Basel – Diversität am Arbeitsplatz gilt als sehr wünschenswert, bei der konkreten Umsetzung hapert es aber noch häufig. Eine neue Studie zeigt, dass Menschen Diversität eher bei anderen favorisieren, für sich selber es dagegen vorziehen, mit Personen zusammenzuarbeiten, die ihnen möglichst ähnlich sind. Über diesen Befund berichtet ein Forschungsteam der Universitäten Basel und Koblenz-Landau in der Fachzeitschrift «Journal of Experimental Social Psychology».
Viele Webseiten von grossen Unternehmen betonen heutzutage die Wichtigkeit von Diversität oder Vielfalt. Ein Blick in aktuelle Statistiken zeigt jedoch, dass die typische Führungskraft in der Regel immer noch weiss und männlich ist. Offensichtlich gibt es eine Abweichung zwischen der Absicht zu Diversität und der unternehmerischen Realität.
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Mariela Jaffé von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel hat diese Abweichung nun aus sozialpsychologischer Sicht untersucht. Dafür wurden vier Studien mit einer Stichprobe von insgesamt 605 Personen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass es einen wichtigen Unterschied ausmacht, ob Menschen bei der Auswahl von Mitarbeitenden für sich selbst oder für Dritte entscheiden.
Wie bewerten Personen Diversität?
Menschen können Diversität sehr differenziert bewerten. Einerseits sehen sie einen Wert in der Vielfalt, die dazu führen kann, dass verschiedene Sichtweisen eingebracht werden, neue Ideen und innovative Lösungen entstehen. Anderseits vermuten sie, dass es schwierig sein könnte, mit einer Person zusammenzuarbeiten, die ganz andere Perspektiven hat, eine andere Sprache spricht oder einen anderen Arbeitsstil pflegt.
Die konkrete Bewertung von Diversität ist abhängig von der Entscheidungsperspektive. Aufbauend auf bestehenden Theorien, zeigen die Forschenden, dass die Bedenken zur Umsetzbarkeit von Diversität stärker ins Gewicht fallen, wenn die eigene Person betroffen ist. Geht es also um die eigene Arbeitsgruppe, bevorzugen Menschen eher Teammitglieder, die ihnen ähnlich sind. Entscheiden Menschen hingegen für andere Personen, steht dies weniger im Fokus. In der Regel wird dann auch ein Team mit einer höheren Diversität zusammengestellt.
Konsequenzen unterschiedlicher Präferenzen
Im Ergebnis bedeutet dies, dass Organisationen diverser werden könnten, wenn Einstellungs- und Teamentscheide nicht (nur) von den direkt Betroffenen, sondern (auch) von anderen Personen getroffen werden, die später nicht unmittelbar in die Tagesarbeit der Gruppe involviert sind.
«Die Forschung zeigt, dass die Wahrnehmung und Bewertung von Diversität wichtige Implikationen für die Entscheidung von Menschen hat», erklärt Jaffé. «Im nächsten Schritt wäre es wichtig, diese Bewertung besser zu verstehen, um Bedenken bezüglich etwaiger Nachteile von Diversität zu diskutieren und aufzulösen. So könnte erreicht werden, dass Menschen auch eine ihnen unähnliche Person für das eigene Team auswählen.» (mc/pg)