Walldorf – Der Wettlauf auf dem deutschen Wohnungsmarkt geht weiter: Neue Zahlen zeigen, dass die Hauspreise im ersten Quartal 2022 erneut gestiegen sind. Experten sehen jedoch Anzeichen dafür, dass der Preisanstieg bald an Schwung verlieren könnte.
Hauspreise steigen im vierten Quartal in Folge um mehr als 10 Prozent
Der Kauf eines Hauses in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn erneut verteuert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stiegen die durchschnittlichen Hauspreise ohne Steuern und sonstige Abgaben zwischen Januar und März 2022 um durchschnittlich 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit lag die Steigerungsrate des Hauspreisindexes zum vierten Mal in Folge über zehn Prozent. Ende 2021 lag der Anstieg der Hauspreise im Jahresvergleich bei 12,2 Prozent gegenüber Ende 2020, nachdem er zuvor bereits um 12 Prozent und 10,9 Prozent gestiegen war.
Allmähliche Verlangsamung des Preisanstiegs in Deutschland
Es gibt jedoch einige Anzeichen dafür, dass sich ein Abschwung abzeichnen könnte. Im Quartalsvergleich hat Destatis festgestellt, dass die Preise für Wohnungen und Häuser in Deutschland Anfang 2022 nur noch um rund 0,8 Prozent gestiegen sind, nach 3,1 Prozent im vierten Quartal 2021 und 4,1 Prozent im dritten Quartal. Dies deutet auf eine leichte Abschwächung der Dynamik hin.
Der jüngste starke Zinsanstieg verteuert derzeit Hypothekendarlehen und dämpft die Nachfrage nach Immobilien. Laut dem Onlineportal Immoscout24 ist die Nachfrage nach Wohnraum im ersten Quartal 2022 um 17 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 gesunken. Immobilienmakler stellen fest, dass Wohnungsangebote immer länger auf dem Markt bleiben und es immer schwieriger wird, Käufer zu finden.
Laut Experten könnten die Immobilienpreise aufgrund steigender Zinssätze bald fallen
Die angesprochenen Entwicklungen könnten sich mittelfristig dämpfend auf die Preisentwicklung auswirken. „Die Hauspreise in Deutschland werden wohl oder übel fallen, wenn die Zinsen weiter steigen und die Wirtschaft stagniert. Dabei wäre ein Preisrückgang von bis zu 20 bis 25 Prozent nicht verwunderlich. Dennoch liegt die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt derzeit immer noch deutlich über dem Niveau von Ende 2019, also vor der Coronakrise.“, prognostiziert André Heid, Geschäftsführer der Heid Immobilien GmbH.
Experten prognostizieren schwerwiegende Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die geopolitische Landschaft, die Zerstörung von mehr als 30 Jahren Bemühungen um die Aufrechterhaltung des Friedens in der EU sowie auf breitere Marktentwicklungen einschließlich Immobilien. Während die Märkte zunächst davon ausgingen, dass die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen überschaubar sein würden, wird jetzt immer deutlicher, dass die Folgen des Krieges enorm sind und das Potenzial haben, alles zu verändern.
Normalerweise brauchen die Anleger einen Auslöser, um ihre Anlagestrategien zu überdenken. Angesichts des schwierigen Umfelds mit relativ geringem Wachstum und steigenden Inflationsraten, Zinsen und Finanzierungskosten, in dem wir uns bereits vor dem Konflikt befanden, könnte der Krieg in der Ukraine sehr wohl ein solcher Auslöser sein.
Auswirkungen auf die Immobilienmärkte
Die direkten Auswirkungen der Kapitalströme aus Russland oder der Ukraine sind sehr gering, wie erste Analysen zeigen. Laut RCA-Analyse wurden lediglich 330 Mio. USD pro Jahr aus Russland direkt in die globalen Immobilienmärkte investiert – die Auswirkungen wären also minimal, wenn diese Kapitalquelle versiegen würde.
Die wichtigeren Auswirkungen werden indirekt sein. Sie ergeben sich aus dem oben beschriebenen wirtschaftlichen Gegenwind in Kombination mit der hohen Inflation. Wie bereits erwähnt, wird dies wahrscheinlich in Sektoren, die von den verfügbaren Einkommen abhängen, wie Einzelhandel, Restaurants und Bars, am stärksten ins Gewicht fallen.
Neben den faktischen Auswirkungen wird der wichtigste Faktor für die Immobilienmärkte die Stimmung der Anleger sein. Normalerweise werden Anlagestrategien nur sehr langsam angepasst, selbst wenn sich die Marktbedingungen (langsam) ändern. Es sei denn, es gibt einen Auslöser, der die Anleger veranlasst, sich zurückzulehnen und ihre Anlagestrategien zu überdenken.
In einer solchen Situation befinden wir uns gerade: Die allgemeinen Marktbedingungen waren bereits vor dem Ukraine-Konflikt für Immobilien schwierig. Im Laufe des Jahres 2021 stieg die Inflation in der Eurozone auf etwa 5 %. Infolgedessen wurden die Zentralbanken aggressiver und die langfristigen Zinssätze stiegen. Ein Ende dieser Entwicklung ist kaum abzusehen. Somit werden sich die Immobilienpreise merklich nach unten entwickeln. (HI/mc/hfu)