Zürich – Die Causeway Bay in Hongkong ist wie bereits im Vorjahr die teuerste Einkaufsstrasse der Welt. Die Hälfte der zehn teuersten Standorte weltweit befinden sich nach wie vor in Europa – die Zürcher Bahnhofstrasse ist auf dem achten Platz. Dies geht aus dem jährlichen Bericht «Main Streets across the World» von Cushman & Wakefield hervor, der die Mietzinse der wichtigsten Einkaufsstrassen sowie die globalen Retail Trends unter die Lupe nimmt.
In dem Bericht werden die Mieten an 448 Standorten in 68 Märkten analysiert – die höchste Zahl seit Beginn des Reportings 1988. Wie bereits im letzten Jahr liegt Causeway Bay in Hong Kong – gefolgt von der Upper 5th Avenue in New York – bezüglich Mietzins an der Spitze. Noch immer sind die meisten Top-Einkaufsstrassen auf dem «alten Kontinent» zu finden: Fünf der zehn wichtigsten Strassen der Welt befinden sich in Europa, vier in Asien und nur eine in den USA. Die teuerste Einkaufsstrasse Europas ist die New Bond Street in London, sie ist nach der Upper 5th Avenue in der globalen Rangliste auf Platz 3 – gefolgt von Paris (Avenue des Champs Elysées), Mailand (Via Montenapoleone), Tokyo (Ginza), Sydney (Pitt Street Mall), Zürich (Bahnhofstrasse), Seoul (Myeongdong) und Wien (Kohlmarkt).
Globale Retail-Trends
Zu den globalen Retail-Trends gehört der steigende Onlinehandel, dessen Zunahme jedoch nicht ausschliesslich auf Onlineaktivitäten zurückzuführen ist. Vielmehr spielen auch Faktoren wie das «Showrooming», die Inspiration im physischen Geschäft, oder Click&Collect eine wesentliche Rolle. Vor allem im Bereich Unterhaltungselektronik wird der Onlineverkauf durch den physischen Laden unterstützt. Obwohl das Onlinegeschäft enorme Möglichkeiten für Retailer ermöglicht, eröffnen typische Onlinehändler zunehmend auch physische Geschäfte. Daraus resultiert ein weiterhin steigender Bedarf an flexiblen Mietflächen, neuen Mietmodellen sowie einer Zusammenarbeit zwischen Eigentümern und Mietern.
Allgemein unternehmen die Konsumenten weniger Einkaufstouren mit dem Fokus, den ganzen Tag an einem Ort wie im Outlet- oder regionalen Einkaufszentrum bzw. in einer grösseren Stadt zu verbringen. Häufiger werden Orte gezielt aufgesucht, etwa Lebensmittelgeschäfte oder Haupteinkaufsstrassen in kleineren Städten. Vermehrt werden auch «top-up»-Shops wie innerstädtische Lebensmittelgeschäfte, welche der Bequemlichkeit dienen, besucht. Neue Technologien führen zu erdbebenartigen Veränderungen, treiben die Innovationen voran und führen zu neuen Retailformaten und Konzepten.
Situation in der Schweiz stabil
Die Bahnhofstrasse Zürich hat gegenüber dem Vorjahr einen Rang aufgeholt (2018: Platz 9). Dies, obwohl die Mietzinse stabil sind und wie bereits im Vorjahr bei 9‘100 Franken pro Quadratmeter im Schnitt liegen. Der Grund für den 8. Rang liegt darin, dass die Mietzinse an der Haupteinkaufsstrasse Myeongdong in Seoul 2019 rückläufig waren und die Schweiz deshalb mit Südkorea den Rang getauscht hat. Die Spitzenmieten haben sich – mit Ausnahme von Städten, die direkt dem grenzüberschreitenden Einkauf ausgesetzt sind – stabilisiert und dürften kurzfristig unverändert bleiben.
In der Schweiz sieht sich der traditionelle, stationäre Einzelhandel weiterhin mit dem wachsenden Online-Handel konfrontiert. Das Wachstum dürfte bei diesem Kanal weiterhin 5 bis 10% betragen. Retailkonzepte, welche sich diesbezüglich bereits den Bedürfnissen der Konsumenten angepasst haben, können inzwischen von den gesunkenen Mietzinsen an B-Lagen profitieren.
Klar ist: Die Schweizer Einzelhandelslandschaft entwickelt sich kontinuierlich weiter, und diesem Wandel müssen sich Mainstream-Läden und -Einkaufszentren stellen. So erwarten Konsumenten heute ein hochwertiges Umfeld. Erfolg haben wird, wer die richtige Mischung von Mietern aus dem Dienstleistungs-, Freizeit- und Unterhaltungssektor bietet – kombiniert mit Erreichbarkeit, Komfort und der Integration neuer Technologien. (SPG/mc/pg)