Die Schweiz soll zurück an die digitale Weltspitze
Zürich – Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind für die Schweiz von grosser Bedeutung und könnten für die Volkswirtschaft einen höheren Beitrag leisten, als sie dies heute tun. Andere Länder sind in Bezug auf IKT fortschrittlicher als die Schweiz. economiesuisse und ICTswitzerland präsentieren mit der «Digitalen Agenda 2020» einen konkreten Massnahmenkatalog, der die Schweiz wieder unter die besten fünf «digital economies» der Welt führen soll. Dies muss vor allem durch Anpassungen bei den politischen Rahmenbedingungen auf Bundesebene geschehen.
Mit 25 Milliarden Franken generiert das Berufsfeld IKT in der Schweiz eine höhere Wertschöpfung als die Chemische Industrie. Trotz der volkswirtschaftlichen Bedeutung fiel die Schweiz seit 2006 im internationalen Digital Economy Ranking (economist/IBM) kontinuierlich zurück. 2010 landete die Schweiz nur auf dem 19. Platz. Eine Studie der EU-Kommission stellt die Schweiz im Hinblick auf E-Government-Dienstleistungen auf den 22. Platz. Die Schweiz ist zwar nicht völlig abgeschlagen, sie ist jedoch weit davon entfernt, zu den besten Ländern der Welt zu gehören.
«Digitale Agenda 2020»
economiesuisse und ICTswitzerland haben in einem breit abgestützten Prozess eine «Digitale Agenda 2020» erarbeitet. Die Grundlage der Publikation bilden sieben Massnahmen, die es umzusetzen gilt, damit die Schweiz im internationalen Vergleich wieder zu den Besten vorstossen kann:
- Digitale Identität: Firmen und Individuen müssen in der virtuellen Welt gleich handeln können wie in der realen Welt (Identifikation, Datensicherheit, Behördenverkehr, Zahlungen). Dazu muss die digitale Identität sowohl für natürliche als auch juristische Personen lückenlos eingeführt sowie deren Einsatzgebiet ausgeweitet werden.
- Grundversorgung: Die Grundversorgung muss durch eine periodische Überprüfung der minimalen Bandbreite sichergestellt und nötigenfalls angepasst werden.
- Mobile Datennetze: Die Schweiz weist eine hohe Infrastrukturgüte auf. Der Bau von Antennen für die mobilen Breitbandnetze der nächsten Generation muss jedoch erleichtert werden. Staatliche Subventionen für den Aufbau neuer Breitbandnetze sind nicht nötig, allerdings gilt es, den Wettbewerb zwischen den Infrastrukturen und Diensten zu erhalten. Gesetzliche Vorgaben für den Bau, Betrieb und Unterhalt von Infrastrukturen dürfen nicht einseitig ökologische oder politische Ziele verfolgen, sondern müssen auch wirtschaftlich tragbar sein.
- eHealth und E-Government: Der Bund muss seine eHealth- und E-Government-Strategie aktualisieren sowie um eine konkrete Mittelfrist- und Finanzierungsplanung ergänzen. E-Government-Angebote sind in verwaltungsübergreifenden Netzwerken mit harmonisierten Prozessen anzubieten. Schnittstellen und Datenstrukturen gilt es zu standardisieren.
- Energie und Transport: Der Bund erarbeitet rasch eine Studie mit konkreten Vorschlägen für Massnahmen zur Verbesserung der Nutzung von IKT im Bereich Energie und Transport mit dem Ziel, Potenziale für Effizienzsteigerung und Kostensenkungen zu erreichen.
- Fachkräfte und Ausbildung: Insgesamt wird bis 2017 ein Bedarf von zusätzlichen 72’000 IKT-Fachkräften erwartet, davon werden lediglich 55 Prozent in der Schweiz selbst ausgebildet werden können. Der Mangel von 32’000 Fachkräften kann nur gedeckt werden, wenn die bestehende Kontingentierung rasch und grosszügig gelockert wird. Der Bundesrat hat auf den drohenden Fachkräftemangel rasch zu reagieren und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die Ausbildung zu stärken und die Verfügbarkeit ausländischer Fachkräfte sicherzustellen. Insbesondere ist mit hoher Dringlichkeit die Kontingentierung für Fachkräfte nachfragegerecht zu gestalten.
- Bekämpfung der Internetkriminalität: Zur Effizienzsteigerung im Kampf gegen Internetkriminalität vereinheitlichen Bund und Kantone die Informatikplattformen der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden.
Das gesamtwirtschaftliche Potenzial der IKT hängt massgeblich davon ab, inwieweit möglichst breite Bevölkerungskreise imstande sind, die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Gelingt es, die positiven Aspekte aufzuzeigen und nutzbar zu machen, dann steigt die Akzeptanz. Entscheidend wird sein, dass auf dem Weg zur digitalen Gesellschaft keine Bevölkerungskreise ausgeschlossen werden. (economiesuisse/mc/ss)