«Early Electrifiers» befeuern das Wachstum von Elektromobilität und Solarenergie
St. Gallen – Der Klimawandel ist in der Realität der Bevölkerung angekommen. 78 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sagen, sie hätten noch nie so viele extreme Wetterereignisse erlebt wie im Jahr 2021. Für neun von zehn Befragten ist der Klimaschutz auch in Zeiten der Pandemie sehr wichtig. Die jüngste Ausgabe des Kundenbarometers erneuerbare Energien zeigt, dass klimaschonende Lösungen für Mobilität und Gebäude in der Schweiz zunehmend gefragt sind. Wachstumspotenziale ergeben sich vor allem im Zusammenspiel von Solarenergie, Elektromobilität, Wärmepumpen und Batteriespeicher. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Raiffeisen Schweiz und EnergieSchweiz, unter wissenschaftlicher Leitung des Lehrstuhls für Management erneuerbarer Energien der Universität St.Gallen.
68 Prozent der Bevölkerung Schweiz stimmen der Aussage zu oder eher zu, dass die Ablehnung des CO2-Gesetzes im Juni 2021 kein «Nein» zum Klimaschutz gewesen sei. Angesichts der extremen Wetterereignisse des vergangenen Sommers sehen die Befragten Handlungsbedarf in Wirtschaft, Politik und Bildungswesen. 77 Prozent finden, die Schweizerische Nationalbank sollte bei ihren Investitionen vermehrt auf Klimaschutz achten. 62 Prozent der Befragten sehen in Investitionen der Banken in fossile Energieprojekte (Kohle, Öl, Gas) im Ausland ein Risiko für den Schweizer Finanzplatz. 94 Prozent meinen, Schweizer Energieversorger sollten im Inland mehr in erneuerbare Energien investieren. Und 83 Prozent geben an, dass Klimaschutz in Schulen und Hochschulen einen grösseren Stellenwert einnehmen sollte.
Technologiekonvergenz: «Early Electrifiers» als neue Kraft
Mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen entsteht durch den Einsatz fossiler Energie in Gebäuden und beim Verkehr. Die Elektrifizierung des Endverbrauchs kann, in Kombination mit erneuerbaren Energien, einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion der Emissionen leisten. Vier Schlüsseltechnologien in diesem Bereich verzeichnen hohe Zuwachsraten: Solarenergie (Photovoltaik), Batteriespeicher, Wärmepumpen und Elektromobilität. Während Wärmepumpen sich seit längerer Zeit grosser Beliebtheit bei Schweizer Hauseigentümerinnen und -eigentümern erfreuen, verläuft derzeit insbesondere das Wachstum von Solarenergie und Elektromobilität exponentiell. Die Ergebnisse des Kundenbarometers lassen Rückschlüsse auf die Eigenschaften dieser Zielgruppe der «Early Electrifiers» zu: sie verteilen sich gleichmässig auf die Sprachregionen, sind eher männlich und gut ausgebildet, wohnen eher in städtischen Gebieten und verfügen über ein überdurchschnittliches Einkommen.
Elektromobilität: «My home is my charging station»
Angesichts einer zunehmenden Modellvielfalt an Elektrofahrzeugen rückt das Thema Ladeinfrastruktur in den Mittelpunkt. Hier bestätigt sich in der Schweiz die Tendenz aus anderen Vorreiterländern der Elektromobilität (z.B. Norwegen), wonach das Fahrzeug vor allem zu Hause aufgeladen wird. Diejenigen, die am Kauf eines Elektroautos interessiert sind, erwarten durchschnittlich 71 Prozent der Ladevorgänge zu Hause vorzunehmen. Unter den Elektroauto-Besitzern steigt dieser Wert sogar auf 87 Prozent. Die öffentliche Ladeinfrastruktur halten 24 Prozent der Kaufinteressenten für ausreichend oder eher ausreichend – nach dem Kauf steigt dieser Wert auf 66 Prozent. Ausbaufähig ist die Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz: Die Kaufinteressenten denken, jedes zehnte Mal hier zu laden, in der tatsächlichen Erfahrung der Elektroauto-Besitzer ist es sogar nur 1 Prozent. Wenn Arbeitgeber vermehrt Lademöglichkeiten anbieten, könnte dies die Verbreitung der Elektromobilität weiter unterstützen. Damit können auch neue Zielgruppen erschlossen werden, zum Beispiel Mieter ohne eigenen Stellplatz. Weil tagsüber viel Solarstrom produziert wird, kann das Laden am Arbeitsplatz auch einen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz leisten.
Gebäudeintegrierte Photovoltaik: Die unbekannte Schönheit
Das Wachstum der Solarenergie findet heute überwiegend in Form von sogenannten Aufdach-Anlagen statt, bei denen standardisierte Photovoltaik-Module nachträglich auf bestehenden Dachflächen montiert werden. Eine Alternative bieten gebäudeintegrierte PV-Anlagen, die herkömmliche Dachziegel oder Fassadenelemente ersetzen und so die Gebäudehülle zum Kraftwerk machen. Die gebäudeintegrierte Photovoltaik (GIPV) ist den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten noch weitgehend unbekannt: Nur 1 Prozent der Befragten geben an, selbst eine GIPV-Anlage zu besitzen, weitere 15 Prozent haben schon einmal eine GIPV-Anlage gesehen. Nachdem sie sieben Fotos Schweizer GIPV-Anlagen gezeigt bekommen, sagen 77 Prozent der Befragten, dass sie diese Form der Solarenergie schön finden, und 65 Prozent sehen darin eine wertsteigernde Investition im Gebäudebereich. (Universität St. Gallen/mc/pg)