Die Schweiz hinkt bei Solar- und Windenergie weiterhin hinterher
Zürich – Eine aktuelle Auswertung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES zeigt, dass sich die Schweiz bei der Pro-Kopf-Stromproduktion aus Solar- und Windenergie im europäischen Vergleich weiterhin auf den hinteren Plätzen bewegt. Der Investitionsstau in der Schweiz lässt sich zu einem grossen Teil durch die hohen finanziellen Risiken für solche Anlagen aufgrund der schwankenden und manchmal tiefen Strompreise erklären. Die SES fordert deshalb das Schweizer Parlament auf, bei der Revision des Energiegesetzes die Förderinstrumente so auszugestalten, dass die Investitionsrisiken minimiert und der Investitionsstau aufgelöst werden.
In einer Kurzstudie hat die SES die Pro-Kopf-Produktion von Sonnen- und Windenergie in der Schweiz und den 27 Staaten der Europäischen Union im Jahr 2021 verglichen. Die Schweiz landet im europäischen Vergleich auf Platz 23, knapp vor Ungarn, Tschechien, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Spitzenreiter Dänemark und Schweden produzieren pro Kopf rund achtmal mehr Strom aus Solar- und Windenergie als die Schweiz. Im Vergleich mit den neun umliegenden Ländern landet die Schweiz auf dem vorletzten Platz. Nur gerade 5.6 Prozent des Stromverbrauchs werden hierzulande mit den beiden neuen erneuerbaren Technologien erzeugt. In Dänemark sind es rund 53 Prozent.
Das Potential ist gegeben
Vor allem der Ausbau der Windkraft stagniert in der Schweiz. Aber auch bei der Solarenergie wird die Schweiz von nördlich gelegenen EU-Staaten mit weniger Sonneneinstrahlung deutlich übertroffen. Hier haben letztes Jahr die Niederlande den langjährigen Spitzenreiter Deutschland in der Pro-Kopf-Stromproduktion überholt. Sie produzieren fast doppelt so viel Solarstrom wie die Schweiz pro Einwohner. Angesichts der wegfallenden Atomkraftwerke und der erhöhten Stromnachfrage infolge der Dekarbonisierung muss die erneuerbare Stromproduktion in der Schweiz massiv ausgebaut werden – auf rund 38 Terawattstunden pro Jahr bis 2035, hält die Energie-Stiftung fest.
Es braucht wirksame Instrumente im Energiegesetz
Es liege nun am Parlament, die politischen Rahmenbedingungen für diesen raschen Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion zu setzen, so die SES weiter. Die Revision des Energiegesetzes, die zurzeit in der Energiekommission des Ständerats diskutiert wird, biete Hand, vor allem die zentrale Forderung nach einer Minimierung der Investitionsrisiken für PV-Anlagen umzusetzen. Felix Nipkow, Co-Leiter Fachbereich Klima und erneuerbare Energien der SES, sagt dazu: «Um den Investitionsstau im Ausbau der erneuerbaren Energien aufzulösen, braucht es eine Absicherung gegen volatile und tiefe Strompreise. Für grosse Solaranlagen sind gleitende Marktprämien sinnvoll. Für kleinere Anlagen braucht es einen kostengerechten Rückliefertarif.»
Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen es: Mit gut ausgestalteten Förderinstrumenten, die das Preisrisiko der Stromproduktion abfedern, kann der Ausbau der Solar- und Windstromproduktion wirkungsvoll und rasch vorangetrieben werden. (SES/mc/pg)