Titelillustration Studie «Swiss Codes of Conduct». (Bild: KPMG)
Zürich – Unternehmen sind heute mehr denn je gefordert, ihren Mitarbeitenden und Investoren Informationen zur Nachhaltigkeit und Kultur des Unternehmens zur Verfügung zu stellen. Ein mögliches Instrument hierfür sind Verhaltenskodexe. Die Studie «Swiss Codes of Conduct» von KPMG zeigt, dass die meisten grossen Schweizer Unternehmen über solche Kodexe verfügen. Verbesserungsbedürftig sind jedoch die Ressourcen zur Überwachung und Einhaltung der Kodexe sowie der Einbezug von anonymen Reporting-Instrumenten.
Ein ordnungsgemäss umgesetzter Verhaltenskodex ist für Unternehmen ein zunehmend wichtiges Instrument zur strategischen Positionierung. Typischerweise beinhalten die Richtlinien Angaben zur Philosophie, zur Reputation, zur Firmenkultur, zum Arbeitsklima und zur finanziellen Leistungskraft des Unternehmens. Immer mehr und komplexere Regulierungen machen einen umfassenden Verhaltenskodex für die Unternehmen zunehmend unabdingbar, auch um Fehlverhalten von Mitarbeitenden präventiv zu verhindern.
Positivere Formulierungen in Europa
Die aktuelle Studie «Swiss Codes of Conduct» von KPMG analysiert die Verhaltenskodexe der 50 grössten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz und vergleicht diese mit jenen der 200 grössten Unternehmen der Welt. Der Hauptunterschied betrifft die Art der Kodexe: Während amerikanische und asiatische Unternehmen sich vor allem auf regelbasierte, geltende Gesetze und Vorschriften berufen, gilt bei europäischen Unternehmen eher der prinzipienbasierte Ansatz. Die Kodexe in Europa werden zudem positiver formuliert und sind eher vom Eigeninteresse der Unternehmen als von Vorschriften geprägt.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der «Swiss Codes of Conduct»-Analyse
- 84% der 50 grössten Schweizer Unternehmen verfügen über einen Verhaltenskodex.
- 26% der Kodexe sind regelbasiert, 36% prinzipienbasiert und 38% weisen eine Kombination von beidem auf.
- Ein Drittel der Kodexe beinhalten Beispiele und Erklärungen, welche die Prinzipien und Regeln weiter ausführen.
- Mehr als 80% der Kodexe beinhalten die Themen Konkurrenzverbot, Verhalten bei Interessenkonflikten, Bestechung und Korruption sowie den Umgang mit vertraulichen Informationen.
- 57% der Kodexe erwähnen eine Reporting-Hotline oder andere gleichwertige anonyme Reporting-Instrumente.
- Weniger als 15% der Unternehmen verfügen über Ressourcen in der Personalabteilung zur Überwachung und Einhaltung der Kodexe.
- 70% der Kodexe beinhalten Informationen zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz.
- Die Hälfte aller Kodexe verweisen auf weitere Leitlinien und Strategien des Unternehmens.
«In der heutigen Geschäftswelt haben die Verhaltenskodexe einen zunehmend höheren Stellenwert», weiss Martijn de Kiewit, Leiter Ethics & Compliance Management von KPMG Schweiz. Die Einrichtung von Reporting-Hotlines und das zur Verfügung stellen der nötigen Personalressourcen können helfen, ausführlichere Verhaltenskodexe zu etablieren und deren Einhaltung zu überwachen. Für eine möglichst hohe Wirkung sind jedoch Schulungen für die Mitarbeitenden zentral. «Der Grundstein für eine erfolgreiche Lernmethode ist die richtige Kombination aus Wissen, Fähigkeiten der Mitarbeitenden sowie deren Motivation. Die Teilnehmenden sollten nicht nur Wissen erlangen, sondern auch motiviert werden und die Fähigkeit erhalten, das Wissen im Alltag zu verwenden. Dadurch können mögliches Fehlverhalten und sogar Betrug eingedämmt werden», betont Martijn de Kiewit weiter. (KPMG/mc/ps)
Die zehn besten Schweizer Verhaltenskodexe
(Quelle: KPMG)
Methodik
KPMG hat die Verhaltenskodexe der 50 grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen anhand eines umfassenden Kriterienrasters (siehe Studie S. 46 bis 48) und aufgrund der Informationen beurteilt, welche auf deren Webseite publiziert werden und daraus jene 10 Unternehmen ermittelt, die über den aussagekräftigsten «Code of Conduct» verfügen.