procure.ch: Digitale Transformation im Kielwasser der Besten

Kielwasser entsteht durch den Impuls, den der durch das Wasser bewegte Schiffsrumpf auf das Wasser überträgt. (Bild: pexels-lachlan-ross)

Von Werner von Allmen*

Bei der digitalen Transformation handelt sich nicht um das Kür-, sondern um das Pflichtprogramm zur Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit von Organisationen. Es ist die Fähigkeit, sich im Dschungel der Anforderungen, Lösungsansätze, Technologien und Vorgehensoptionen zurechtzufinden. Die Orientierung an den Gamechangern hilft Führungsteams, ihren eigenen Weg zu finden.

Sich an den Besten zu orientieren, ist der Grundgedanke des Benchmarkings und in unserer komplexen Welt eine zentrale unternehmerische Disziplin. Denn Globalplayer wie Amazon, Facebook, Apple, Google, Microsoft oder Zara haben die Spielregeln in ihrer Branche auf den Kopf gestellt und demonstrieren eindrücklich, wie innovativ Strategien im Bereich der Produktion sowie der Einkaufs- und Lieferketten auf die Wettbewerbsfähigkeit wirken.

Der Einkauf der Zukunft wird nicht nur durch eine grenzenlose globale Vernetzung geprägt sein, sondern durch die totale Digitalisierung der Prozesse und Schnittstellen mit Partnern und Kunden, durch die Anwendung von Simulations- und Prognosemodellen und den Einsatz künstlicher Intelligenz.

Die digitale Transformation zieht tiefgreifende ökonomische, soziale und kulturelle Veränderungen nach sich und wird für Organisationen zum strategisch existenziellen Handlungsfeld. Aus unternehmerischer Sicht verschieben sich ganze Branchen und Märkte über alle Grenzen hinweg, was die Opportunitäten, Chancen, aber auch die Gefahren exponentiell erhöht.

Verstehen, um was es geht
Um die Entwicklung und die Auswirk ungen solcher Megatrends zu verstehen, ist es unerlässlich, unterscheiden zu können zwischen der Umwandlung von analogen Grundlagen in eine digitale Form (Digitalisation), der Optimierung von Leistungsprozessen durch die Anwendung digitaler Technologien (Digitalisation) und zukunftsorientierten, kunden- und datengetriebenen Geschäftsmodellen (digitale Transformation).

Digitale Geschäftsmodelle und Strategien erfordern einen Paradigmenwechsel aller Beteiligter und die Fähigkeit der Führung, in neuen Dimensionen zu denken. Im Kern der Sache geht es darum, als Teil eines wirkungsvollen Eco-Systems die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens nachhaltig sicherzustellen. Der ultimative kritische Erfolgsfaktor, um sich in einem immer komplexeren und sich dauernd wandelnden Umfeld zurechtzufinden, besteht nicht in der Entwicklung eines datenbasierten Geschäftsmodells oder der Implementierung neuester Technologien. Der Erfolgstreiber liegt in der Fähigkeit von Unternehmen, proaktiv über alle Elemente, von der strategischen Ausrichtung über das kulturelle Setting, eine nutzenorientierte Customer Journey und State-of-the-Art-Technologien bis zum Datenhandling, ein ganzheitliches Verständnis zu entwickeln.

Einen allgemeingültigen Lösungsansatz für die digitale Reise gibt es nicht. Strategische Schwerpunkte, Handlungsfelder, Vorgehen und die Auswahl der Umsetzungspartner hängen stark vom Umfeld, der Branche, der Grösse sowie dem Reifegrad und der Kultur einer Organisation ab. Einzig in den Voraussetzungen, wie gut etablierte Prozesse und Führungsinstrumente auf der normativen und strategischen Ebene oder ein effektives Projektmanagement zur Lenkung der komplexen Aufgabenstellung, lassen sich Gemeinsamkeiten finden.

Die Phasen der Transformation
Die Umsetzung der digitalen Transformation kann als sechsphasiger Veränderungsprozess dargestellt werden, wobei die einzelnen Phasen nicht linear, sondern iterativ in voneinander abhängigen Zyklen schrittweise entwickelt werden.

  1. Der erste Aufschlag für eine erfolgreiche digitale Transformation ist die Schaffung der Voraussetzungen, wie beispielsweise ein gemeinsames Verständnis bezüglich der Aufgabenstellung und der Anforderungen aus dem Umfeld, eine gemeinsame Sprache und ein minimales Grundverständnis im digitalen Kontext. Die Führungskräfte und Schlüsselpersonen müssen verstehen, was den digitalen Wandel in der Branche treibt und wie und in welche Richtung sich das Unternehmen verändern muss, um die Wettbewerbsstärke durch digitale Initiativen nachhaltig sicherzustellen.
  2. Die Bewertung des Status quo bezüglich der digitalen Reife des Unternehmens, die Priorisierung der «digitalen Erfolgsfaktoren» und die «digitalen Treiber» sind ein wesentlicher Schritt im Transformationsprozess. Dies ist ein erster Klärungsschritt, um auf der Basis eines umfassenden Modells (Digital Excellence Model) die relevanten Handlungsfelder zu identifizieren. In dieser Phase wird der Teppich für die Ausrichtung gewoben und die Frage nach dem «Wo wollen oder müssen wir hin?» beantwortet.
  3. Die priorisierten Handlungsfelder werden in iterativen Zyklen zu zukunftsorientierten Geschäftsmodellen und Strategien weiterentwickelt. Die Organisation beschäftigt sich in dieser Phase mit der Frage, «wie» sie ihre Ziele erreichen kann. Neben Kulturaspekten stehen Schwerpunktthemen, wie die Rollen und Aufgaben der Führung, die Organisationsstrukturen und Arbeitsformen, die künftigen Kompetenzen der Organisation oder strategische Partnerschaften im Fokus der Aufgabenstellung.
  4. Als Vorbereitung der Implementierung ermitteln Sie die Lücken zwischen dem bestehenden und dem neuen, datengetriebenen Geschäftsmodell. Die Massnahmen, Projekte und Meilensteine über den gesamten Change-Prozess fliessen in eine digitale Roadmap ein.
  5. In der Realisierungsphase werden das Geschäftsmodell und die Strategien entlang der digitalen Roadmap umgesetzt. In dieser Phase werden der Implementierungsprozess sowie die laufende Entwicklung der Leistungsfähigkeit der Organisation beziehungsweise die Erreichung der strategischen Ziele systematisch überwacht.
  6. Die letzte Phase ist der eigentliche Reflexions- und Optimierungsprozess, der sich wie ein roter Faden durch den gesamten Transformationsprozess zieht. Hier wird deutlich, dass die einzelnen Phasen nicht linear, sondern in laufend wechselnden Abhängigkeiten ineinanderfliessen und teilweise stark überlappen.

Erfolg aktiv lenken
Damit diese sechs Phasen ideal verwoben sind, ist es unerlässlich, ein Führungsinstrument zu implementieren , mit dem diedigitale Wettbewerbsfähigkeit und Performance einer Organisation entwickelt, gesteuert, gemessen und mit anderen Organisationen verglichen werden kann. Denn die digitale Transformation ist kein IT-Projekt,
sondern eine unternehmerische Aufgabe in der Verantwortung des obersten Führungsgremiums. (procure.ch/mc/ps)

*Werner von Allmen
Der CEO des Swiss Excellence Forum ist Autor verschiedener Bücher und Publikatio­nen im Bereich Unternehmensfüh­rung. Das Swiss Excellence Forum unterstützt Führungs­kräfte und Organisa­tionen mit Trainings, Coaching und erprobten Instrumen­ten bei der Erreichung ihrer persönlichen und unternehmerischen Ziele.

Workshop
Für Unternehmer, Führungskräfte und Schlüsselpersonen, die ihre Organisation auf die digitale Zukunft ausrichten wollen, ist der am 4. und 5. November im Raum Luzern stattfindende Zukunfts-Workshop «Digitale Transformation – Entwicklung und Implementierung digitaler Geschäftsmodelle », der richtige Ort für einen Austausch. Genaueres erfahren Sie unter:
www.procure.ch/event

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