Einkaufschefs müssen auf die neuen Marktveränderungen schneller reagieren

CFO

 Internationale Roland Berger-Studie untersucht Trends in sieben führenden Industriebranchen und die Herausforderungen für den Einkauf.

Zürich / München – Branchenspezifische Trends wie der hohe Kostendruck in der Automobilindustrie, Markt- und Produktionsverschiebung nach Asien im Maschinenbau und High-Tech-Bereich, Verschiebung der Wettbewerbslandschaft im Transportsektor und die Ressourcenknappheit in der Chemieindustrie stellen Einkaufschefs in den Unternehmen (Chief Procurement Officers – CPOs) vor grosse Herausforderungen. Denn schliesslich müssen Einkaufsverantwortliche in der Lage sein, die Qualität, die pünktliche Lieferung sowie die Kosten der eingekauften Dienstleistungen und Produkte unter einen Hut zu bringen.

So identifiziert die internationale Studie «CPO Agenda 2014» von Roland Berger Strategy Consultants die wichtigsten Trends und notwendigen Hebel für die Einkaufschefs von sieben Hauptindustrien: Automotive-, Chemie-, High-Tech- und Verbrauchsgüterindustrie, Gesundheitswesen sowie Transport- und Finanzsektor.

Die Einkaufsagenda: Kurz- und mittelfristige Massnahmen
Für die überwiegende Mehrheit der internationalen Unternehmen aus verschiedenen Bereichen steht das Jahr 2014 vor allem im Zeichen von Kosteneinsparungen (90%). Ausserdem haben sie vor, die Qualität der Produkte kurzfristig zu sichern (87%) und die schnelle Verfügbarkeit der Waren zu garantieren (84%). Dafür wollen Firmen auf die richtigen Hebel setzen. So planen die Einkaufsverantwortlichen, mit den einzelnen Fachabteilungen im Unternehmen enger zusammenzuarbeiten, um die genauen Produktanforderungen besser zu definieren. Auf diesem Weg lassen sich z.B. Produktspezifikationen optimieren und Stückkosten senken. Um eine höhere Produktqualität zu erreichen, wollen Einkaufschefs ausserdem die Qualitätsanforderungen an ihre Lieferanten vertraglich enger fixieren und verstärkt nachhalten.

Doch Einkaufschefs sollten auch langfristiger denken und Trends frühzeitig erkennen, die sich auf den Einkauf negativ auswirken können, um passende Lösungen für das eigene Unternehmen zu finden. «Sie sollten zum Beispiel ein innovatives Zulieferernetz entwickeln und auf so gennannte Zulieferer-Partnerschaften 2.0 setzen», rät der Procurement-Experte Sven Siepen, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants Schweiz. «Es geht nicht nur darum, dass Produkte rechtzeitig geliefert werden; Firmen sollten vielmehr richtige Innovationen in Zusammenarbeit mit den Lieferanten entwickeln, wie man dies schon lange z.B. aus der Aerospace-Industrie kennt. Denn so entsteht eine  echte Win-Win-Situation: Neue Produkte werden nach dem tatsächlichen Marktbedarf entwickelt und erfolgreich eingeführt. Zugleich lassen sich die Kosten besser auf alle Kooperationspartner verteilen.»

Automotive: Zuliefererpartnerschaften in neuen Märkten
Die Einkaufsmanager der Automobilbranche müssen sich zum Beispiel auf drei wichtige Branchentrends einstellen: die steigende Nachfrage in den Entwicklungsländern, die Veränderungen in der Wertschöpfungskette sowie die zunehmende Bedeutung eines starken Risikomanagements. Daraus ergibt sich dann der Handlungsbedarf für den Einkauf: So geben die Studienteilnehmer aus dem Automotive-Bereich z.B. an, vor allem ihre Lieferanten-Partnerschaften in den kommenden Jahren ausbauen zu wollen (91%).

«Die immer stärkere Verschiebung der Märkte nach China, Indien und Brasilien zwingt die Branche dazu, neue und differenzierte Modelle der Zusammenarbeit mit den Lieferanten zu entwickeln», sagt Siepen. «Dabei wollen Automobilhersteller ihre Zulieferer in die Entwicklung neuer Lösungen stärker einbinden, um gemeinsam Kosten- und Wettbewerbsvorteile zu erreichen.» Ein grosses Augenmerk legen Firmen dabei auf ein tiefgreifendes Markt- und Kundenverständnis, gerade in Schwellenländern, um die richtigen Produkte mit den passenden Eigenschaften bereitzustellen. «Ein lokales und innovatives Lieferantennetzwerk kann hier einen wertvollen Beitrag leisten», rät Siepen. Im Umkehrschluss besteht Potenzial für die spezialisierten und global vertretenen Automobilzulieferer in der Schweiz. Diese sollten sich insbesondere in den automobilen Wachstumsmärkten in China und Südostasien darauf einrichten und ihre Kompetenzen in diesen Regionen ausbauen.»

Chemie: Ressourcenknappheit und Umweltverträglichkeit im Blick
Die in der Schweiz traditionell starke Chemieindustrie kämpft vor allem mit dem Problem der Ressourcenknappheit. Deshalb spielt bei mehr als 70 Prozent der befragten Branchenunternehmen das Risikomanagement im Einkauf eine sehr wichtige Rolle. «Chemiekonzerne müssen sich mit hohen und zugleich volatileren Rohstoffkosten sowie wichtigen Umweltaspekten der Endprodukte auseinandersetzen», erklärt Siepen. «Hier ist besonders wichtig, dass die Einkaufsverantwortlichen mögliche Fluktuationen systematisch identifizieren.»

Engere Kooperationen mit den Lieferanten sollen der Branche ausserdem helfen, umweltverträglichere Produkte zu entwickeln. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz aus den aufstrebenden Märkten ist ausserdem wichtig, Lösungen mit einem hohen Mehrwert auf den Markt zu bringen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. «Doch um die Bedürfnisse der Zielgruppe optimal zu erreichen und dabei die Einkaufskosten zu senken, sollten auch Einkaufschefs die genauen Wünsche und Zahlbereitschaft der Kunden verstehen», sagt Roland Berger-Partner Knapp. «Nur so können Firmen gute Produkte zu akzeptablen Kosten erfolgreich auf den Markt bringen.» (Roland Berger/mc/ps)

 

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