Die Büros der Zukunft: «Office Collaboration»
Martin Witzig, CEO von Witzig The Office Company.
Zürich – Für immer mehr Unternehmen liefert künftig der Wissensaustausch unter den Mitarbeitenden den Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. Erst der Wissensaustausch legt die Basis für das gemeinsame Finden von Ideen und die Entwicklung von Innovationen.
Die Teams von Unternehmensberatungen oder auch technische Entwicklungsteams werden schon heute je nach Anforderung des Kunden immer wieder neu gebildet. Das verändert nicht nur das Arbeitsverhalten, sondern auch die Anforderungen an die Arbeitsräume.
Zukunftstaugliche Büros sind Plätze der Kollaboration. Das Büro wird zum Wissenszentrum der Zukunft.
Zwei gegenläufige Aspekte gestalten den Trend massgeblich mit.
Einerseits erlaubt es moderne Informationstechnologie, sich von überall her mit anderen zu vernetzen, sei es per Handy, Email oder Videokonferenz. In global organisierten Firmen gibt es bereits das elektronische Nachfolgemodell von Flipcharts: Wenn in London jemand etwas auf eine elektronische Wandtafel aufzeichnet, entsteht die Schrift auch auf der Wandtafel vor den Kollegen im Büro Zürich. So wird Teamarbeit über grosse Distanzen hinweg möglich.
Wissens-Leistung via Notebook und Telefon
Teils werden physische Büros sogar überflüssig, denn der Mitarbeitende bringt seine Wissens-Leistung via Notebook und Telefon ein. Das bestätigt auch David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Institutes in Rüschlikon. Wenn Mitarbeitende reine Projektarbeit leisten oder nur sehr wenig im Büro präsent seien, brauche es diesen Raum nicht mehr. Dann würden eher Meeting-Räume wichtig. Diese müssten aber nicht nur eine optimale IT-Infrastruktur, sondern schlicht auch «eine gute Tasse Kaffee» möglich machen.
Flexibilität in der Arbeitsgestaltung wird geschätzt
Der nicht ortsgebundene Informationsfluss schafft weitere Freiheiten, beispielsweise bei Swisscom: Die Qualität der Arbeitsgestaltung wird nicht mehr an fester Präsenzzeit, sondern am Ergebnis und der Erreichung persönlicher Leistungsziele gemessen. Die Mehrheit der Mitarbeitenden schätze die Flexibilität in der Arbeitsgestaltung und leiste einen überdurchschnittlichen Einsatz für die Firma, berichtet Res Witschi von der Corporate Responsibility Abteilung der Swisscom.
Menschliche Nähe dennoch wichtig
Dennoch scheint aber menschliche Nähe tatsächlich ein zentraler Faktor für die hohe Qualität des intellektuellen Outputs zu sein.
Eine Studie der Universität Harvard zeigte 2010 auf, dass die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten wesentlich besser war, wenn die beteiligten Forscher räumlich nahe beieinander arbeiteten. Auch die Intensität der Kollaboration von Forschern innerhalb eines Gebäudes beeinflusste die Qualität der in diesem Gebäude entstandenen Arbeiten positiv. Als Erklärung bieten die Wissenschaftler aber zwei Thesen
an: Einerseits könnte die räumliche Nähe tatsächlich die Qualität der Arbeiten steigern, andererseits könnte es aber auch sein, dass wichtige Themen vorrangig von lokalen Teams bearbeitet wurden.
Anforderungen an Büros verändern sich
Vor diesem Hintergrund ändern sich die Anforderungen an die Orte der Leistungserbringung von Unternehmen, die Büros. Sie werden zu Plätzen der Begegnung, des Wissensaustausches und der Teamarbeit. Aus der Vernetzung und Interaktion von Wissensarbeitern werden neue Produkte entwickelt, die am Markt erfolgreich sind. Dieser neue Arbeitsstil wird von Fachleuten auch als «Office Collaboration»
bezeichnet. «Moderne Büros sind nicht mehr auf den Einzelarbeitsplatz fixiert», sagt Martin Witzig, CEO von Witzig The Office Company, am Symposium der Office Akademie am GDI in Rüschlikon. Eine zukunftstaugliche Büroflächengestaltung beinhaltet laut Witzig deshalb viele Kommunikationszonen, Rückzugs- und Begegnungsräume abseits vom «eigenen Schreibtisch». «Das unterstützt den neuen Arbeitsstil nicht nur, sondern macht ihn überhaupt erst möglich», so Witzig. (ots/mc)