Eigenheim 2.0: Interaktiver Video-Fussboden

Eigenheim 2.0: Interaktiver Video-Fussboden

Fussboden 2.0: der GravitySpace in Aktion. (Foto: Hasso Plattner Institut)

Potsdam – Die Integration hochmoderner Computertechnologie in die häusliche Umgebung der User ist für die Forschung genauso spannend wie herausfordernd. Dass auch in Deutschland mit Hochdruck an dem «Eigenheim 2.0» gearbeitet wird, zeigt ein aktuelles Projekt am Hasso Plattner Institut (HPI) in Potsdam. Dort haben Wissenschaftler einen Prototyp eines interaktiven Video-Fussbodens namens «GravitySpace» entwickelt, der über verschiedene Sensoren das Gewicht und die Bewegung von Usern erfassen kann und diese auf Basis der gesammelten Daten gewissermassen virtuell spiegelt. Auf diese Weise sollen sich künftig vernetzte Anwendungen und Geräte im eigenen Haushalt wesentlich einfach steuern lassen.

«GravitySpace ist eine neue Methode, mehr über die Personen eines Raums zu erfahren, um sie dadurch besser unterstützen zu können», erklären Projektleiter Dominik Schmidt und Patrick Baudisch, Leiter der HPI-Forschungsgruppe «The Human Computer Interaction», die Grundidee im Gespräch mit pressetext. Im Gegensatz zu traditionellen Kamera-basierten Verfahren nehme GravitySpace lediglich den direkten Kontakt mit dem Fussboden wahr, etwa hochauflösende Fussabdrücke oder die Umrandung von Möbeln. «Der Vorteil aus technischer Sicht ist, dass die Wahrnehmung des Raums überall gleich gut ist. Der Vorteil aus Benutzersicht ist, dass die Technologie in den Hintergrund tritt. Wer möchte schon in einem Raum voller Kameras leben?», fragen die Forscher.

Innovatives System
Kernstück des GravitySpace-Prototyps ist ein acht Quadratmeter grosses Bodenstück, das aus 6,4 Zentimeter dickem Glas mit einer gummiartigen, berührungsempfindlichen Beschichtung besteht und über eine entsprechend ausgehöhlte Vertiefung in einen Standard-Fussboden eingesetzt werden kann. Um Menschen, die sich darauf bewegen, korrekt erfassen bzw. virtuell spiegeln zu können, sind in einem darunterliegenden Raum zudem eine Infrarotkamera sowie ein hochauflösender Videoprojektor angebracht, die Fussabdrücke auf der Oberfläche registrieren und Videosignale auf die Oberseite der Glassfläche weiterleiten.

Sobald sich ein Nutzer über die touch-sensitive Bodenplatte bewegt, erzeugt die Infrarotkamera auf Basis der gesammelten Daten ein virtuelles Abbild des jeweiligen Fussabdrucks. «Der Berührungssensor ist so hochauflösend, dass er sogar den Sohlenabdruck, die Beschaffenheit des verwendeten Materials bis hin zu den Knien der User erkennen kann», betont Baudisch. Eine spezielle Software registriert genau, wo sich die Nutzer im Raum aufhalten und wie sie sich bewegen und erstellt daraus ein virtuelles Videoabbild.

Längerfristiger Plan
«Im Moment liegt unser Fokus ganz klar auf der Forschung», beschreiben Schmidt und Baudisch den aktuellen Stand ihres Projekts, das unter anderem auch von Microsoft Research Cambridge gefördert wird. Längerfristig gesehen soll die Funktionalität von GravitySpace aber auch deutlich breiter verfügbar werden. «Wir denken hier zum Beispiel an druckempfindliche Teppiche, die in normalen Wohnräumen verlegt werden können», so die Forscher abschliessend. (pte/mc/ps)

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