Reto Lipp, SF-Moderator «ECO». (Copyright: SRF/Marcus Gyger)
Zürich – Die Schweizer Gewerkschaften haben in den letzten vier Jahrzehnten ein Viertel ihrer Mitglieder verloren. Sie sind Opfer ihres eigenen Erfolgs. «ECO» widmet sich zwei Tage vor dem Tag der Arbeit in einer Spezialsendung der Rolle der Schweizer Gewerkschaften.
Seit rund 150 Jahren gibt es Gewerkschaften in der Schweiz. Sie haben viel erreicht: Die Arbeitszeit hat sich von 100 Stunden pro Woche auf rund 42 mehr als halbiert, alle Arbeitnehmenden haben Anspruch auf mindestens vier Wochen Ferien, die Löhne und der Wohlstand sind stark gestiegen. Was können die Gewerkschaften noch erreichen, was der breiten Arbeitnehmerschaft bieten? Braucht es die Gewerkschaften überhaupt noch? «ECO» widmet sich diesen Fragen in einer Spezialsendung am Montag, 29. April 2013, zwei Tage vor dem 1. Mai, dem Tag der Arbeit.
Konfrontation versus Kuschelkurs
In der Frage, wie der Mitgliederschwund zu stoppen sei, sind sich die Gewerkschaften völlig uneins. Die Unia, die grösste Arbeitnehmervertreterin der Schweiz, hat dem Arbeitsfrieden abgeschworen und setzt auf Konfrontation und Streik. Andere wollen explizit keine Gewerkschaft im herkömmlichen Sinn mehr sein. So setzt Angestellte Schweiz auf Harmonie und Kooperation mit den Arbeitgebern. Rote Fahnen und politische Parolen sind dieser Organisation ein Greuel. «ECO» über zwei Modelle, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Faszinierende Fabrikkulisse
Reto Lipp begrüsst sie in der Spezialsendung für einmal aus dem «ECO»-Studio in Zürich sondern aus einer Industriebrache im Kanton Bern: der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil. Seit drei Jahren stehen dort die Maschinen still. Die Fabrik und ihre 250 Angestellten wurden Opfer der zu hohen Produktionskosten in der Schweiz – wie viele andere auch. Die Gewerkschaften verlieren so ihre klassische Klientel, die Arbeiter.
Ökonomen im Streitgespräch
In einer Produktionshalle der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil kommt es auch zum Streitgespräch. Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, und Beat Kappeler, liberaler Publizist und ehemaliger Gewerkschaftssekretär, diskutieren über sinnvolle und aussichtslose Aktivitäten der Gewerkschaften – und deren Daseinsberechtigung.
Gewerkschaft für Millionäre
Einige von ihnen verdienen Millionen, doch auch sie haben ihre Gewerkschaft: die Profi-Fussballer. Während im Ausland die Spielervertretungen lange Tradition haben und erfolgreich Streiks durchführen, ist die Fussballer-Gewerkschaft in der Schweiz kaum bekannt. Dabei existiert die Swiss Association of Football Players (SAFP) bereits seit über zehn Jahren und versucht seither, den Spielern eine einflussreiche Stimme zu geben. Das gleiche Ziel hatte Andy Egli in den 1990er-Jahren mit seiner Gewerkschaft Profoot. Der ehemalige Fussballstar ist aber gescheitert. (SRF/mc/ps)
Montag, 29. April 2013, 22.20 Uhr, SRF 1