Zürich – Die Neuauflage der weltweiten Diversity-Studie von Egon Zehnder zeigt, dass in Sachen Vielfalt die Schweiz dabei ist, den Anschluss zu verlieren.
Der Anteil von Frauen in Verwaltungsräten in der Schweiz wächst immer langsamer. Das ist ein Ergebnis einer Neuauflage der globalen Diversity-Studie, die Egon Zehnder seit 2004 durchführt. Initiativen, die auf eine Balance der Geschlechter abzielen, werden ihr Ziel «bei diesem Tempo klar verfehlen», so Simone Stebler, Beraterin bei Egon Zehnder. In der Schweiz hatten 94,6 Prozent der befragten Unternehmen mindestens eine Frau im Verwaltungsrat, und der Anteil der Frauen im Verwaltungsrat erreichte 2018 22,3 Prozent. Die Schweiz hat zwar den Anteil der Frauen in den Verwaltungsräten von 2004 bis 2018 um 13,3 Prozent erhöht, im Vergleich dazu hat jedoch Westeuropa im gleichen Zeitraum den Frauenanteil in den Verwaltungsräten um 21,0 Prozent erhöht.
Auch fehlen nach wie vor weibliche CEOs und CFOs. Weibliche CEOs machten 2,7 Prozent aller CEOs der in der Schweiz analysierten grossen Unternehmen aus. Dieser Anteil ist sogar niedriger als der Durchschnitt in Westeuropa, wo durchschnittlich lediglich 4,2 Prozent der CEOs Frauen sind. Der Anteil weiblicher CFOs in der Schweiz lag mit 5,7 Prozent ebenfalls unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 11,2 Prozent.
«Der Wunsch und durchaus auch Druck von Investoren, der Öffentlichkeit und anderer Anspruchs-gruppen nach mehr Vielfalt ist für Unternehmen mit Sitz in der Schweiz immer stärker spürbar. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass ohne sie keine moderne Innovationskultur vorstellbar ist», verdeutlicht Simone Stebler. Die Frage, wie dieser gewünschte Kulturwandel in der Praxis erreicht werden kann, ist allerdings trotz jahrelanger Diskussion noch immer nicht zufriedenstellend beantwortet. Zweifellos gehöre dies zu den «wichtigsten unternehmenskulturellen Herausforderungen dieser Zeit».
Gender Diversity in der Schweiz
In der Schweiz hatten 37,8 Prozent der befragten Unternehmen mindestens drei Frauen im Verwaltungsrat, was einem Anstieg von 10,6 Prozent gegenüber 2016 entspricht. Damit liegt der Anteil unter dem globalen Durchschnitt von 41,5 Prozent im Jahr 2018, gegenüber 36,2 Prozent im Jahr 2016. Studien weisen in diesem Zusammenhang auf drei hin, als die Anzahl Frauen, die es braucht, um eine «kritische Masse» zu erreichen, die sowohl in der Art und Weise, wie der Vorstand geführt wird, als auch in der Art und Weise, wie Frauen ihre Erkenntnisse teilen, Veränderungen bewirken kann.
Von den analysierten Unternehmen hatten 2,5 Prozent der Frauen mehr als ein Verwaltungsratsmandat, verglichen mit 8,4 Prozent der Männer in der Studie von Egon Zehnder. Dies stand im Gegensatz zu einem globalen Trend, dass Frauen etwas häufiger mehrere Verwaltungstratsmandate haben als Männer. Im globalen Durchschnitt hielten 13,2 Prozent der Frauen mehr als ein Mandat, verglichen mit 9,6 Prozent der Männer.
In der Schweiz sind Frauen in Leitungspositionen innerhalb des Verwaltungsrats sehr selten. Die globalen Ergebnisse zeigten, dass nur 3,5 Prozenrt aller Verwaltungsratspräsidien in Frauenhand waren, und dass dieser Prozentsatz in den letzten zwei Jahren sogar von 3,9 Prozent auf 3,5 Prozent gesunken ist. In der Schweiz waren 2,6 Prozent der Verwaltungsratspräsidien von Frauen besetzt. Der Anteil der Frauen mit einem Komiteevorsitz lag in der Schweiz mit 14,4 Prozent deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 22,5 Prozent.
Licht am Ende des Tunnels wird bei der Besetzung von neuen Verwaltungsratsmandaten sichtbar. Im Jahr 2018 wurden 36,8 Prozent der neuen Verwaltungsratsmandate in der Schweiz von Frauen besetzt, was über dem globalen Durchschnitt von 27,0 Prozent liegt. Insgesamt machten neue Verwaltungsrats-mandate 10,4 Prozent aller Verwaltungsratsmandate in der Schweiz aus, gegenüber 13,8 Prozent im Jahr 2016.
«Es gilt Ambitionen zu erhöhen und auf ein Ziel von mindestens drei Frauen pro Gremium und über alle Hierarchiebenen hinweg hinzuarbeiten. Der Pool an diversen Talenten kann dabei beträchtlich vergrössert werden, wenn anstatt nur auf Erfahrung vielmehr auf Potenzial gesetzt wird. Unser Research zeigt, dass Führungskräfte mit ausgeprägten Potenzial-Faktoren wie Neugier, Engagement, ganzheitliches Denken und Entschlossenheit in Situationen erfolgreich sind, für die sie keine vorbestehende Erfahrung mitbringen», so Simone Stebler.
International Diversity: Zunehmende Bedeutung in einer vernetzten Welt
In der Schweiz hatten 94,6 Prozent der befragten Unternehmen eine internationale Vertretung in ihrem Verwaltungsrat. Im Vergleich dazu lag der globale Gesamtdurchschnitt bei 72,0 Prozent der Unternehmen mit internationaler Präsenz, gegenüber 70,1 Prozent im Jahr 2016.
Bei den neuen internationalen Verwaltungsratsmandaten in der Schweiz gingen 86,8 Prozent aller Verwaltungsratsmandate an Ausländer, deutlich mehr als der globale Durchschnitt von 31,1 Prozent.
Diversity Tracker
Machen Sie sich Ihr eigenes Bild über die Ergebnisse: Ein Vergleich der Schweizer und globalen Daten entnehmen Sie bitte dem interaktiven Tracker auf www.egonzehnder.com/global-board-diversity-tracker
Gender Diversity International
International sind 20,4 Prozent aller Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglieder weiblich gegenüber 18,5 Prozent im Jahr 2016. Frankreich zeigt 2018 die grösste Vielfalt mit 42 Prozent weiblichen Board-Mitgliedern. Das Schlusslicht bilden Ungarn, Japan, Saudi-Arabien, Südkorea und die Vereinigten Arabischen Emirate. Bei Neubesetzungen geht global weniger als ein Drittel an Frauen mit 27 Prozent; in Westeuropa, USA und Kanada liegt der Schnitt hingegen bei 35 Prozent. Weitere Details entnehmen Sie bitte der englischsprachigen Studie und einer begleitenden Pressemitteilung auf der Website von Egon Zehnder www.egonzehnder.com/global-board-diversity-tracker/download (Egon Zehnder/mc/ps)
Über die Studie
Egon Zehnder verfolgt seit 2004 die Vielfalt von Boards. Frauen sind in Führungsgremien auf der ganzen Welt nach wie vor unterrepräsentiert, auch wenn führende Manager, Investoren und Interessen-gruppen sich für Veränderungen einsetzen. Der Egon Zehnder Global Board Diversity Tracker untersucht alle zwei Jahre die Gremien der grössten Unternehmen weltweit. Dazu wurden 2018 1610 Unternehmen aus 44 Ländern mit einer Marktkapitalisierung von jeweils mehr als CHF 8 Mrd. erfasst – mit wenigen Ausnahmen, um sicherzustellen, dass die Studie die Verwaltungsräte von mindestens sechs der grössten Unternehmen in jedem Land geprüft hat. Die Studie untersucht nicht nur Gender, sondern auch Alter und Nationalität. In der Schweiz wurden 37 Unternehmen untersucht. Weitere Details entnehmen Sie bitte der englischsprachigen Studie und einer begleitenden Pressemitteilung auf der Website von Egon Zehnder: www.egonzehnder.com
Die Studien stehen unter den folgenden Links zum Herunterladen zur Verfügung:
Global Board Diversity Tracker (PDF: 6,8 MB)