeitsintensiv und erfordern ein hohes Mass an verschiedensten Kompetenzen. Diese vielseitigen und komplexen Aufgaben setzten eingespielte Teams voraus, will man nachhaltige und optimierte Renditen erzielen.

«Die 500 Kunden der BAM werden auf Wunsch unsere Immobilienkompetenz punktuell oder ganzheitlich in Anspruch nehmen und vom nationalen wie auch internationalen Know-how profitieren.»

Vermögende Familien, wie auch immer mehr kleinere und mittlere Vorsorgeeinrichtungen, stellen fest, dass man diese Asset Klasse zwingend professionell und vor allem ganzheitlich managen muss. Die 500 Kunden der BAM werden auf Wunsch unsere Immobilienkompetenz punktuell oder ganzheitlich in Anspruch nehmen und vom nationalen wie auch internationalen Know-how profitieren. Weiter wird man an interessanten Immobilien-Club-Deals partizipieren können, die häufig sehr exklusiv und nur in einem professionellen Verbund umsetzbar sind.

Oft folgen Übernahmen ziemlich schnell Synergie-Realisationen mit Personalabbau. Wie sehen Ihre Pläne bezüglich Kosteneinsparungen und Personaloptimierung aus?

Mit der gemeinsamen Ausrichtung und dem nun deutlich grösseren Aktivitäten-Radius werden wir vermutlich neue Marktanteile gewinnen. Wir benötigen auf beiden Seiten zusätzliches Personal und werden über das attraktivere Leistungsangebot insgesamt mehr umsetzten als bisher.

Wollen wir unsere langfristigen Unternehmensziele erreichen, werden wir vermutlich ein jährliches Personalwachstum von ca. 10-15% erreichen müssen. Genau hier liegt die allergrösste Herausforderung. Wir werden weiterhin sehr viel Zeit und Geld in die Weiterentwicklung unserer Teams stecken und versuchen, unsere eigenen Talente zu Top-Spezialisten und Top-Führungskräften zu entwickeln. Die Zuführung von Aussen ist bei diesen Marktbedingungen beschränkt.

Da neu nebst Immobilien auch weitere Anlageklassen im Portfolio zu finden sind, was heisst das für die Qualifikation und Perspektiven der Mitarbeitenden?

Da alle drei Gesellschaften spezialisiert bleiben, ändert sich im Wesentlichen nicht so viel. Dennoch wird man das Personal punktuell weiterentwickeln müssen, um in Teams eine ganzheitliche Beratung und Umsetzung beim Kunden sicherstellen zu können.

«Wollen wir unsere langfristigen Unternehmensziele erreichen, werden wir vermutlich ein jährliches Personalwachstum von ca. 10-15% erreichen müssen. Genau hier liegt die allergrösste Herausforderung.»

Nach dem Zusammenschluss positioniert sich die Fundamenta Group wahrscheinlich in den Top 10 der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz. Wie wichtig ist Grösse in dem Geschäft für das Unternehmen selbst und für die Kunden?

Es ist insgesamt sicher von Vorteil, zu den Schwergewichten der unabhängigen Vermögensverwalter zu gehören. Man kann den Marktkräften vorausschauender und stabiler begegnen, wie auch eine Strategie ruhiger und nachhaltiger umsetzen. Davon profitieren alle Zielgruppen.

Zum Schluss des Interview haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Die immer schnellere und unfassbar oberflächliche Welt, voller Dramen, politischer und kultureller Instabilität, subjektiv empfundenem Mangel, immer mehr auseinander klaffendem Wohlstand und die durch die „sozialen“ Plattformen im Netz immer grösser werdende Anonymität in der Gesellschaft, machen mir wirklich Sorgen. Ich wünsche mir, dass wir es irgendwie schaffen wieder mehr Menschlichkeit, Liebe, Respekt, Stabilität, Einfachheit und Dankbarkeit in den Vordergrund zu stellen. Wir distanzieren uns immer mehr von Werten und Handlungen, die echtes Lebensglück erschaffen.


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